In diesem Beitrag stellt Luisa Dieringer folgenden Aufsatz vor:
Besand, Anja (2020): Politische Bildung unter Druck. Zum Umgang mit Rechtspopulismus in der Institution Schule; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 14-15/2020, S. 4-9, online unter: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/APuZ_2020-14-15_online.pdf.
Zu Beginn ihres Aufsatzes legt Besand fest, um welche Fragen es ihr hauptsächlich bei dieser Thematik geht. So fragt sie zum einen, wie die politische Bildung in der Schule auf den zunehmenden Rechtspopulismus reagieren soll. Des Weiteren stellt sie zur Debatte, inwiefern die Institution Schule überhaupt von dieser Thematik betroffen ist. Zudem wird beleuchtet, wie und ob sich staatliche Institutionen zu bestimmten gesellschaftlich kontroversen Themen positionieren sollten und was eine solche Positionierung für mögliche Hürden mit sich bringen könnte. Dabei gliedert Besand ihren Aufsatz in vier Teile. Zunächst wird die Problematik aufgerollt, im weiteren Verlauf wird beschrieben, inwiefern die Institution Schule überhaupt betroffen ist, wie Lehrkräfte mit solchen Situationen umgehen und zu guter Letzt, welche Handlungsoptionen bestehen.
Was ist das Problem?
Inwiefern ist die Institution Schule verpflichtet, rechtspopulistische Positionen im Unterricht zu thematisieren? Gibt es überhaupt Bedarf für Kommunikation bezüglich solcher Positionen? Was bedeutet dies für die Lehrpersonen? Schwer fällt es, laut Besand, da solche Positionen in anderen Bereichen des Lebens ausführlich behandelt werden und leider zeitweise sogar offen im Bundestag gelebt werden.
Sie gibt zu bedenken, dass die Existenz rechten Denkens nicht neu ist. Nach und nach breitet sich dieses Gedankengut immer weiter aus – mittlerweile von der reinen Politik bis hin zum öffentlichen Raum. Ein großes Problem sieht Besand des Weiteren in der raschen Verbreitung dieser Positionen. Viele (vermeintlich Nicht-Rechte) Politiker*innen geben rechtspopulistische sowie rechtsradikale Äußerungen von sich, was letztendlich zu einer „Enthemmung […] in der alltäglichen Kommunikation“ (S. 5) führt.
Inwiefern ist die Schule betroffen?
In dieser Passage analysiert die Autorin die Stellung der Lehrperson. Sie gibt zu Beginn zu bedenken, dass viele Lehrpersonen verunsichert und zurückhaltend an diese Thematik herangehen. Diese Unsicherheit resultiert unter anderem daraus, dass Privatleuten (erstmals 2018) die Möglichkeit geboten wird, Lehrpersonen auf Plattformen anzuzeigen, welche sich kritisch der AfD gegenüber äußern. Welche Regeln gibt es für Lehrende nun tatsächlich im Umgang mit politischen Themen?
Im Sächsischen Schulgesetz zum Beispiel gibt es hier klare Richtlinien: "allen Menschen vorurteilsfrei zu begegnen, unabhängig von ihrer ethnischen und kulturellen Herkunft, äußeren Erscheinung, ihren religiösen und weltanschaulichen Ansichten und ihrer sexuellen Orientierung sowie für diskriminierungsfreies Miteinander einzutreten" (§1, Absatz 5, Satz 4) und "Ursachen und Gefahren der Ideologie des Nationalsozialismus sowie anderer totalitärer und autoritärer Regime zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken" (§1, Absatz 5, Satz 8) (S. 05).
Demnach müssen Lehrpersonen nicht, wie oft angenommen, politische Neutralität zeigen. Im weiteren Verlauf thematisiert Besand nun, wie diese Werte im Optimalfall an die Lernenden herangebracht werden können. Stupides Auswendiglernen funktioniert hier nun mal nicht. Um die Unsicherheiten der Lehrpersonen zu verdeutlichen, skizziert die Autorin dann vier Beispiele, an welchen deutlich zu erkennen ist, dass keine klaren Handlungskompetenzen vorhanden waren.
Diese vier Beispiele sind im Zuge des Projekts „Starke Lehrer – Starke Schüler“ entstanden, welches das Ziel hat, „Lehrkräfte bei der Entwicklung angemessener Handlungsstrategien in der Auseinandersetzung mit antidemokratischen Tendenzen zu unterstützen.“ (S. 6).
Wie reagieren Lehrerinnen und Lehrer?
Viele Lehrpersonen sind sich unsicher, wie mit rassistischen Bemerkungen, fremdenfeindlichen Äußerungen oder ähnlichen Situationen umzugehen ist. Zum Teil finden diese auch außerhalb ihrer Reichweite statt, wie zum Beispiel auf dem Pausenhof oder in Chatrooms. Andere Lehrer*innen wiederum fühlen sich erst gar nicht verantwortlich - besonders dann, wenn es darum geht, das Fehlverhalten von Kolleg*innen oder Eltern zu kommentieren und zu korrigieren.
Besand gibt zudem an, dass viele Lehrpersonen solche Situationen als „Bewährungsprobe“ ihrer Handlungskompetenz ansehen. Hierbei gilt dann oft die Devise, lieber nichts zu tun, als die Auseinandersetzung zu „verlieren“ (vgl. S. 7).
Handlungsperspektiven
Im letzten Abschnitt ihres Aufsatzes gibt Besand einen breit gefächerten Überblick zu möglichen Optionen, wie mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in der Schule umgegangen werden kann und sollte. Ignorieren ist in jedem Fall das Schlimmste, was getan werden kann. Zudem gibt Besand zu bedenken, dass Überreagieren oder „das Einordnen in Freund-Feind-Kategorien“ keine guten Handlungsstrategien seien (vgl. S. 8).
Hilfreich sind ihrer Meinung nach vielmehr Hausordnungen, Leitbilder oder Handlungsvorgaben für Konfliktsituationen. Der Beutelsbacher Konsens bietet zudem seit den 1970er Jahren einen klaren Leitfaden, wie mit politischer Bildung in der Schule umgangen werden soll. Hierbei geht es aber auf keinen Fall darum, aus der Institution Schule einen unpolitischen Ort zu machen (vgl. S. 8).
Viele Lehrpersonen scheinen Hemmungen zu haben hinsichtlich der Thematisierung von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Sie befürchten, dass sie den Kindern diese Thematik zum ersten Mal zugänglich und bekannt machen. Aufgrund des Internet ist diese Annahme jedoch stark zu bezweifeln. Die Schulkinder sind im Durchschnitt weit früher mit dieser Thematik in Kontakt gekommen, als diese im Unterricht thematisiert wird.
Gerade deshalb ist Besand der Meinung, dass nur ein problemorientierter Umgang zielführend ist. Jedoch muss diese Arbeit nicht allein im Unterrichtsalltag geschehen. Die Autorin gibt den Ratschlag, dass auch viel in Einzelgesprächen aufgearbeitet werden kann. Darüber hinaus rät Besand zu frühzeitiger und regelmäßiger Kommunikation mit Kolleg*innen und anderen Institutionen.
Besand bietet einen weiten Überblick über die Thematik „Rechtspopulismus in der Institution Schule“. Ihren Aufsatz strukturiert sie mit Hilfe anfänglich gestellter Leitfragen. Gegen Ende ihres Aufsatzes bietet sie viele mögliche Handlungsperspektiven, die meiner Meinung nach sehr sinnvoll, realitätsnah und durchweg umsetzbar sind.
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