Quelle: AfD Live: Es spricht Markus Frohnmaier, 2015
"Wenn wir kommen, wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet" (Frohnmaier 2015). Aussagen wie diese kommen vom Kopf der Jungen Alternative (JA), die Markus Frohnmaier und Sven Tritschler seit 2015 anführen. Frohnmaier ist zudem Pressesprecher von Frauke Petry, zeigt sich in Facebook als jung, smart und geschäftstüchtig. Ein Vorbild für junge Menschen?
„Ihr seid 14 bis 35 Jahre alt und wollt Deutschland wieder großartig machen? Dann kommt zur Jungen Alternative für Deutschland“, so wirbt die JA Ostbayern angelehnt an Trumps Ausspruch „Make America great again!“ im Januar 2017 um neue Mitglieder. Doch wie stellt sich die JA diese in ihren Augen großartige Zukunft Deutschlands konkret vor und warum warnen Expert*innen vor der Jugendorganisation der AfD?
Die Junge Alternative – Bezug zur AfD, Gründung und Mitglieder
Die Alternative für Deutschland wurde im Frühjahr 2013 gegründet und galt damals als Anti-EU-Partei mit einem hohen Anteil neoliberal denkender Professor*innen unter dem Vorsitz des ehemaligen Professors für Volkswirtschaft Bernd Lucke (vgl. Torsten Oppelland für bpb.de 2016). In seiner Rede auf dem Gründungsparteitag der AfD behauptete dieser, die Partei komme „aus der Mitte der Gesellschaft“ (vgl. Bebnowski 2013, S. 1). Die AfD sei laut des stellvertretenden Parteivorsitzenden Alexander Gauland „eine Graswurzelbewegung (...), bei der jeder mitentscheiden kann, anders als bei den Konsensparteien, die nur noch von oben Politik machen und die Menschen nicht mitnehmen“ (Ingo Salmen für tagesspiegel.de 2016).
2015 änderte die AfD nach innerparteilichen Konflikten ihre Ausrichtung: In einer Mail zum geplanten Grundsatzprogramm schrieb die AfD-Politikerin Beatrix von Storch, dass
„der Islam das brisanteste Thema des Programms überhaupt“ und für die „Außenkommunikation“ am besten geeignet sei. „Asyl und Euro sind verbraucht, bringen nichts Neues“, so Storch weiter. „Die Presse wird sich auf unsere Ablehnung des politischen Islams stürzen wie auf kein zweites Thema des Programms.“ (Markus Grill für correctiv.org 2016)
Die AfD ist zum Rechtspopulismus zu zählen, denn sie nutzt Populismus als Strategie des Machterwerbs und emotionalisiert die Politik: Durch die Konstruktion eines vertikalen Gegensatzes von „oben“ und „unten“ sieht sie sich als selbsternannten Anwalt des Volkes. Zum Rechtspopulismus wird der Populismus durch die verklärende Sicht auf die Vergangenheit und die Ausgrenzung aller Menschen, die nicht zum Volk gehören sollen, wie Migrant*innen, Minderheiten oder auch sozial Randständige. Dieser horizontale Gegensatz wird zum Aufbau eines Zugehörigkeitsgefühl genutzt (vgl. Glossar der bpb.de 2013).
Auch nach Werner Bauer gehört zur Definition von Rechtspopulismus neben der vertikalen Abgrenzung zwischen Volk und Elite auch die horizontale Abgrenzung von als nicht-zugehörig definierten Menschengruppen (vgl. Bauer 2016, S. 8). Demnach ist die AfD als rechtspopulistisch zu begreifen.
Wie sieht es bei der JA aus?
Die JA wurde 2013 in Darmstadt gegründet und gilt seit dem 28. November 2015 als Jugendorganisation der Partei AfD. Der JA stehen der Kölner Sven Tritschler und der Jura-Student Markus Frohnmaier vor. Letzterer hat gute Kontakte zu den rechten Gruppierungen Der Flügel und der Patriotischen Plattform (vgl. Häusler; Roeser; Scholten 2016, S. 132).
Die Junge Alternative hat Stand Januar 2016 etwa 900 Mitglieder, von ihnen sind rund 90 Prozent gleichzeitig Mitglied in der Alternative für Deutschland (vgl. Homepage der JA). Neben dieser engen personellen Verzahnung unterstützen die Mitglieder*innen der JA ihre Mutterpartei auch inhaltlich und organisatorisch: Sie „erarbeiten eigene politische Programme und Forderungen, um sie in die AfD und in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen. Zudem organisieren (sie) Informations-, Diskussions- und Bildungsveranstaltungen für junge Leute.“ (ebd.). „Als Jugendorganisation könne man in seinen Positionen und Forderungen 'mutiger' sein als die AfD, da man weniger im Rampenlicht“ stehe. (Herkenhoff in Häußler 2016, S. 202)
In ihrer Selbstdarstellung bezeichnet sich die JA als eine der am schnellsten wachsenden politischen Jugendorganisationen Deutschlands, die unter dem Motto „'Verstand statt Ideologie' (...) Konservative, Liberale, Libertäre, Bürgerrechtler und weitere politische Strömungen der AfD“ (Homepage der Jungen Alternative 2017) im Alter von 14 bis 35 Jahren anspricht. Diese Gruppe „eint die Sorge um Deutschland als Staat in einem friedlichen Europa der Vielfalt. (Sie) eint die Sorge um die Generationengerechtigkeit. (Sie) eint die Sorge um die Zukunft.“ (ebd.)
Quelle: Facebook-Profil der JA Ostbayern, Januar 2017
Die Mitglieder der JA „lehnen 'Political Correctness' und Denkverbote ab“ (Homepage der Jungen Alternative) und sehen darin „Ideologien“ (ebd.). „Auch mutige, fragwürdige oder irrsinnige Meinungen verdienen es, gehört zu werden“ (ebd.). Zudem diffamieren sie etablierte Zeitungen, frei nach dem Motto „Lügenpresse“.
Quelle: Facebook-Profil von Sven Tritschler, Februar 2017
Laut dem Sozialwissenschaftler Alexander Häußler ist die JA deutlich weiter rechts als die AfD. Die JA „rekrutiere ihren Anhang aus dem burschenschaftlichen Milieu und Vertretern der sogenannten ‚Neuen Rechten‘“ (Häußler; Roeser in Zick; Küpper 2016, S. 134)“, zudem geben ihre Mitglieder Interviews in rechtsextremen Zeitschriften.
Themen - womit beschäftigt sich die JA?
In ihren Anfängen 2013 positionierte sich die JA, thematisch angelehnt an die AfD, für einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union und dem Euro, sie forderte zudem eine Auflösung der EU (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 201).
