Freitag, 25. Januar 2019

Rezension zu Manzel/Möllers: Populismus und Politische Bildung

Manzel, Sabine / Möllers, Laura (Hg.) (2018), Populismus und Politische Bildung, Wochenschau.

Rezension

Autorin: Lena Rosenacker

Der Sammelband „Populismus und politische Bildung“ geht auf eine Konferenz der Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung zurück. Das Buch soll dazu anregen, Herausforderungen zu diskutieren, die den Populismus und die politische Bildung betreffen. Es gliedert sich in sechs Teile. Der erste Teil ("Populismus und rechte Parteien aus Sicht der Politikwissenschaft") informiert über den Populismus in Europa sowie über dessen Erfolg.

Frank Decker beginnt mit einem Überblick über den deutschen und europäischen Populismus. Er veranschaulicht, dass der Rechtspopulismus von Land zu Land verschieden ist, jedoch geeint wird von dem identitären Gegenentwurf zu einem liberalen Politikverständnis. Die Wählerschaft sieht sich im allgemeinen als Verlierer, wobei damit nicht die tatsächliche soziale Lage gemeint ist, sondern empfundene Ängste bezogen auf die eigene Kultur. Decker spricht dabei von einer „soziokulturelle[n] Entwurzelung“. An diesem Punkt setzt der Rechtspopulismus an und versucht, ein „Wir-Gefühl“ in der Gesellschaft herzustellen.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Rezension zu Kai Hirschmann: Der Aufstieg des Nationalpopulismus

Hirschmann, Kai (2017), Der Aufstieg des Nationalpopulismus. Wie westliche Gesellschaften polarisiert werden. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

Rezension

Autor: Timon Groß

2017 veröffentlichte Dr. Kai Hirschmann das Buch „Der Aufstieg des Nationalpopulismus“. Er ist Politikwissenschaftler am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz. Des Weiteren ist er Hochschullehrer am Institut für politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn sowie stellvertretender Direktor des Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik (IFTUS) in Essen. Sein Buch erklärt den Nationalpopulismus und dessen Methoden, weiter die Gefahren, die sich durch diesen für unsere Gesellschaft sowie unser politisches System ergeben. Am Ende seines Buches gibt er konkrete Hinweise darauf, wie man dem Nationalpopulismus am besten begegnen sollte.

In Kapitel 1 („Der Nationalpopulismus als bürgerliche Gegenbewegung“) versucht Kai Hirschmann dem Leser sein Verständnis von Nationalpopulismus zu vermitteln. Es werden die verschiedenen Bestandteile sowie eine Unterscheidung zum Rechtspopulismus geliefert. Die klassische Unterscheidung zwischen links und rechts ausgerichteter Politik wird als ungenügend wie als nicht wirklich zutreffend bewertet, da die neue angeblich rechte Bewegung in Europa sich auch an eigentlich linken Themen bedient. Ein Beispiel hierfür ist die Globalisierungskritik, die ursprünglich von linken Parteien vertreten wurde. Jedoch wissen die neuen „Rechten“ deutlich besser, Kapital aus diesem Themenfeld zu schlagen, indem sie Ängste vor einer bürokratischen Politik durch zum Beispiel die EU schüren.

Mittwoch, 23. Januar 2019

Rezension zu Hans-Peter Siebenhaar: Österreich - Die zerrissene Republik

Siebenhaar, Hans-Peter (2017), Österreich. Die zerrissene Republik, orell füssli (auch erhältlich als Lizenzausgabe bei der bpb).

Rezension

Autorin: Helena Haug

Gleich im Vorwort wird erklärt, warum Siebenhaar, eigentlich Deutscher, ausgerechnet ein Buch über den deutschen Nachbarn Österreich verfasst hat. Österreich sei seine Wahlheimat, er liebe es dort zu arbeiten und zu leben. Deshalb sei es ihm auch so wichtig, derart kritisch auf das Land zu blicken. Österreich brauche einen Weckruf, eine generelle Änderung des Systems auf vielen Ebenen, um „gerettet“ zu werden. Diese Ebenen werden im Buch systematisch in 14 Kapiteln aufgearbeitet.

