Dienstag, 28. Juli 2020

Trumps Wahlkampf: Verstrichene Chancen, Schmutzkampagnen und Hoffnung

Ein Beitrag von Konstantin Grabowski

Die Corona-Pandemie hat die USA fest im Griff. Seit Ende Juni gehen die Infektionszahlen weiter nach oben, am 17. Juli sind es bereits über 70.000 Neuinfektionen. Die „Black Lives Matter (BML)“ Bewegung ist nach wie vor präsent. Die Wirtschaft leidet weiterhin unter den Einschränkungen zur Bekämpfung der Krise, und zu Beginn des Monats haben sich weitere 1,4 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Dazu kommt noch, dass im November Präsidentschaftswahlen stattfinden, welche entscheiden, ob Amerika einen neuen Präsidenten bekommt, oder den Alten behält. Und ein Mann steht mittendrin: Donald Trump.


Bis zur Präsidentschaftswahl sind es noch knapp vier Monate, und es sieht momentan nicht gut aus für Trump. In den Umfragen liegt er weiterhin stark zurück. Auch durch seinen Umgang mit der Krise fällt das Vertrauen in ihn weiter. Pennsylvania, Wisconsin und Michigan sind laut Umfragen wieder in „demokratischer Hand“ und auch in Georgia und Arizona liegt Biden, der Spitzenkandidat und Widersacher Trumps, wenn auch nur knapp, vor Trump. Das veranlasst Trump nun dazu, gezielt in diesen Staaten Wahlkampfwerbung zu schalten. Und: Trump wird immer weiter in einen Verteidigungskampf gezwängt, doch hätte sich dies einfach vermeiden lassen:

Neue Wähler erschließen: Trumps Aufstieg war ein schneller. Mit seinem Populismus und Gespür dafür, was die Menschen hören wollen, ist er sehr schnell an Wählerstimmen gekommen. Dabei hat er es aber nicht geschafft, nach seiner Ernennung zum Präsidenten neue Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Und noch etwas hat er verpasst: 

Retter in der Krise: Die Corona-Krise hätte für Trump eine perfekte Chance dargestellt, die Grundpfeiler für die Wahl im November zu legen. Trump hätte sich als starker Held mit Maske hinstellen und einen harten Lockdown verordnen können. Er hätte aus dieser Krise das Vertrauen der Amerikaner für sich gewinnen können, das zerrissene Land wieder einigen und sich international besser aufstellen können. Jedoch ließ er diese Chance ungenutzt verstreichen.

Stattdessen fährt er nun eine Schmutzkampagne gegen den Chefvirologen Fauci, der in Kreisen des Weißen Hauses „Dr. Gloom and Doom“ genannt wird. Das Presseteam des Weißen Hauses verbreitet Falschaussagen gegen ihn und Topberater Peter Navarro klingt in seinen Pressemitteilungen eher wie ein kleinerer Donald Trump als ein Krisenberater.

Aber nicht nur gegen Fauci geht die Trump-Administration mit schmutzigen Mitteln vor. Trump allein polemisiert diesen Wahlkampf mit denunzierenden Aussagen wie „sleepy Joe“, „Fake News“ oder gegen die BLM-Bewegung. Marxisten, welche er indirekt als Demokraten darstellt, würden versuchen, die Geschichte und Kultur der USA zu zerstören. Seine Rede zum Unabhängigkeitstag war eine klare Botschaft an seine Stammwähler.

Damit Trump wieder an Boden gutmacht oder sogar gewinnt, müssten einige Dinge passieren. Drei davon möchte ich hier darlegen:
  • Die Wirtschaft erholt sich vor der Wahl rasant. Eine sogenannte V-Erholung.
  • Erfolge bei der Eindämmung des Corona-Virus oder die Entwicklung eines Impfstoffes vor der Wahl.
  • Ein Einbruch von Biden bei den TV-Debatten, indem Bidens Syntax zusammenbricht und sich „sleepy Joe“ bewahrheitet.
Letztendlich ist die Zeit bis zu den Wahlen aus politischer Sicht eine halbe Ewigkeit. Natürlich will man den Schock von 2016 nicht noch einmal haben, als man Trump die Chance auf einen Sieg absprach, weil er in Umfragewerten hinter Hillary Clinton lag. Helmut Norpoth, ein deutscher Politikprofessor an der Stony-Brook-Universität in den USA, rechnet mit seinem Primary Model einen 91% Sieg für Trump aus. Er war einer der ganz wenigen, die 2016 Trumps Sieg vorhergesagt haben. Das Primary Model, welches er entwickelt, hat seit 1996 jede Präsidentschaftswahl korrekt vorhergesagt. Es bleibt also spannend. 

Literatur

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