Außerdem sprach sich die JA spätestens mit ihrer Online-Kampagne „Gleichberechtigung statt Gleichmacherei“ ab 2014 gegen Gendermainstreaming und Feminismus aus. „Insbesondere die politische Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (...) stellt sich in diesem Sinne kontrovers als antifeministische Kraft dar“ (Bebnowski, S. 10). Mit provokanten Aussagen stellte sie sich gegen Gleichstellung von nicht-heterosexuellen Menschen und den Bildungsplan 2015, der unterschiedliche sexuelle Orientierungen im Unterricht thematisiert. Dabei folgte sie einer völkischen Anschauung von konservativen Familienbildern und lehnen andersartige ab (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 205f.).
Themen - womit beschäftigt sich die JA?
In ihren Anfängen 2013 positionierte sich die JA, thematisch angelehnt an die AfD, für einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union und dem Euro, sie forderte zudem eine Auflösung der EU (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 201).
Außerdem sprach sich die JA spätestens mit ihrer Online-Kampagne „Gleichberechtigung statt Gleichmacherei“ ab 2014 gegen Gendermainstreaming und Feminismus aus. „Insbesondere die politische Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (...) stellt sich in diesem Sinne kontrovers als antifeministische Kraft dar“ (Bebnowski, S. 10). Mit provokanten Aussagen stellte sie sich gegen Gleichstellung von nicht-heterosexuellen Menschen und den Bildungsplan 2015, der unterschiedliche sexuelle Orientierungen im Unterricht thematisiert. Dabei folgte sie einer völkischen Anschauung von konservativen Familienbildern und lehnen andersartige ab (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 205f.).
Quelle: Facebook-Profil der JA Nordbaden, Februar 2017
Des weiteren machte sich die JA vor allem ab 2014 für begrenzte Sozialleistungen für Migrant*innen stark, forderte eine Kopftuchverbot für Beamt*innen und eine Asylpolitik, die Geflüchtete abschrecken soll, nach Europa zu kommen (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 203f.). Zudem schürten sie Angst vor einer „Islamisierung Deutschlands“. Laut dem JA-Vorsitzendem Baden-Württembergs Frohnmaier herrsche „eine regelrechte Deutschenfeindlichkeit unter ausländischen oder ausländisch-stämmigen Kindern und Jugendlichen in Form von ethnisch motivierten tätlichen Übergriffen auf Einheimische“ (Herkenhoff in Häußler, S. 204).
Nach den Terroranschlägen in Brüssel 2016 forderte die JA, allen voran Markus Frohnmaier, ein „Verbot islamischer Migration nach Europa. Bei aller Liebe für die vielen friedlichen Muslime, die unter uns leben – genug ist genug. Nach Europa kommende Muslime sind spätestens jetzt ein potentielles Sicherheitsrisiko. Jedenfalls für die nächsten Jahre darf es deshalb keinen einzigen ausländischen Muslim geben, der nach Europa kommt. Die zunehmende Islamisierung und Terrorisierung des Abendlandes muss beendet werden“ (Homepage der Jungen Alternative 2016).
Quelle: Facebook-Profil der JA Deutschland, Februar 2017
Das Aufgreifen dieser polarisierenden aktuellen Themen ist typisch für extreme Parteien und sehr öffentlichkeitswirksam. Denn es ebnet ihnen den Weg, ihre vermeintlichen Lösungsstrategien für die angesprochenen Themen unter die Menschen zu bringen. Gleichzeitig degradieren sie die anderen Parteien als abgehoben und unfähig, auf die „Normalbürger*innen“ einzugehen und werten somit ihre eigenen politischen Ideen auf und legitimieren diese. Zudem bezeichnen sie sich als Tabubrecher*innen, die sich nicht der „Political Correctnes“ unterwerfen, sondern verbreiten ihre menschenfeindlichen Theorien und Ideologie unverhohlen und verschieben damit die Grenzen des Sagbaren (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 204).
Verbindung nach rechts außen?
„„Das ist schon fast unverhohlen rechtsradikal, was da teilweise veröffentlicht wird“, so beurteilt der Soziologe Alexander Häusler die Junge Alternative. Er begründet dies durch die personelle Überschneidung mit den Neuen Rechten und rechten Burschenschaften ebenso wie der Autorenschaft für rechte Magazine. „„Die Junge Alternative positioniert sich noch weiter rechts als die AfD".“ (Christoph Asche für spiegel.de 2014)
Schon 2014 war die JA attraktiv für Rechtsgesinnte, unter anderem lud sie damals den umstrittenen Chef der rechtspopulistischen britischen UKIP zu einer politischen Veranstaltung nach Köln ein. Nach dieser Aktion wollte Lucke sich von der JA distanzieren und eine eigene neue Jugendorganisation aufbauen (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016).
In ihrem Facebook-Eintrag zum Volkstrauertag hat sich die Dresdner JA an der Rede Walter Strohmeiers, einem Funktionär der rechtsextremen Kleinpartei Der III. Weg orientiert, die dieser am 15. November 2014 in Wunsiedel gehalten hat und bezeichnete darin den Weltkrieg als deutschen Freiheitskampf (vgl. Matthias Meisner für tagesspiegel.de 2016).
Auch Burschenschaftler*innen engagieren sich in der AfD-Jugend. Im Frühjahr 2014 musste der damals amtierende stellvertretende Vorsitzende der JA Benjamin Nolte sein Amt niederlegen, als seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft Danubia bekannt wurde (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016). Der JA-NRW-Vizechef Alexander Jungblut ist Mitglied der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn, auf deren Gelände 2014 ein Treffen von neu-rechts eingestuften Verlagen und Gruppierungen stattfand (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 205).
Zudem fanden Besuche von JA-lern auf Feiern des neu-rechten Studienzentrums Weikersheim (2013) und der Jungen Freiheit (2014) statt. Daneben gibt es Kontakte zu rechten Gruppierungen wie dem konservativ-freiheitlichen Kreis, dem rassistischen Blog PI-News, der Patriotischen Plattform und dem Verein Gedächtnisstätte e.V.. Außerdem ließen sich einige Mitglieder*innen der JA, unter ihnen beispielsweise Markus Frohnmaier, von neu-rechten Magazinen wie der Blauen Narzisse, der Preußischen allgemeinen Zeitung und Die Aula interviewen oder sind selbst als Autoren für diese Zeitschriften tätig (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 206f.).
Durch die vermehrten rechten, rassistischen und islamfeindlichen Aussprüche, Postings und Verbindungen zu rechten Gruppen tritt die JA als Brücke zur rechtsradikalen Szene auf (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016), was zu vielzähligen Hetzkommentaren auf Facebook führte (vgl. Christoph Asche für spiegel.de 2014).