Von ökonomischen, wirtschaftlichen und politischen Standpunkten bis zur historischen Entwicklung der Einstellungen in Österreich wird die Gesamtsituation des Landes aufgearbeitet und zum Aufstieg der FPÖ in Verhältnis gesetzt. Die Zerrissenheit Österreichs zieht sich als Motiv durch das ganze Buch. In jedem genannten Aspekt wird ein Bezug zur Zerrissenheit hergestellt. Klar wird, Siebenhaar sieht mit dem bisherigen System keine, oder zumindest keine rosige, Zukunft für Österreich voraus. Die Widersprüche im System seien zu groß, um zukunftsfähig zu sein. 2005 noch als Vorbild für Deutschland bezeichnet, sieht die Situation heute ganz anders aus.

Österreich mit seinen vielen Außengrenzen und als Verbindung von Ost und West sei eigentlich auf Weltoffenheit, Toleranz und Fremdenfreundlichkeit angewiesen. Sie sei Grundstock für eine funktionierende Wirtschaft und damit für den Wohlstand und den Lebensstandard im Land. Doch genau damit, so Siebenhaar, hapert es. Wenn Grenzen zugemacht werden, dann werde auch der Handel und die Kommunikation mit anderen Ländern schwierig. Dabei sei genau das gerade schon der Fall. Ungünstige Steuermaßnahmen und ein zu hoher Demokratieaufwand treiben ausländische und auch einheimische Firmen aus dem Land und Österreich werde „abgelöst“.

Montag, 21. Januar 2019

Rezension zu Jacques de Saint Victor: Die Antipolitischen

Saint Victor, Jacques de (2015), Die Antipolitischen, Hamburger Edition (auch erhältlich als Lizenzausgabe bei der bpb).

Rezension

Autor: Suat Eren Cagla

2014 veröffentlichte der französische Jurist, Schriftsteller und Literaturkritiker Jacques de Saint Victor sein Werk „Les Antipolitiques“ in französischer Sprache, welches im Jahr 2015 zusammen mit einem Kommentar von Raymond Guess in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde.

Der Autor beschreibt in seinem Werk eine langsam aber sicher anwachsende Bewegung mit dem Ziel, mehr direkte Demokratie haben zu wollen. Diese Bewegung verbreitet sich mithilfe des Internet rasant und gewinnt immer mehr Anhänger via Facebook, Twitter und YouTube. Victor bezeichnet diese aufsteigende Gruppierung als „Die Antipolitischen“.

Sonntag, 20. Januar 2019

Rezension zu Ruth Wodak: Politik mit der Angst

Wodak, Ruth (2016), Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse, Edition Konturen.

Rezension

Autorin: Alena Knöllinger
 „Obwohl ich im Jahr 2000 davon überzeugt war, dass Rechtspopulismus sich nicht als kurzlebige Erscheinung erweisen würde, hätten sich wahrscheinlich nur sehr wenige Wissenschaftler vorstellen können, dass diese Parteien im Jahr 2014 in der Lage sein würden, die Wahlen zum Europäischen Parlament in Frankreich und Großbritannien zu gewinnen […]“ (Wodak 2016, 203).
Ruth Wodak stellt in ihrem Buch „Politik mit der Angst“ in erster Linie den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien dar. Sie beschäftigt sich primär mit den folgenden Fragen:
  • Warum sind diese Parteien so erfolgreich?
  • Sind allgemeine Muster erkennbar?
  • Wie ziehen sie so viele Wählerinnen und Wähler an?
Das Buch umfasst acht Kapitel mit insgesamt 254 Seiten. Die Kapitel beginnen jeweils mit einem zutreffenden Zitat und enthalten Textbeispiele, die der Veranschaulichung dienen. Wodak möchte in ihrem Buch aufzeigen, wie es Rechtspopulisten gelingt, politische Wahlen zunehmend zu ihren Gunsten zu entscheiden, und geht hierbei ausführlich auf rhetorische Mittel und andere Aspekte, mit denen Rechtspopulisten arbeiten, ein.

