Montag, 31. Mai 2021

Rechtspopulismus und Soziale Medien

In diesem Beitrag stellt Hannah Hofmann folgenden Aufsatz vor:

Ott, Christine / Gür-Şeker, Derya (2019): Rechtspopulismus und Social Media: Wie Wortgebräuche in Social Media sprachkritisch betrachtet werden können; in: Beißwenger, M. / Knopp, M. (Hrsg.): Soziale Medien in Schule und Hochschule: Linguistische, sprach- und mediendidaktische Perspektiven, Peter Lang Verlag, S. 279-285.

Die Autorinnen beginnen ihren Aufsatz mit der Frage, was denn (Rechts-)Populismus überhaupt sei. Sie kommen zu dem Fazit, dass Populismus eine Ideologie, politische Logik oder auch einen Politikstil bezeichnet (vgl. S. 280). Dabei gehen PopulistInnen wie folgt vor:

„PopulistInnen nehmen für sich in Anspruch, für das (wahre) Volk zu sprechen. Alle anderen (i.d.R.: politischen) AkteurInnen könnten dies nicht, z.B. weil sie sich als ‚Elite‘ von diesen entfernt hätten […]“ (S. 280).

Ebenso äußern sie, dass „[…] BürgerInnen, die abweichende Positionen vertreten, nicht zum ‚wahren Volk‘ gehörten“ (S. 281). Ott und Gür-Şeker fahren fort, indem sie klarstellen, wodurch sich der Populismus überhaupt auszeichnen würde. Da ich die Auflistung als sehr informativ und aufschlussreich empfinde, habe ich diese mit in die vorliegende Zusammenfassung aufgenommen. „[…] Populismus zeichnet sich aus durch

  • die Kombination aus Anti-Pluralismus und Anti-Elitarismus,
  • die Glorifizierung einer mehr oder weniger klar definierten Wir-Gruppe (‚das Volk‘),
  • die Verunglimpfung einer davon abgegrenzten herrschenden ‚Elite‘ […],
  • ein Absolutsetzen der Volkssouveränität und der damit in Verbindung gebrachten direkt-demokratischen Entscheidungsprozesse […],
  • die Berufung auf den gesunden Menschenverstand (common sense) sowie dessen Inanspruchnahme für sich“ (S. 281).

Samstag, 29. Mai 2021

Rechtspopulismus und Gender

In diesem Beitrag stellt Theresa Keller folgenden Aufsatz vor:

Mayer, Stefanie; Šori, Iztok; Sauer, Birgit; Ajanović, Edma (2018): Mann, Frau, Volk. Familienidylle, Heteronormativität und Femonationalismus im europäischen rechten Populismus; in: Feministische Studien 36 (2), S. 269–285. DOI: 10.1515/fs-2018-0032, online unter: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/fs-2018-0032/html 

Die (rechts-)populistische ‚dünne Ideologie‘ („thin-centered ideology“), wie Cas Mudde sie bezeichnet, verbindet den vergeschlechtlichen Diskurs mit anderen Kategorien, die die Gesellschaft weiter auseinander differenzieren lassen sollen. Diese sind unter anderem die Sexualität, Ethnizität, Rasse, Nationalität und Religion. Dabei steht die heterosexuelle Familie im Mittelpunkt, während Unterschiede, die auf der Sexualität und dem Geschlecht basieren, dazu verwendet werden können, Menschen mit solchen Abweichungen aus der ‚Wir-Gruppe‘ auszuschließen.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Rechtspopulismus und "alternative Nachrichten"

In diesem Beitrag stellt Patrik Lehmann folgenden Aufsatz vor:

Weisskircher, Manes (2020): Neue Wahrheiten von rechts außen? Alternative Nachrichten und der „Rechtspopulismus“ in Deutschland; in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen Vol. 22, 2/2020, S. 474-490, online unter: ResearchGate.

Der Artikel befasst sich mit "Alternativen Nachrichten" und grenzt diese zu „Fake News“ ab. Im Anschluss wird eine Website, PI News, die alternative Nachrichten veröffentlicht, genauer betrachtet. Studien bestätigen den Zusammenhang von der Verbreitung des Breitband-Internets und dem Erstarken der AfD, da die Wählergruppe der AfD überdurchschnittlich häufig das Internet benutzt (S. 2).