Bis zum Herbst 2016 hatten sich sowohl die AfD als auch die JA öffentlich gegen die Aufnahme von Mitglieder*innen aus der Identitären Bewegung ausgesprochen. Der Bundesvorsitzende der JA Frohnmaier sagte diesbezüglich im Juli 2016 in einem Interview der FAZ: „Antragsteller, die sich in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation betätigen oder betätigt haben, werden von uns konsequent abgelehnt" (Justus Bender für faz.net 2016).
Die ursprünglich aus Frankreich stammende Identitäre Bewegung handelt nach der Ideologie des Ethnopluralismus und sieht die scheinbare „Islamisierung“ als Gefahr für die „europäische Kultur“. Sie zählt 400 Mitglieder*innen, auf Facebook wurde sie jedoch über 50.000 mal geliked (vgl. Facebook-Seite der Identitären Bewegung 2017). Seit ihrer Gründung steht die Bewegung wegen menschenverachtender Aussagen und Aktionen unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes (vgl. zeit.de 2017).
Während die AfD an ihrer Distanzierung von der Identitären Bewegung weiterhin festhält, überschneiden sich JA und IB mittlerweile inhaltlich wie personell. Veranlasst wurde dies unter anderem durch Thorsten Weiß, seit Herbst 2016 Vorsitzender der JA in Berlin. Schon im Wahlkampf hatte er Unterstützung durch Jannik Brämer, einem aktivem Mitglied der IB, außerdem war Weiß früher gemeinsam mit IB-Anhänger*innen auf politischen Veranstaltungen und hielt dort auch Reden (vgl. von Biermann; Faigle; Geisler; Polke-Majewski für zeit.de 2016).
Weiß bezog Stellung zu der Zusammenarbeit von JA und IB, so sei es „überhaupt nicht verwerflich", laut Weiß, dass Personen aus der AfD und der IB „Veranstaltungen gegenseitig besuchen oder gemeinsam an Demonstrationen teilnehmen" (zeit.de 2017). In der Mitgliedschaft gebe es zudem Überschneidungen. Die Mitglieder der IB „ticken gar nicht so unterschiedlich zu uns, sie drücken sich nur anders aus“ (ebd.).
Auch in der AfD lassen sich Überschneidungen zu rechten Gruppierungen finden (vgl. blog.schattenbericht.de 2016 und von Biermann; Faigle; Geisler; Polke-Majewski für zeit.de 2016).
Trotz dieser personellen und inhaltlichen Überschneidungen mit rechten Gruppierungen und Medien distanziert sich die JA von nationalsozialistischem und rassistischem Denken vor dem Hintergrund, gesellschaftlich anschlussfähig zu sein und nicht als rechtsextrem gelabelt zu werden. Sie folgt vielmehr, wie auch die IB, dem Ethnopluralismus, der nicht mehr wie im Nationalsozialismus zwischen „Menschenrassen“ differenziert, sondern die vermeintlichen Unterschiede in den „Kulturen“ sieht. Diese Kulturen wiederum sind aber nach dem Ethnopluralismus fest an Regionen gebunden. Laut dem Verständnis der JA und auch der IB gebe es demnach eine europäische Kultur, die vor der Kultur des Islams zu schützen sei, da Kulturen nicht vermischt werden dürften. Eine Vermischung würde in Chaos und der Zerstörung der Kulturen enden (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 208).
Das Aufgreifen dieser polarisierenden aktuellen Themen ist typisch für extreme Parteien und sehr öffentlichkeitswirksam. Denn es ebnet ihnen den Weg, ihre vermeintlichen Lösungsstrategien für die angesprochenen Themen unter die Menschen zu bringen. Gleichzeitig degradieren sie die anderen Parteien als abgehoben und unfähig, auf die „Normalbürger*innen“ einzugehen und werten somit ihre eigenen politischen Ideen auf und legitimieren diese. Zudem bezeichnen sie sich als Tabubrecher*innen, die sich nicht der „Political Correctnes“ unterwerfen, sondern verbreiten ihre menschenfeindlichen Theorien und Ideologie unverhohlen und verschieben damit die Grenzen des Sagbaren (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 204).
Verbindung nach rechts außen?
„„Das ist schon fast unverhohlen rechtsradikal, was da teilweise veröffentlicht wird“, so beurteilt der Soziologe Alexander Häusler die Junge Alternative. Er begründet dies durch die personelle Überschneidung mit den Neuen Rechten und rechten Burschenschaften ebenso wie der Autorenschaft für rechte Magazine. „„Die Junge Alternative positioniert sich noch weiter rechts als die AfD".“ (Christoph Asche für spiegel.de 2014)
Schon 2014 war die JA attraktiv für Rechtsgesinnte, unter anderem lud sie damals den umstrittenen Chef der rechtspopulistischen britischen UKIP zu einer politischen Veranstaltung nach Köln ein. Nach dieser Aktion wollte Lucke sich von der JA distanzieren und eine eigene neue Jugendorganisation aufbauen (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016).
In ihrem Facebook-Eintrag zum Volkstrauertag hat sich die Dresdner JA an der Rede Walter Strohmeiers, einem Funktionär der rechtsextremen Kleinpartei Der III. Weg orientiert, die dieser am 15. November 2014 in Wunsiedel gehalten hat und bezeichnete darin den Weltkrieg als deutschen Freiheitskampf (vgl. Matthias Meisner für tagesspiegel.de 2016).
Auch Burschenschaftler*innen engagieren sich in der AfD-Jugend. Im Frühjahr 2014 musste der damals amtierende stellvertretende Vorsitzende der JA Benjamin Nolte sein Amt niederlegen, als seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft Danubia bekannt wurde (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016). Der JA-NRW-Vizechef Alexander Jungblut ist Mitglied der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn, auf deren Gelände 2014 ein Treffen von neu-rechts eingestuften Verlagen und Gruppierungen stattfand (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 205).
Zudem fanden Besuche von JA-lern auf Feiern des neu-rechten Studienzentrums Weikersheim (2013) und der Jungen Freiheit (2014) statt. Daneben gibt es Kontakte zu rechten Gruppierungen wie dem konservativ-freiheitlichen Kreis, dem rassistischen Blog PI-News, der Patriotischen Plattform und dem Verein Gedächtnisstätte e.V.. Außerdem ließen sich einige Mitglieder*innen der JA, unter ihnen beispielsweise Markus Frohnmaier, von neu-rechten Magazinen wie der Blauen Narzisse, der Preußischen allgemeinen Zeitung und Die Aula interviewen oder sind selbst als Autoren für diese Zeitschriften tätig (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 206f.).
