Als am 30. Juli 2018 im indischen Bundesstaat Assam das vorläufige
Bürgerregister herausgegeben wird, sitzt der Schreck bei vier Millionen Menschen tief. Denn laut diesem Register sind sie illegale BewohnerInnen in Assam und verlieren damit ihre Bürgerrechte in Indien. Eines fällt auf: Es fehlen vor allem die Namen muslimischer Menschen mehrheitlich aus Bangladesch, die zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges zwischen Pakistan und Ostpakistan (heutiges Bangladesch), Ende der 1970er Jahre, nach Indien flohen. Zu dieser Zeit hatte sich Indien Ostpakistan als Allianz angeschlossen und Pakistan verlor den Krieg. Die Konsequenz daraus war, dass Millionen von Flüchtlingen aus Bangladesch in das indische Assam flohen und sich ansiedelten.
Das vorläufige Bürgerregister wurde erstellt, um festzulegen, wer im Osten Indiens als Staatsbürger gilt. Das Hauptkriterium für
die Registrierung ist der Nachweis, dass die eigene Familie vor dem 25. März 1971 in Assam lebte. Ein Blick auf die Datierung des Bangladesch-Krieges zeigt, dass dieser genau an jenem Tag im März begann und somit die Geflüchteten des Krieges von vorne herein eine schwierigere Voraussetzung hatten, diesen Nachweis zu erbringen. Damit drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Aktion gegen Muslime handelt.
Es ist nicht das erste Mal, dass muslimische BürgerInnen in Indien derartiges erleben. Berichte, dass Minderheiten in Indien alltäglich Nachteile in der Gesellschaft Indiens erleben sind nicht selten zu vernehmen. Der Konflikt zwischen dem mehrheitlich hinduistisch geprägten Land und der muslimischen Minderheit ist weit in die Vergangenheit Indien zurückzuführen und lässt seit der Unabhängigkeit Extreme auf der Bildfläche erscheinen. Als Hindu-Nationalisten, Populisten und Hindu-Fundamentalisten versucht man sie begrifflich aufzufassen (vgl.
Wolf, 2008).
Diese Konflikte sorgen für Spannungen in der Gesellschaft und in der Innenpolitik. Indien ist in seiner Außenpolitik stark an der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union interessiert und bemüht sich um gute wirtschaftliche Beziehungen und Investitionen aus Deutschland, um die Wirtschaft im Land zu stärken. Für seine wirtschaftlichen Bemühungen wird Indiens Premierminister immer wieder gelobt, allerdings gibt es auch
Kritik an seiner politischen Orientierung, denn diese soll die Ungleichheiten in der Gesellschaft weiter bestärken. Diese Innenpolitik in Kombination mit einer wirtschaftlich orientierten Außenpolitik macht Indien zu einem Akteur, der schwierig einzuschätzen ist.
Dieser Beitrag versucht eine Skizzierung des Populismus in Indien und fokussiert sich hierbei auf den extremen Bereich in Form des Hindunationalismus, der heute wieder an Bedeutung gewonnen hat. Hierbei werden die Begriffe Nationalismus und Populismus voneinander abzugrenzen sein, um den Hindunationalismus besser zu verorten. Der Populismus in Indien hat im Laufe der Geschichte unterschiedliche Formen angenommen. Diese Formen werden präsentiert, und ein historischer Rückblick zeigt die Probleme zwischen Hindus und Muslimen im Land an beispielhaften Ereignissen auf. Die Ideologie wird in Bezug auf die Religion und am Prinzip der „Hindutva“ erläutert. Anhand der Hauptorganisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) und der lokalen Vereinigung „Shiv Sena“ sollen die Arbeitsweise und die Organisation innerhalb der Hindunationalisten verdeutlicht werden. Den Schluss bildet ein Fazit, sowie der Ausblick, welche Gefahren von dieser Form des Populismus ausgehen und ob der Hindunationalismus als eine Form des Populismus gesehen werden kann.