2016: Donald Trump gewinnt die US-Präsidentenwahl
Im Jahr 2016 ist Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt worden. Er gehört der Partei der Republikaner an und gilt als Populist. Er provoziert, beleidigt und äußert sich immer wieder rassistisch sowie sexistisch. Doch warum wird gerade so jemand Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika?
Um das zu verstehen, müssen zunächst drei große Problemfelder in Amerika näher beleuchtet werden. Das erste hängt mit dem demographischen Wandel zusammen. Die Gesamtbevölkerung der Amerikaner wächst und gleichzeitig nimmt der Anteil der Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu. Das sollte eigentlich kein Problem sein, jedoch bekamen dadurch viele Amerikaner, vor allem ältere, weiße Männer, Angst vor Kontroll- und Machtverlust.
Das zweite große Problemfeld besteht aus der unterschiedlich beantworteten Frage nach Normen und Werten. Es besteht ein „Kulturkampf“ zwischen den Liberalen und den Wertkonservativen, die stark religiös geprägt sind. Themen in diesem Kampf sind beispielsweise verschiedene Ansichten über die Familienplanung und Geschlechterrollen, das Abtreibungsrecht, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und Lehrpläne an Schulen.
Der dritte Punkt, der die Amerikaner beschäftigte, war die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Auch wenn die USA die stärkste und innovativste Volkswirtschaft ist, haben viele das Gefühl, wirtschaftlich abgehängt worden zu sein. Dies sind hauptsächlich Arbeiter ohne High-School-Abschluss, die aufgrund der fortschreitenden Automatisierung oder Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland keinen Job mehr bekommen. Die Einkommensschere zwischen diesen Arbeitern und den Hochschulabsolventen wird immer größer.
Die aus diesen drei Bereichen entstandenen Brüche wurden von den Republikanern und Demokraten nicht überwunden, sondern eher verstärkt. Die beiden Parteien entwickelten sich mehr und mehr auseinander, machten somit Kompromisse immer schwerer, und die gesellschaftliche Unzufriedenheit stieg an. Der rechte Rand der Republikaner wuchs und radikalisierte sich immer mehr (Tea-Party-Bewegung).
Die siegreiche Strategie von Donald Trump, mit der er in diesen Zeiten die Präsidentschaftswahlen gewann, war es, Tabus zu brechen, Ängste zu schüren, Fakten zu verleugnen und statt Lösungsvorschlägen nur simple Parolen zu bieten. Er versprach, „Amerika wieder groß zu machen“, es also wieder in die Vergangenheit zurückzuführen und arbeitete so mit Stimmungen. Den von Verlustängsten geprägten Wähler wurde somit versichert, dass das Land ihnen gehörte und sie die „wahren Amerikaner“ seinen. Er fütterte die Ängste der Wähler, identifizierte Sündenböcke und inszenierte sich selbst als den Retter (Groitl 2017, S. 1-4).
Moderner Rassismus
Auch Rassismus und rassistische Denkweisen entwickeln sich. So kann man von einer modernen Form von Rassismus sprechen, bei dem die Ungleichheit von Menschen nicht mehr biologisch, sondern kulturell begründet wird. Die „andere Kultur“ wird dabei ähnlich wie bei der Vorstellung von „Rassen“ als homogene Masse gesehen, stereotypisiert und hierarchisch heruntergesetzt. Man spricht von einem „Neo-Rassismus“ oder einem „Rassismus ohne Rassen“ (nach Balibar 1992, zit. in Hormel 2018, S. 85). Bei Trump wird diese moderne Form von Rassismus deutlich. Dazu lohnt es sich, Zitate von Trump über die vier Demokratinnen Rashida Tlaib, Ilhan Omar, Alexandria Ocasio-Cortez und AyannaPressley, näher zu beleuchten:
- "Ich denke in einigen Fällen, dass sie unser Land hassen.“
- "Diese Kongressfrauen, ihre Äußerungen nähren den Aufstieg einer gefährlichen, militanten Links-Außen-Bewegung.“
- "Sie wollen unsere Verfassung zerstören. Die Werte, die dieses wunderbare Land aufgebaut hat, beseitigen.“ (Tagesschau, 18.07.2019)
Auch den demokratischen afroamerikanischen Abgeordneten und Bürgerrechtler Elijah Cummings attackierte Trump verbal auf Twitter. Er schrieb, sein Wahlbezirk sei "ein widerlicher, von Ratten und Nagetieren verseuchter Dreck“. Auf die Anschuldigungen, dass diese Aussage rassistisch sei, reagierte Trump jedoch nur mit Abstreiten: „In mir steckt kein Stück Rassismus.“ Er habe nur den Mut, etwas auszusprechen, was jeder denkt (Tagesschau, 30.07.2019).
Nach dem Entwicklungsstufenkonzept von Bennett befindet sich Donald Trump damit auf der Stufe der Abwehr. Er betont immer wieder die Überlegenheit der „Weißen“ und die Bedrohung durch die Einwanderung der Menschen mit dunkler Hautfarbe. Außerdem stereotypisiert er, indem er sagt, „die afroamerikanischen Stadtteile von Baltimore, Atlanta und Chicago seien nun einmal "kriminalitätsverseucht"“.
Literatur
- Groitl, Gerlinde (2017): Donald Trump: Populist im Weißen Haus - Hintergründe und Perspektiven. In: Arbeitspapier Sicherheitspolitik, Nr. 1/2017. Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Einzusehen unter: https://www.baks.bund.de/de/arbeitspapiere/2017/donald-trump-populist-im-weissen-haus-hintergruende-und-perspektiven (Stand 29.06.2020)
- Hormel, Ulrike (2018): Rassismus und Diskriminierung. In: Gogolin, Ingrid / Georgi, Viola B. / Krüger-Potratz, Marianne / Lengyel, Drorit/ Sandfuchs, Uwe (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Pädagogik. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
- Tagesschau (18.07.2020): Rassistische Verbalattacken: Trump will es nicht lassen. https://www.tagesschau.de/ausland/trump-tweets-resolution-kongress-105.html (Stand: 29.06.2020)
- Tagesschau (30.07.2019): Rassismus-Vorwurf: Das Kalkül hinter Trumps Attacken. https://www.tagesschau.de/ausland/trump-grenzueberschreitungen-101.html (Stand: 29.07.2020)
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