Durch die vermehrten rechten, rassistischen und islamfeindlichen Aussprüche, Postings und Verbindungen zu rechten Gruppen tritt die JA als Brücke zur rechtsradikalen Szene auf (vgl. Christoph Kluge für zeit.de 2016), was zu vielzähligen Hetzkommentaren auf Facebook führte (vgl. Christoph Asche für spiegel.de 2014).
Bis zum Herbst 2016 hatten sich sowohl die AfD als auch die JA öffentlich gegen die Aufnahme von Mitglieder*innen aus der Identitären Bewegung ausgesprochen. Der Bundesvorsitzende der JA Frohnmaier sagte diesbezüglich im Juli 2016 in einem Interview der FAZ: „Antragsteller, die sich in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation betätigen oder betätigt haben, werden von uns konsequent abgelehnt" (Justus Bender für faz.net 2016).
Die ursprünglich aus Frankreich stammende Identitäre Bewegung handelt nach der Ideologie des Ethnopluralismus und sieht die scheinbare „Islamisierung“ als Gefahr für die „europäische Kultur“. Sie zählt 400 Mitglieder*innen, auf Facebook wurde sie jedoch über 50.000 mal geliked (vgl. Facebook-Seite der Identitären Bewegung 2017). Seit ihrer Gründung steht die Bewegung wegen menschenverachtender Aussagen und Aktionen unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes (vgl. zeit.de 2017).
Während die AfD an ihrer Distanzierung von der Identitären Bewegung weiterhin festhält, überschneiden sich JA und IB mittlerweile inhaltlich wie personell. Veranlasst wurde dies unter anderem durch Thorsten Weiß, seit Herbst 2016 Vorsitzender der JA in Berlin. Schon im Wahlkampf hatte er Unterstützung durch Jannik Brämer, einem aktivem Mitglied der IB, außerdem war Weiß früher gemeinsam mit IB-Anhänger*innen auf politischen Veranstaltungen und hielt dort auch Reden (vgl. von Biermann; Faigle; Geisler; Polke-Majewski für zeit.de 2016).
Weiß bezog Stellung zu der Zusammenarbeit von JA und IB, so sei es „überhaupt nicht verwerflich", laut Weiß, dass Personen aus der AfD und der IB „Veranstaltungen gegenseitig besuchen oder gemeinsam an Demonstrationen teilnehmen" (zeit.de 2017). In der Mitgliedschaft gebe es zudem Überschneidungen. Die Mitglieder der IB „ticken gar nicht so unterschiedlich zu uns, sie drücken sich nur anders aus“ (ebd.).
Auch in der AfD lassen sich Überschneidungen zu rechten Gruppierungen finden (vgl. blog.schattenbericht.de 2016 und von Biermann; Faigle; Geisler; Polke-Majewski für zeit.de 2016).
Trotz dieser personellen und inhaltlichen Überschneidungen mit rechten Gruppierungen und Medien distanziert sich die JA von nationalsozialistischem und rassistischem Denken vor dem Hintergrund, gesellschaftlich anschlussfähig zu sein und nicht als rechtsextrem gelabelt zu werden. Sie folgt vielmehr, wie auch die IB, dem Ethnopluralismus, der nicht mehr wie im Nationalsozialismus zwischen „Menschenrassen“ differenziert, sondern die vermeintlichen Unterschiede in den „Kulturen“ sieht. Diese Kulturen wiederum sind aber nach dem Ethnopluralismus fest an Regionen gebunden. Laut dem Verständnis der JA und auch der IB gebe es demnach eine europäische Kultur, die vor der Kultur des Islams zu schützen sei, da Kulturen nicht vermischt werden dürften. Eine Vermischung würde in Chaos und der Zerstörung der Kulturen enden (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 208).
Quelle: Facebook-Profil des Frankfurter Schulschlußes in Facebook-Profil der JA Deutschland, Januar 2017
Zudem distanzieren sich die Neuen Rechten und die Junge Alternative vom Nationalsozialismus und dem Holocaust und beziehen sich dabei geschickt auf die Konservative Revolution, einen Zusammenschluss von Rechtsintellektuellen aus der Zeit der Weimarer Republik, die durch ihre antidemokratische Einstellung auch am Scheitern der Weimarer Republik beteiligt war (vgl. Herkenhoff in Häußler, S. 208). An den Ideen der Konservativen Revolution orientieren sich die meisten der neu-rechten Gruppen, die daher auch an der JA Gefallen finden und ihre Aussprüche und Bilder zu deuten wissen.
Neben diesen für sich sprechenden Tatsachen hat spätestens mit dem Austritt einiger gemäßigter JA-Anhänger*innen, wie Weiß und Brinkmann, und der Übernahme des JA-Vorsitzes durch Tritschler und Frohnmaier „der rechtskonservative Flügel innerhalb der JA mittlerweile endgültig das Ruder übernommen. (...) Hagen Weiß begründete seinen Rücktritt öffentlich damit, es gebe Machtbestrebungen rechter Gruppierungen innerhalb der JA“ (Herkenhoff in Häußler, S. 212).
Neben diesen für sich sprechenden Tatsachen hat spätestens mit dem Austritt einiger gemäßigter JA-Anhänger*innen, wie Weiß und Brinkmann, und der Übernahme des JA-Vorsitzes durch Tritschler und Frohnmaier „der rechtskonservative Flügel innerhalb der JA mittlerweile endgültig das Ruder übernommen. (...) Hagen Weiß begründete seinen Rücktritt öffentlich damit, es gebe Machtbestrebungen rechter Gruppierungen innerhalb der JA“ (Herkenhoff in Häußler, S. 212).
Positionen und Statements – warum engagieren sich junge Menschen für die JA?
Thorben Schwarz macht bald sein Abitur, Max-Eric Thiel ist Mechatroniker, Andreas Schuhmacher studiert auf Lehramt. Alle drei sind junge Männer, erfolgreich, leben in Baden-Württemberg und engagieren sich in der Jungen Alternative. Sie wurden interviewt von Bento. Ivonne, Delphine und Alina sind im selben Alter wie die drei jungen Männer und teilen ihre politische Gesinnung und Parteimitgliedschaft. Sie wurden von Arcadi interviewt, einer Zeitschrift, die sich um den „Spagat zwischen hippem Magazin und konservativer, teils rechtsextremer Gegenkultur bemüht“ und dessen Autor*innen sich „aus dem rechtsextremen Burschenschaftenmilieu und dem Umfeld der Jungen Alternative“ (Yannik Noe für noEFLinz 2017) rekrutieren.