Freitag, 18. Januar 2019

Rezension zu Niedermeier/Ridder: Das Brexit-Referendum

Niedermeier, Alexander / Ridder, Wolfram (2017), Das Brexit-Referendum. Hintergründe, Streitthemen, Perspektiven, Springer.

Rezension

Autor: Leo Buchholz

2017 veröffentlichen Alexander Niedermeier und Wolfram Ridder, die beide am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg tätig sind, bei Springer Fachmedien in Wiesbaden einen der sogenannten ‚essential‘ über das Brexit-Referendum von 2015. Sie setzen sich in diesem kurzen Werk mit dem historischen Rahmen, der Kampagne und den Nachwirkungen dieses Referendums auseinander.

Inhaltlich beginnen die beiden mit der Rolle Großbritanniens in der EU, den Voraussetzungen und dem historischen Werdegang des Verhältnisses zwischen EG/EU und Großbritannien. Entgegen aller Prognosen entschied sich mit Großbritannien zum ersten Mal ein Staat, aus der EU auszutreten. Die Briten waren schon lange ein europaskeptisches Volk, obwohl sich besonders Umwelt-, Wirtschafts- und Regionalpolitik europäisiert hatten (das gilt nicht für Schottland).

Diese europaskeptische Einstellung tritt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf, wo Churchill einerseits Vereinigte Staaten von Europa fordert, gleichzeitig aber Großbritannien außen vor halten wollte. Vor allem wirtschaftliches Kalkül, also der europäische Binnenmarkt trieben das Vereinigte Königreich dann 1971 in die EWG. Die Uneinigkeit, die damals schon auftrat, gipfelte dann im ersten Europa-Referendum von 1975, bei dem der Brexit abgewendet wurde und Großbritannien von nun an in der EG verblieb.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Instrumentalisierung der Medien durch Populisten

Zum wiederholten Mal platzt dem Spiegel Online-Kolumnisten Sascha Lobo eloquent die Hutschnur, wenn er über die Verantwortung des Journalismus im Zeitalter Trumps schreibt. Heraus kommt ein lesenswerter Text zur Vertiefung und Nachbereitung unseres Abschnitts zu rhetorischen Strategien der Populisten: "So kann es nicht weitergehen".

Montag, 14. Januar 2019

Rezension zu Hochschilds "Strangers in their own land"

Hier im Blog ist schon vor über einem Jahr eine Rezension zu dem herausragenden Buch "Strangers in their own land" von Arlie Russell Hochschild erschienen. Nun hat der Rezensions-Blog der London School of Economics and Political Science nachgezogen und eine lesenswerte Rezension zu dem - zwischenzeitlich auch auf deutsch erhältlichen - Buch veröffentlicht: Tim Winzler: Hands in the Oily Kitchen Sink

Sonntag, 13. Januar 2019

Porträt der Dänischen Volkspartei

Ein Grenzzaun zwischen dem dänischen Jütland und Schleswig-Holstein. Ein Gesetz, das Kindern aus sogenannten Ghetto-Bezirken eine abendliche Sperrstunde verordnet, dessen Einhaltung durch elektronische Fußketten überwacht wird. Ein Gesetz, das religiös motiviert getragene Bärte im Gesundheitswesen verbieten soll. Hätte die Dänische Volkspartei die Macht im dänischen Parlament, dann wären Gesetze und Forderungen wie diese wohl keine gruselige Dystopie, sondern Wirklichkeit.

Immer wieder macht die Partei Schlagzeilen mit fremdenfeindlichen Aussagen und provozierenden Werbekampagnen, auch weit über die dänischen Grenzen hinaus. Die Dänische Volkspartei (Dansk Folkeparti, kurz: DF) ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern hat 24 Jahre nach ihrer Gründung einen festen Platz in der politischen Landschaft Dänemarks und als Mehrheitsbeschafferin der Regierung einen erheblichen Einfluss auf die Politik des Landes.

