Saint Victor, Jacques de (2015), Die Antipolitischen, Hamburger Edition (auch erhältlich als Lizenzausgabe bei der bpb).
Rezension
Autor: Suat Eren Cagla
2014 veröffentlichte der französische Jurist, Schriftsteller und Literaturkritiker Jacques de Saint Victor sein Werk „Les Antipolitiques“ in französischer Sprache, welches im Jahr 2015 zusammen mit einem Kommentar von Raymond Guess in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde.
Der Autor beschreibt in seinem Werk eine langsam aber sicher anwachsende Bewegung mit dem Ziel, mehr direkte Demokratie haben zu wollen. Diese Bewegung verbreitet sich mithilfe des Internet rasant und gewinnt immer mehr Anhänger via Facebook, Twitter und YouTube. Victor bezeichnet diese aufsteigende Gruppierung als „Die Antipolitischen“.
Sie sind unter anderem kritisch gegenüber dem Parlament, da sie ihr Vertrauen gegenüber dem Parlamentarismus verloren hätten. Die WikiLeaks-Affäre hat den „Antipolitischen“ die Möglichkeiten des Internet nähergebracht. Denn das Netz hat Edward Snowden seinen Job als „Whistleblower“ stark erleichtert. Somit ist das Internet ihre Basis für die „direkte Demokratie“.
Dass diese Gefahr nicht zu unterschätzen ist, zeigt Victor anhand des Beispiels des italienischen Komikers Beppe Grillo. Grillo zog als italienischer Comedian mit seiner Partei M5S im Jahr 2013 in das italienische Parlament ein. Grillo, so Victor, surfe auf einer Welle der „Systemverdrossenheit“ und würde sich als deren Vorkämpfer sehen. Grillo prangerte immer wieder das fehlerhafte Verhalten der Politikerinnen und Politiker an, die nicht in der Lage seien, politische Probleme lösen zu können. Ihm ginge es darum die politische Ordnung und die repräsentative Demokratie abzuschaffen, um somit eine direkte Demokratie hervorzurufen. Jedoch haben er und andere Antipolitischen keine richtige Alternative zu dem bestehenden System.
Nicht nur in Italien habe sich die antipolitische Haltung stark verbreitet. In Deutschland sehen wir die AfD, in den Vereinigten Staaten von Amerika sehen wir Donald Trump und deren antipolitisch bzw. anti-elitäre Haltung.
Der Autor ist kein Befürworter der „antipolitischen Bewegung“, das wird deutlich, wenn man sich das Buch durchliest. Jedoch ist er ebenfalls der Meinung, dass die Bewegung und ihre Probleme nicht als unwichtig abgestempelt werden dürfen. Man solle über das Misstrauen der jeweiligen Antipolitischen diskutieren und sehen, ob valide Gründe vorhanden seien. Jedoch greift der Autor hier zu kurz. Er ist in dem Buch damit beschäftigt, die antipolitische Bewegung zu kritisieren und die Gefahren der direkten Demokratie aufzuzeigen, wobei er die Lösungsansätze zum Teil außer Acht setzt.
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