Dem Klischee des arbeitslosen, abgehängten, alten Ostdeutschen, der die AfD aus Frust wählt, entsprechen sie nicht, doch warum sind sie in der JA aktiv? „Mit der Situation in Deutschland sind sie überhaupt nicht zufrieden“ (Sascha Maier für Bento 2017). Ihre persönlichen und politischen Beweggründe können die jungen Männer und Frauen klar benennen:
Max-Eric findet, die EU sei zu einflussstark. Er spricht sich zur Entscheidungsfindung für Volksentscheide aus, wie man sie aus der Schweiz kennt.
Thorben, der zuvor bei den Jungen Liberalen war, hat sich dort nicht länger repräsentiert und verstanden gefühlt, da er entgegen der Position der Jungen Liberalen für eine konservative Gesellschaftspolitik steht, im Blick auf die Wirtschaft jedoch recht liberal denkt. Er scheint zudem auch bei Kleidungsfragen eine klare Vorstellung zu haben, „... Leute mit Jogginghosen... Ich verstehe nicht, wie man so aus dem Haus gehen kann" (Sascha Maier für Bento 2017).
Delphine bezeichnet die gegenwärtige Politik als „Wahnsinn“ (Arcadi 2017), den nur die AfD richten könne. Sie sieht in ihrer Heimatstadt Hamburg „eine Hochburg von Multikulti-Wahn, Kriminalität und Linksextremismus“ und gibt den Altparteien die Schuld daran. Sie hält stark am konservativen Bild der Familie fest: „Die Ehe selber sollte aber Partnerschaften vorbehalten sein, aus denen theoretisch Kinder hervorgehen können. Also Mann und Frau. Von Gendermainstreaming halte ich gar nichts und sehe darin auch keinen Sinn. Es ist eine krankhafte und durchaus gefährliche Ideologie und mehr nicht“ (ebd.).
Auch Ivonne ist unzufrieden mit der Politik in Deutschland, vor allem die Flüchtlingspolitik ist ihr ein Dorn im Auge. Sie sieht sich im Parteiprogramm der AfD besser repräsentiert als in dem der anderen Parteien und findet es positiv, dass die AfD kein Blatt vor den Mund nimmt. Außerdem sind ihr Themen wie das „Erhalten der deutschen Sprache und Kultur, innere und äußere Sicherheit, die Unterstützung des traditionellen Familienbildes, Rückkehr zur leistungsorientierten Bildung im dreigliedrigen Schulsystem und ein getrenntes Europa“ wichtig. „Die AfD ist die Partei, die junge Mütter wirklich ernst nimmt, ihnen mehr Zeit und finanzielle Unterstützung für ihr Kind zugestehen möchte und die Erziehungszeit anerkannt sehen will“ (Arcadi 2017).
Andreas, der Lehrer wird, ist gegen die grün-rote Bildungspolitik in Baden-Württemberg, da er den Themen sexuelle Aufklärung und mehr Akzeptanz für sexuelle Minderheiten im Bildungsplan kritisch und ablehnend gegenübersteht. Er ist gegen die Ehe von homosexuellen Paaren, denn er sieht darin unter anderem die Gefährdung des klassischen Familienbildes. Außerdem hat er ein ausgeprägtes heteronormatives Denken. Thorben denkt ähnlich wie Andreas, er spricht sich gegen Abtreibungen und Gendermainstreaming aus.
Alina betont wie Ivonne, dass die AfD gerade zum Thema Flüchtlingspolitik kritische Fragen stellt. Sie sieht in der AfD die Chance, die Politik und Meinungsbildung zu verändern, was ihrer Meinung nach „bitter notwendig geworden“ (Arcadi 2017) sei.
Außerdem möchten die sechs jungen Frauen und Männer politisch aktiv sein, etwas bewirken, und begründen damit das Engagement in der JA. Sie waren auch zuvor politisch interessiert, sind jedoch bis auf einen erst durch die JA in eine politische Organisation eingetreten, da sie hier auf Gleichgesinnte trafen und ihre Themen vertreten sehen.
Die Tatsache, dass sie sich in ihrem ursprünglichen Umfeld aufgrund ihrer politischen Einstellung rechtfertigen müssen und gemieden werden, scheint sie noch stärker an die JA und AfD zu binden: „Dafür habe ich in der AfD aber viele Menschen kennengelernt, die jetzt immer an meiner Seite stehen“ (Arcadi 2017).
Auf die Frage nach ihrer Position zum Rechtsextremismus distanzieren sich alle drei jungen Männer. Sie wollen nicht mit Nazis gleichgesetzt werden, haben jedoch im gleichen Atemzug ein Aber anzufügen: „Aber manchmal kann ich die Aufregung nicht verstehen, dass jede Position, die nicht Mainstream ist, in diese Ecke gerückt wird. An der Rede von Björn Höcke kann ich inhaltlich nichts Problematisches erkennen" (Sascha Maier für Bento 2017). Zudem haben zwei der jungen Männer Kontakte zu rechtsextrem einzustufenden Personen oder Gruppierungen, und Thorben schreibt in seiner Freizeit Artikel für die rechte politische Monatsschrift eigentümlich frei.
Als politische Vorbilder nennen Thorben, Max-Eric und Andreas Donald Trump mit seiner abwehrenden Haltung gegenüber Muslim*innen und dem Islam. Auch Trumps Umgang mit den Medien imponiert den JA-lern ebenso wie Parteivorsitzende der rechtspopulistischen Parteien in Frankreich Marine Le Pen oder in den Niederlanden Geert Wilders (vgl. Sascha Maier für Bento 2017).
Thorben Schwarz macht bald sein Abitur, Max-Eric Thiel ist Mechatroniker, Andreas Schuhmacher studiert auf Lehramt. Alle drei sind junge Männer, erfolgreich, leben in Baden-Württemberg und engagieren sich in der Jungen Alternative. Sie wurden interviewt von Bento. Ivonne, Delphine und Alina sind im selben Alter wie die drei jungen Männer und teilen ihre politische Gesinnung und Parteimitgliedschaft. Sie wurden von Arcadi interviewt, einer Zeitschrift, die sich um den „Spagat zwischen hippem Magazin und konservativer, teils rechtsextremer Gegenkultur bemüht“ und dessen Autor*innen sich „aus dem rechtsextremen Burschenschaftenmilieu und dem Umfeld der Jungen Alternative“ (Yannik Noe für noEFLinz 2017) rekrutieren.
