Ein Hinweis von Markus Schüle
Der Karnevalsumzug in der belgischen Stadt Aalst wurde dieses Jahr erneut von Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbiner, und Nicola Beer, Vizepräsidentin des EU-Parlaments und Vorsitzende der Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus, kritisiert. Obwohl die UNESCO den 600 Jahre alten Aalster Karneval bereits letztes Jahr aus der Liste des immateriellen Weltkulturerbes gestrichen hat, schreckten die Teilnehmenden beim Umzugs wieder nicht vor antisemitischen Darstellungen zurück.
Der Bürgermeister Christoph D’Haese von der Partei N-VA rechtfertigte den Vorfall mit dem Argument, dass Grenzüberschreitung dem Ritual von Karneval entspreche und darüber hinaus auch über lokale und nationale Politik gespottet werde. Dass er mit dieser Aussage aus dem Fehler des letzten Jahres nichts gelernt hat und rechtspopulistische Teile seiner flämisch-nationalistischen Partei N-VA bedient, scheint ihn nicht zu kümmern.
Stattdessen bietet der Karneval womöglich für rechtspopulistische Parteien eine ideale Gelegenheit, anti-elitäres, anti-europäisches und rechtes Gedankengut zu verbreiten, ohne dafür politisch-gesellschaftliche Ablehnung zu kassieren. Die Frage, wie viel an Karneval erlaubt ist und in welchem Rahmen sich die Redefreiheit auch im Kontext Karneval bewegt, sollte im gesellschaftlichen Diskurs neu überdacht werden.
Weitere Informationen zum Geschehen bietet der Zeit-Artikel „Rabbiner kritisieren antisemitische Figuren im Karneval in Aalst“ vom 24.02.2020.
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