Dienstag, 18. Mai 2021

"Rechtsaußen" von Cas Mudde bei der bpb

Seit heute gibt es das hervorragende Buch "Rechtsaußen. Extreme und radikale Rechte in der heutigen Politik weltweit" von Cas Mudde, das u.a. in der Rechtspopulismus-Vorlesung als Pflichtlektüre dient, als Lizenzausgabe bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Dort kann man es für 4,50 € bestellen. Die (treffende) Beschreibung auf der bpb-Website liest sich folgendermaßen:

"Nach 1945 blieben Parteien und Bewegungen am äußersten rechten Rand innerhalb und außerhalb Europas lange Zeit ohne Bedeutung. Mit der Jahrtausendwende, so der Politikwissenschaftler Cas Mudde, habe sich das geändert: Die Terroranschläge des 11. September 2001, die Finanzkrise und Fluchtbewegungen wirkten als Katalysatoren, die der äußersten Rechten global Zulauf bis in die Mitte der Gesellschaften brachten. Mudde wendet sich zunächst der Ideologie und den Themen der äußersten Rechten zu, die ihre Anknüpfungspunkte bei der Skandalisierung von Migration und Integration, aber auch bei der angeblich bedrohten (inneren) Sicherheit, bei Korruption oder in der Außenpolitik verorte. Er stellt Organisations- und Aktionsformen der extremen und radikalen Rechten vor und schaut auf deren Führungspersonal, die Anhänger- sowie die Wählerschaft: Wer steht an der Spitze der einzelnen Parteien und Bewegungen? Aus welchen sozialen Gruppen rekrutieren sich die Parteimitglieder? Welche – auch gewaltbehafteten – Betätigungsfelder hat die äußerste Rechte? Mudde fragt zudem differenziert nach den Ursachen für Zulauf, Erfolg und Akzeptanz rechtsextremer und rechtsradikaler Parteien und analysiert die Rolle der Medien dabei. In nationaler und internationaler Perspektive schaut er auf den politischen Umgang mit der äußersten Rechten, ihre Wirkung im jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Gefüge der Staaten sowie ihre Positionierung in Genderfragen. Zwölf Thesen des Autors zur äußersten Rechten runden den Band ab."

Montag, 17. Mai 2021

Bürger & Staat zum Thema Rassismus

Bürger & Staat (früher: "Der Bürger im Staat") wird von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben und zählt seit Jahrzehnten zu den besten politikwissenschaftlichen Periodika. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema "Rassismus - Geschichte, Spuren, Kontinuitäten" und ist (wie immer) kostenlos bestellbar oder steht als pdf zum Download zur Verfügung.

Neben dem grundlegenden Aufsatz von Mark Terkessidis ("Was ist Rassismus?") ist besonders der Beitrag von Noah Sow ("Rassistische Sprache") hervorzuheben, der ihrem Buch "Deutschland Schwarz Weiß" entstammt, das zusammen mit den folgenden beiden Büchern grundlegend für das Thema ist:

  • Gümüsay, Kübra (2020), Sprache und Sein, Hanser.
  • Hasters, Alice (2019), Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten, Hanser.
  • Sow, Noah (2018), Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus, Books on Demand.

Sonntag, 16. Mai 2021

Transnationale Netzwerke von Rechtspopulisten

In diesem Beitrag stellt Sara Marquardt folgenden Aufsatz vor:

Hokamp, Dominik (2020): Nationalisten in transnationalen Netzwerken: Eine Netzwerkanalyse transnationaler Beziehungen von rechtspopulistischen Akteuren in Europa auf Twitter; in: Global Media Journal – German Edition, Vol. 10, 1/2020, online unter: https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00050179/GMJ19_Hokamp.pdf

Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit der Untersuchung von transnationalen Beziehungen der rechtspopulistischen Parteien in Europa auf Twitter anhand einer Netzwerkanalyse. Durch die Europawahl 2019 und den Aufstieg der einflussreichen rechtspopulistischen Fraktion „Identität und Demokratie“ wird der Aufschwung solcher Parteien in Europa rekapituliert und dessen Bedeutung - auch in Bezug auf die sozialen Medien - skizziert. Der vorliegende Aufsatz behandelt diese zwei Forschungsfragen:

  • Welche in sozialen Medien aufgebauten persönlichen Beziehungen bestehen zwischen rechtspopulistischen Akteuren in Europa?
  • Wie transnational gestalten sich diese Beziehungen?

