Mittwoch, 26. Mai 2021

Rechtspopulismus und "alternative Nachrichten"

In diesem Beitrag stellt Patrik Lehmann folgenden Aufsatz vor:

Weisskircher, Manes (2020): Neue Wahrheiten von rechts außen? Alternative Nachrichten und der „Rechtspopulismus“ in Deutschland; in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen Vol. 22, 2/2020, S. 474-490, online unter: ResearchGate.

Der Artikel befasst sich mit "Alternativen Nachrichten" und grenzt diese zu „Fake News“ ab. Im Anschluss wird eine Website, PI News, die alternative Nachrichten veröffentlicht, genauer betrachtet. Studien bestätigen den Zusammenhang von der Verbreitung des Breitband-Internets und dem Erstarken der AfD, da die Wählergruppe der AfD überdurchschnittlich häufig das Internet benutzt (S. 2).

Was sind alternative Nachrichten?

Alternative Nachrichten werden anhand von zwei Dimensionen definiert. Zunächst entwickeln sie ein Selbstverständnis als „Korrektiv“ gegenüber den etablierten Medien. Darüber hinaus verwenden sie Publikations- und Distributionsformen, die sich von den etablierten Medien unterscheiden (S. 2). Die sozialen Medien nehmen eine wichtige Rolle für die Popularisierung der alternativen Nachrichten ein. Der Hauptunterschied zu „Fake News“ besteht darin, dass sich alternative Nachrichten in der äußeren Darstellung ebenso wie die etablierten Medien verhalten. Die Plattformen der alternativen Nachrichten versuchen „den Anschein der Objektivität“ zu wahren (S. 3). 

PI News

PI News stellt eine alternative Nachrichten-Plattform von Rechtsaußen dar. Andere Plattformen wären Junge Freiheit, Compact Online und Epoch Times (S. 3). Der Unterschied zu den anderen genannten Plattformen besteht darin, dass PI News eine reine Online-Plattform ist. Gegründet wurde die Plattform 2004 von Stefan Herre. Unter anderem wurden sie von der AfD-Parlamentsfraktion 2019 zur „Ersten Konferenz der freien Medien“ eingeladen. Leitlinien von PI News sind:

  • Gegen Mainstream
  • Anti-Migration
  • Befürwortung der Grund-/Menschenrechte
  • Gegen "Islamisierung" Europas

Ab 2007 erfuhr die Plattform ein kontinuierliches Wachstum, was sich 2015 mit der Flüchtlingskrise verstärkte. Einen weiteren Anstieg an Suchanfragen erhielt die Plattform im September 2018 nach dem Mord in Chemnitz (S. 4). PI News ist in den neuen Bundesländern etwas beliebter bzw. erhält dort pro Kopf die meisten Suchanfragen. Es ist eine Korrelation zwischen der räumlichen Stärke der AfD und der Popularität von PI News zu sehen (S. 4).

Autoren der Plattform sind zum Beispiel Michael Stürzenberger (Hauptakteur von PEGIDA München) oder Martin E. Renner (Bundestagsabgeordneter der AfD). PI News ist EU-kritisch und sieht die EU als Unterstützer der "Islamisierung" Europas. Aber Europa sei im Kern nicht als „fremde Gefahr“ zu betrachten, sondern müsse ebenfalls vor dem Islam geschützt werden (S. 6).

PI News tritt ein für die Schönheit der "nationalen Landschaft", verneint aber die Existenz der Klimaerwärmung. Die Klimathematik hat sich bis 2018, was Veröffentlichungen angeht, immer bei etwa 2% gehalten, seit 2019 machen aber etwa 12% der Veröffentlichungen Klima zum Thema. In Zuge dessen werden Umwelt-Aktivisten verschärft angegriffen, darunter vor allem Greta Thunberg (S. 7-8).

„Unabhängig ihrer inhaltlichen Durchschlagskraft ist der Einzug der Existenz dieser Nachrichtenmedien in das öffentliche Bewusstsein ein wesentliches Symbol der gegenwärtigen Tendenz der „Normalisierung“ von Rechtsaußen-Akteuren (S. 8).

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