Doch ist diese Partei, die sich nach der letzten Europawahl klar von Geert Wilders' Partij voor de Vrijheid und Le Pens Rassemblement National distanzierte, eine typisch rechtspopulistische? Wie schafft es die DF trotz radikaler Äußerungen, fast ein Drittel der eigentlich als liberal geltenden dänischen Bevölkerung zu überzeugen?

Dieser Blogeintrag soll diesen und weiteren Fragen nachgehen. Dazu wird in einem ersten Schritt die Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Partei mit Blick auf die Wurzeln des dänischen Wohlfahrtsstaats erläutert. Außerdem werden kurz die Wählerschaft und die wichtigsten politischen Inhalte und Ziele der Partei beschrieben. Im Anschluss soll mithilfe einer Kriterienanalyse festgestellt werden, ob die DF als klassische rechtspopulistische Partei angesehen werden kann oder inwiefern sie eventuell nicht in das Muster passt. Zum Abschluss wird versucht, den politischen Erfolg der Partei zu erklären und ein Gesamtfazit zu ziehen.

Donnerstag, 10. Januar 2019

Rezension zu Alt/Schiffer: Angela Merkel ist Hitlers Tochter

Alt, Christian / Schiffer, Christian (2018), Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien, Hanser.

Autorin: Saskia Zimbra Matter

Rezension

Dieses Buch wurde von den befreundeten Autoren Christian Schiffer und Christian Alt geschrieben, die es sich zum Ziel gemacht hatten, dem Bullshit in der Welt Einhalt zu gebieten und an die Vernunft der Menschen zu appellieren, den Mut, nicht jeden Mist zu glauben, nur weil es theoretisch vielleicht ja schon wahr sein könnte.

Beide waren es leid, sich immer öfter auch im engeren Bekanntenkreis mit Diskussionen um alternative Fakten, Fake News oder die neuste Enthüllung von Udo Ulfkotte (regelmäßig vertreten in der Spiegel-Bestsellerliste, u.a. mit „Gekaufte Journalisten“) herumzuschlagen, bei der sich in der Regel schlussendlich keiner als Gewinner entpuppt. Denn wie sich auf ihrer 3-jährigen Reise durch das Paralleluniversum der Verschwörungstheorien herausstellte, reichen Fakten im Fall von Hard Core-Verschwörungstheoretikern à la Reichsbürger oder Flat Earthler nicht aus.

Sonntag, 6. Januar 2019

Rezension zu Reinhard Olschanski: Der Wille zum Feind

Olschanski, Reinhard (2017), Der Wille zum Feind. Über populistische Rhetorik, Wilhelm Fink.

Rezension

Autorin: Katharina Hermann

In Reinhard Olschanskis Buch „Der Wille zum Feind“ geht es um die populistische Rede und ihre Rhetorik, dabei geht er der Frage auf den Grund, was die entscheidenden Unterschiede zur politischen Rede sind und wie der Redner eine Verbindung zu seinem Publikum aufbaut.

Zu Beginn des Buches wird man mit einigen Methoden der populistischen Rede bekannt gemacht, wie z.B. der Erhabenheit gegenüber dem Gegner und gleichzeitig Betonung der „Mittelmäßigkeit“ des Redners, es geht um die schweigende, vergessene Mehrheit und um den wichtigsten Punkt jeder populistischen Rede: dem Wille zum Feind, der alles antreibt. All diese Punkte und weitere tauchen anschließend in den Kapiteln wieder auf und malen so ein deutliches Bild der populistischen Rede.

Im ersten Kapitel beschreibt der Autor das rhetorische Dreieck, das aus dem Redner, seinen Zuhörern und einem dritten Gegenstand besteht, der dem Redner dabei hilft, seine Hörer zu erreichen. Dieser Gegenstand ist in der populistischen Rede immer der Feind, so wird aus der Rede stets eine aggressive und verletzende Handlung, die niemals nur sachlich bleibt. Es sollen dabei Hass und Vorurteile geschürt werden.