Samstag, 15. Mai 2021

Vogelschiss - Graphic Novel gegen Rechts

Mit Hilfe von Crowdfunding entsteht gerade eine Graphic Novel gegen Rechts, die den Titel aus einer zu trauriger Berühmtheit gelangten Rede von Alexander Gauland entlehnt hat: "Vogelschiss". Mehr Informationen und die Möglichkeit, am Crowdfunding teilzunehmen, gibt es hier: https://www.vogelschiss-comic.de/

Freitag, 7. Mai 2021

Medien und Rechtspopulismus: Anatomie eines Dilemmas

In diesem Beitrag stellt Hannah Kraus folgenden Aufsatz vor:

Krämer, Benjamin; Schindler, Johanna (2018): Zum Umgang der Medien mit dem Rechtspopulismus. Hintergründe, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen; in: Communicatio Socialis (ComSoc), Jahrgang 51, Heft 2/2018, S. 131-142 (online unter: https://doi.org/10.5771/0010-3497-2018-2-131).

Den Medien wird häufig vorgeworfen, zum Aufstieg des Rechtspopulismus beigetragen zu haben. Benjamin Krämer und Johanna Schindler untersuchen in ihrem Aufsatz anhand von drei Thesen, welchen Konflikten die Medien im Umgang mit Rechtspopulismus begegnen, um anschließend Handlungsempfehlungen bezüglich eines medialen Diskurses zu formulieren, welcher angemessen auf die Herausforderungen, die sich in Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus ergeben, Antwort geben könnte.

Die erste These von Krämer und Schindler bezieht sich auf die unterschiedlichen Bewertungen hinsichtlich des Beitrags der Medien zum Aufstieg des Rechtspopulismus, die auf das Fehlen von Ebenenunterscheidungen zurückzuführen sei. Krämer und Schindler stellen fünf verschiedene Ebenen des möglichen Medieneinflusses auf rechtspopulistische Entwicklungen vor, die Rechtspopulismus gleichzeitig auch begünstigen können: die direkte und indirekte Bewertung, Aufmerksamkeit, Bausteine für Weltbilder und (vermeintliche) Evidenz, Framing und die Ebene der Perspektive.

Donnerstag, 6. Mai 2021

Populismus in Asien

In diesem Beitrag stellt Ina Lauter folgenden Aufsatz vor:

Plagemann, Johannes / Ufen, Andreas (2017): Spielarten des Populismus in Asien (GIGA Focus Asien, 7), Hamburg: GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Asien-Studien (Online-Version).

Populismus ist nicht nur in Europa ein aufsteigendes Phänomen, sondern zeigt sich ebenfalls im asiatischen Raum. Der Aufsatz thematisiert Populisten und deren Außenpolitik in höchsten Ämtern, die Teil des Populismus im asiatischen Raum sind:

  • Thailand: der ehemalige Premierminister Thaksin Shinawatra (2001-2006)
  • Philippinen: der seit 2016 amtierende Präsident Rodrigo Duterte
  • Indien: der seit 2014 amtierende Premierminister Narendra Modi

Montag, 3. Mai 2021

Politische Bildung und Rechtspopulismus

In diesem Beitrag stellt Denise Schaller folgenden Aufsatz vor:

Elverich, Gabi (2017): Zeitgemäße Ansätze politischer Bildung in der Schule angesichts rechtspopulistischer Tendenzen; in: Burkhard Jungkamp / Marei John-Ohnesorg (Hrsg.): Politische Bildung in der Schule. Zeitgemäße Ansätze in Zeiten des Populismus, Schriftenreihe des Netzwerk Bildung, Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 57-61 (Online-Version).

Eine aktuelle Herausforderung der politischen Bildung in der Schule ergibt sich durch die Veränderungen der gesellschaftlichen Stimmung. Der stärker werdende Rechtspopulismus lässt sich heutzutage unter anderem durch den Anstieg antidemokratischer Äußerungen beobachten. In der Gesellschaft und insbesondere in den Schulen erfordert dies eine eindeutige Positionierung.

Die Schule nimmt eine entscheidende Rolle bei der Auseinandersetzung mit diesen gegenwärtigen Tendenzen ein. Sie stellt die einzige Institution dar, welche von allen Heranwachsenden durchlaufen wird. Die Schule ist in der zentralen Phase der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen maßgeblich beteiligt. Bereits in der Grundstufe kann die Thematik im Rahmen der frühkindlichen Bildung aufgegriffen werden.

Rechtspopulismus stellt zwar keine eindeutige Erscheinung von Jugendlichen dar, jedoch zeigen diskriminierende und demokratiefeindliche Ansichten der SchülerInnen, Lehrenden und Eltern durchaus rechtspopulistische Tendenzen. An der Debatte über das Tragen von Kopftüchern in der Schule und der angestrebten Reduzierung sogenannter ´Kopftuchmädchen` seitens der Lehrkräfte wird sichtbar, dass Züge von Rechtspopulismus bereits in den Schulen gegenwärtig sind.