Dem Klischee des arbeitslosen, abgehängten, alten Ostdeutschen, der die AfD aus Frust wählt, entsprechen sie nicht, doch warum sind sie in der JA aktiv? „Mit der Situation in Deutschland sind sie überhaupt nicht zufrieden“ (Sascha Maier für Bento 2017). Ihre persönlichen und politischen Beweggründe können die jungen Männer und Frauen klar benennen:
Max-Eric findet, die EU sei zu einflussstark. Er spricht sich zur Entscheidungsfindung für Volksentscheide aus, wie man sie aus der Schweiz kennt.
Thorben, der zuvor bei den Jungen Liberalen war, hat sich dort nicht länger repräsentiert und verstanden gefühlt, da er entgegen der Position der Jungen Liberalen für eine konservative Gesellschaftspolitik steht, im Blick auf die Wirtschaft jedoch recht liberal denkt. Er scheint zudem auch bei Kleidungsfragen eine klare Vorstellung zu haben, „... Leute mit Jogginghosen... Ich verstehe nicht, wie man so aus dem Haus gehen kann" (Sascha Maier für Bento 2017).
Delphine bezeichnet die gegenwärtige Politik als „Wahnsinn“ (Arcadi 2017), den nur die AfD richten könne. Sie sieht in ihrer Heimatstadt Hamburg „eine Hochburg von Multikulti-Wahn, Kriminalität und Linksextremismus“ und gibt den Altparteien die Schuld daran. Sie hält stark am konservativen Bild der Familie fest: „Die Ehe selber sollte aber Partnerschaften vorbehalten sein, aus denen theoretisch Kinder hervorgehen können. Also Mann und Frau. Von Gendermainstreaming halte ich gar nichts und sehe darin auch keinen Sinn. Es ist eine krankhafte und durchaus gefährliche Ideologie und mehr nicht“ (ebd.).
Auch Ivonne ist unzufrieden mit der Politik in Deutschland, vor allem die Flüchtlingspolitik ist ihr ein Dorn im Auge. Sie sieht sich im Parteiprogramm der AfD besser repräsentiert als in dem der anderen Parteien und findet es positiv, dass die AfD kein Blatt vor den Mund nimmt. Außerdem sind ihr Themen wie das „Erhalten der deutschen Sprache und Kultur, innere und äußere Sicherheit, die Unterstützung des traditionellen Familienbildes, Rückkehr zur leistungsorientierten Bildung im dreigliedrigen Schulsystem und ein getrenntes Europa“ wichtig. „Die AfD ist die Partei, die junge Mütter wirklich ernst nimmt, ihnen mehr Zeit und finanzielle Unterstützung für ihr Kind zugestehen möchte und die Erziehungszeit anerkannt sehen will“ (Arcadi 2017).
Andreas, der Lehrer wird, ist gegen die grün-rote Bildungspolitik in Baden-Württemberg, da er den Themen sexuelle Aufklärung und mehr Akzeptanz für sexuelle Minderheiten im Bildungsplan kritisch und ablehnend gegenübersteht. Er ist gegen die Ehe von homosexuellen Paaren, denn er sieht darin unter anderem die Gefährdung des klassischen Familienbildes. Außerdem hat er ein ausgeprägtes heteronormatives Denken. Thorben denkt ähnlich wie Andreas, er spricht sich gegen Abtreibungen und Gendermainstreaming aus.
Alina betont wie Ivonne, dass die AfD gerade zum Thema Flüchtlingspolitik kritische Fragen stellt. Sie sieht in der AfD die Chance, die Politik und Meinungsbildung zu verändern, was ihrer Meinung nach „bitter notwendig geworden“ (Arcadi 2017) sei.
Außerdem möchten die sechs jungen Frauen und Männer politisch aktiv sein, etwas bewirken, und begründen damit das Engagement in der JA. Sie waren auch zuvor politisch interessiert, sind jedoch bis auf einen erst durch die JA in eine politische Organisation eingetreten, da sie hier auf Gleichgesinnte trafen und ihre Themen vertreten sehen.
Die Tatsache, dass sie sich in ihrem ursprünglichen Umfeld aufgrund ihrer politischen Einstellung rechtfertigen müssen und gemieden werden, scheint sie noch stärker an die JA und AfD zu binden: „Dafür habe ich in der AfD aber viele Menschen kennengelernt, die jetzt immer an meiner Seite stehen“ (Arcadi 2017).
Auf die Frage nach ihrer Position zum Rechtsextremismus distanzieren sich alle drei jungen Männer. Sie wollen nicht mit Nazis gleichgesetzt werden, haben jedoch im gleichen Atemzug ein Aber anzufügen: „Aber manchmal kann ich die Aufregung nicht verstehen, dass jede Position, die nicht Mainstream ist, in diese Ecke gerückt wird. An der Rede von Björn Höcke kann ich inhaltlich nichts Problematisches erkennen" (Sascha Maier für Bento 2017). Zudem haben zwei der jungen Männer Kontakte zu rechtsextrem einzustufenden Personen oder Gruppierungen, und Thorben schreibt in seiner Freizeit Artikel für die rechte politische Monatsschrift eigentümlich frei.
Als politische Vorbilder nennen Thorben, Max-Eric und Andreas Donald Trump mit seiner abwehrenden Haltung gegenüber Muslim*innen und dem Islam. Auch Trumps Umgang mit den Medien imponiert den JA-lern ebenso wie Parteivorsitzende der rechtspopulistischen Parteien in Frankreich Marine Le Pen oder in den Niederlanden Geert Wilders (vgl. Sascha Maier für Bento 2017).
Quelle: Facebook-Profil der JA Deutschland, Januar 2017
Die Frage nach ihrer politischen Gesinnung beantworten die jungen Frauen mit Beschreibungen wie national, patriotisch, progressiv und konservativ. Ähnlich wie den jungen Männern sind ihnen „Aufrichtigkeit, Treue und Verlässlichkeit“ ebenso wichtig wie „Tatkraft, Entschlossenheit und Mut“. Ivonne bringt ihre Einstellung so auf den Punkt: „Wenn das alles bedeutet, dass ich rechts bin, dann bin ich’s gern“ (Arcadi 2017). Zudem geben die drei jungen Frauen der als rechts eingestuften Zeitschrift Arcadi ein Interview.
Die drei jungen Männer streben nach „der guten alten Zeit“, ihre Vorbilder sind König Friedrich Wilhelm I, sie streben nach den preussischen Tugenden aus dem 18. Jahrhundert: "Ordnungsliebe, Fleiß, Disziplin, Anstand, Manieren" (Sascha Maier für Bento 2017). Zudem verherrlichen sie das Aufwachsen in einem behüteten Zuhause in einer konservativen Familienkonstruktion.
Diese jungen Menschen sind zwar nicht alle aus denselben Gründen in der JA aktiv. Gründe sind Islamfeindlichkeit, Anti-EU-Haltung und Ablehnung der Flüchtlingspolitik. Ähnlichkeiten lassen sich jedoch in der Absage an die gegenwärtige Politik und Parteienlandschaft finden. Auch in der heteronormativen Denkweise, dem konservativen Familienbild und der ablehnenden Haltung gegenüber dem Gendermainstreaming lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen. Zudem fühlen sie sich von der JA und AfD verstanden und im Parteiprogramm repräsentiert, treffen dort auf Gleichgesinnte und haben mit Anfeindungen aus ihrem Umfeld zu kämpfen. Sie können sich in der Partei verwirklichen und bekommen Anerkennung.
Anziehungskraft auf junge Menschen – warum rechts statt links?
Die drei jungen Männer streben nach „der guten alten Zeit“, ihre Vorbilder sind König Friedrich Wilhelm I, sie streben nach den preussischen Tugenden aus dem 18. Jahrhundert: "Ordnungsliebe, Fleiß, Disziplin, Anstand, Manieren" (Sascha Maier für Bento 2017). Zudem verherrlichen sie das Aufwachsen in einem behüteten Zuhause in einer konservativen Familienkonstruktion.
Diese jungen Menschen sind zwar nicht alle aus denselben Gründen in der JA aktiv. Gründe sind Islamfeindlichkeit, Anti-EU-Haltung und Ablehnung der Flüchtlingspolitik. Ähnlichkeiten lassen sich jedoch in der Absage an die gegenwärtige Politik und Parteienlandschaft finden. Auch in der heteronormativen Denkweise, dem konservativen Familienbild und der ablehnenden Haltung gegenüber dem Gendermainstreaming lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen. Zudem fühlen sie sich von der JA und AfD verstanden und im Parteiprogramm repräsentiert, treffen dort auf Gleichgesinnte und haben mit Anfeindungen aus ihrem Umfeld zu kämpfen. Sie können sich in der Partei verwirklichen und bekommen Anerkennung.
Anziehungskraft auf junge Menschen – warum rechts statt links?
"Die Junge Alternative positioniert sich noch weiter rechts als die AfD", so zitiert spiegel.de den Soziologen Alexander Häusler. Dieser betont die Verbandelung einiger JA-Mitglieder mit der Neuen Rechten, Beispiele hierfür sind die Aktivität in rechten Burschenschaften oder die Autorenschaft für rechte Magazine (vgl. Christoph Asche für spiegel.de 2014). Warum fühlen sich junge Menschen zu extrem rechten Gedankengut, Einstellungen und Handlungen hingezogen?
Psychologische Erklärung
Langebach stützt sich auf den Erklärungsansatz der Makro-Mikro-Theorie von Heitmeyer. Dieser nimmt Wandlungsprozesse in der Gesellschaft mit ihrer Wirkung auf Jugendliche in den Fokus. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges haben diese Prozesse zu individualisierten Lebensläufen junger Menschen und damit auch zu erheblichen Ungleichheiten geführt. Das Zusammentreffen dieser Schieflagen, das Ablösen von der eigenen Familie und die Komplexität von Wertvorstellungen, die auf die Jugendlichen prallen, können ein Gefühl von Ausgeschlossensein bewirken, das wiederum zur Abwertung anderer Menschen und zu Gewaltaffinität führen kann, um die eigene Unsicherheit zu bewältigen.
„Heitmeyer ging in seinem Erklärungsansatz zu jugendlichem Rechtsextremismus daher zunächst davon aus, dass die Auflösung herkömmlicher sozialer Lagen dazu führen könnte, dass „surrogathafte kollektive Identitäten“ (Beck 1983, S. 69 in Langebach 2016, S. 398) für Jugendliche an Attraktivität gewinnen könnten. Zur Überwindung der sozialen Isolation scheint es, so Beck, „letztlich der eigentümlichen Konkretheit von Naturkategorien“ (Beck 1983, S. 69 in Langebach 2016, S. 398) zu bedürfen – „vor allem Rasse und Hautfarbe“ (Heitmeyer 1987, S. 10131 in Langebach 2016, S. 398).
Weiterhin geht Langebach auf den Ansatz von Rommelspacher ein, der rechtsextreme Einstellung eher bei „Modernisierungsgewinnern“ ausmacht (vgl. Langebach 2016, S. 399). Er erkennt in der rechtsextremen Radikalisierung Jugendlicher daher vielmehr den Ausdruck einer gelebten Überlegenheit.
Als letzten Erklärungsansatz geht Langebach darauf ein, „dass das Weltbild des Heranwachsenden aufgrund gesellschaftlicher Ereignisse nicht nur mittelbar, sondern eben auch direkt erschüttert werden kann. Als „produktiv realitätsverarbeitendes Subjekt“ wird sich der Jugendliche unter Umständen selbst mit den gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen und sich dazu positionieren.“ (Langebach 2016, S.400) Dies können demnach konkrete einflussstarke Erlebnisse sein, die das Denken und Handeln nach rechts treiben (vgl. Langebach in Virchow; Langebach; Häusler 2017 S. 398–401).
Jugendgerechte Themen
Außerdem bedienen sich die JA und AfD aktuellen politischen Themen, die auch Jugendliche ansprechen, wie z.B. der EU-Kritik. Die andauernden Krisen der EU bewirken eine kritische Haltung der jungen Menschen gegenüber der EU und führen bei einigen zu großer Unzufriedenheit. So bietet die EU zwar Studierenden durch Programme wie Erasmus Vorteile, jungen Menschen in Ausbildung jedoch kann die EU momentan wenig anbieten. Diese jungen Menschen nehmen die Krisen rund um den Euro und die unterschiedlichen Auffassungen der Mitgliedstaaten jedoch wahr und werden dadurch EU-skeptisch, eine Haltung, die von rechten Parteien leicht aufgegriffen werden kann (vgl. Lukas David Meyer für deutschlandradiokultur.de 2017).
Früher wählte man die Kommunistische Partei - jetzt den Front Nationa, Ippolito, ein freier Autor für den Spiegel, erkennt in Eribons Buch „Rückkehr nach Reims“ eine weitere Antwort aus Frankreich auf die Frage, weshalb Menschen, die aus ehemals linken Milieus kommen, mittlerweile rechts wählen: Er sieht eine Verschiebung von Rivalitäten durch Klassenunterschiede hin zur Abgrenzung aufgrund nationaler Zugehörigkeit.
Das zeichnet sich darin ab, dass sich die früher links wählenden Menschen über Schichtunterschiede hinweg durch die Nationalität als Einheit definieren, die sich gegenüber „Ausländer*innen“ verteidigen und die knappen Ressourcen für sich behalten müsse. Die „Ausländer*innen“ als Sündenbock für Arbeitslosigkeit und Armut zu nutzen, statt die Schuld im Kapitalismus zu sehen und dagegen anzugehen, spielt den Rechten in die Hände.
Dieses fremdenfeindliche Denken sei jedoch kein neues Phänomen, sondern auch früher unter den links wählenden Arbeiter*innen verbreitet gewesen, damals jedoch sei die Linke die einzig in Frage kommende Partei für diese Menschen gewesen. Mittlerweile finden sie sich allerdings von der rechten Front National repräsentiert.
Wie die Linke wieder attraktiv für die Wählerschaft werden kann, dafür hat Ippolito einen Vorschlag: „Vielleicht eine Linke, die nicht inhärent von Rassismus, Misogynie und Homophobie getrieben ist, sondern stattdessen Intersektionalität mitdenkt. Eine Linke, die also Herrschaftsverhältnisse infrage stellt und in der es möglich ist, sich von der Scham zu befreien“ (Enrico Ippolito für spiegel.de 2016).
Ausblick und offene Fragen
Mit dem Vorsitz von Frohnmaier und Tritschler, die die politisch rechtskonservativen Ansichten von Petri, Höcke und Gauland teilen und dem beschriebenen Austritt der liberaler denkenden Mitglieder*innen ist die Richtung der Jungen Alternative deutlich nach rechts-außen umgeschlagen. Auch die personellen und inhaltlichen Verbindungen zur Neuen Rechten wie der Identiären Bewegung und die Offenheit gegenüber rechtsextremen Magazinen sprechen deutlich dafür.
Spannende Fragen in diesem Kontext sind die weitere Zusammenarbeit der JA mit und der Einfluss auf das Parteiprogramm der Alternative für Deutschland. Verschiebt die JA die Politik ihrer Mutterpartei noch stärker nach rechts? Wo ist die Grenze zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus? Wie kann und soll politische Bildung auf den Rechtspopulismus, die Junge Alternative und die Alternative für Deutschland reagieren?
Quelle: Facebook-Profil der JA Deutschland, Februar 2017
Quellen
Video:
AFD Live: Es spricht Markus Frohnmaier (2015)
Quellen
Video:
AFD Live: Es spricht Markus Frohnmaier (2015)
Literatur:
- Werner Bauer: Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien in Europa in: Österreichische Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung (2016), Springer Verlag
- David Bebnowski: Die Alternative für Deutschland. Aufstieg und gesellschaftliche Repräsentanz einer rechten populistischen Partei (2015), Springer Verlag
- Alexander Häußler: Die Alternative für Deutschland. Programmatik, Entwicklung und politische Verortung (2016), Springer Verlag
- Alexander Häusler; Rainer Roeser: Zwischen Euro-Kritik und rechtem Populismus. Merkmale des Rechtsrucks in der AfD in: Andreas Zick; Beate Küpper: Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland (2016), Springer Verlag
- Martin Langebach: Rechtsextremismus und Jugend (2016), Springer Verlag
- Fabian Virchow; Martin Langebach; Alexander Häusler: Handbuch Rechtsextremismus (2017), Springer Verlag
Internetquellen:
- David Bebnowski: Populismus der Expertokraten (2013)
- Alexander Häusler; Rainer Roeser; Lisa Scholten: Programmatik, Themensetzung und politische Praxis der Partei Alternative für Deutschland (AfD) (2016)
- Christoph Asche für spiegel.de: AfD-Jugendorganisation Junge Alternative - "Fast unverhohlen rechtsradikal" (17.10.2014), abgerufen am 19.02.2017
- Christoph Kluge für zeit.de: Jugendverband der AfD: Die radikale Alternative (29.04.2016), abgerufen am 20.02.2017
- Torsten Oppelland für bpb.de: Alternative für Deutschland (20.06.2016), abgerufen am 20.03.2017
- Ingo Salmen für tagesspiegel.de: AfD-Bundesparteitag in Stuttgart Frauke Petry: Wir sind das Fieberthermometer der Gesellschaft (30.04.2016), abgerufen am 10.03.2017
- Markus Grill für correctiv.org: Anti-Islam-Kurs (11.03.2016), abgerufen am 15.03.2017
- Glossar der bpb.de: Populismus in den EU-Staaten (2013), abgerufen am 20.03.2017
- Lenz Jacobsen für zeit.de: Die zwei Gesichter der AfD (29.11.2015), abgerufen am 20.02.2017
- Homepage der Jungen Alternative: Über uns (2014), abgerufen am 20.03.2017
- Facebook-Seite der Jungen Alternative Nordbaden, abgerufen am 27.01.2017
- Facebook-Seite der Identitären Bewegung, abgerufen am 19.02.2017
- Facebook-Seite der Jungen Alternative Ostbayern, abgerufen am 19.02.2017
- Facebook-Seite von Sven Tritschler, abgerufen am 09.02.2017
- Matthias Meisner für tagesspiegel.de: "Junge Alternative" Dresden - AfD-Jugend sieht Weltkriege als deutschen Freiheitskampf (16.11.2016), abgerufen am 09.02.2017
- Justus Bender für faz.net: „Junge Alternative“ - AfD-Jugendorganisation distanziert sich von „Identitärer Bewegung“ (11.07.2016), abgerufen am 09.02.2017
- zeit.de: Junge Alternative: AfD-Abgeordneter bestätigt Zusammenarbeit mit Identitärer Bewegung (30.01.2017), abgerufen am 09.02.2017
- von Biermann; Faigle; Geisler; Polke-Majewski für zeit.de: AfD Berlin: Offen nach Rechtsaußen (19.09.2016), abgerufen am 09.02.2017
- Yannik Noe für noEFLinz: Arcadi, abgerufen am 19.03.2017
- Arcadi: Wieso sind diese jungen Frauen bei der AfD? (13.03.2017), abgerufen am 24.03.2017
- Sascha Maier für Bento: Gerechtigkeit - Warum diese jungen Männer in der AfD sind (07.03.2017), abgerufen am 19.03.2017
- Lukas David Meyer für deutschlandradiokultur.de: Was gibt die EU der jungen Generation? - "Junge Menschen profitieren zu wenig von Europa" (15.09.2016), abgerufen am 09.03.2017
- apabiz für schattenbericht.de: Das rechte Netzwerk der Berliner AfD (12.09.2016), abgerufen am 09.03.2017
- Enrico Ippolito für spiegel.de: Arbeiterklasse und Homosexualität - Der Mythos der Revolution (30.06.2016), abgerufen am 19.03.2017
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