In diesem Beitrag stellt Lara Breier folgenden Aufsatz vor:
Rieger, Diana (2019): Diskussionsräume und Radikalisierungsprozesse in sozialen Medien; Bundeszentrale für politische Bildung Online Dossier; https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtspopulismus/290851/diskussionsraeume-in-sozialen-medien
In diesem Aufsatz von Diana Rieger dreht es sich um die sozialen Medien als Chance und gleichzeitig um die sozialen Medien als Maschinerie zur Polarisierung der Gesellschaft. Auf der Seite der negativen Konsequenzen der Digitalisierung stehen laut Rieger vor allem die Angst vor Polarisierung und Radikalisierung. Der Begriff „alternative Medien“ taucht hier vermehrt auf.
Grundsätzlich sind alternative Medien Medien, die sich durch eine Abweichung (Alternative) von etwas anderem auszeichnen, auf das sie sich beziehen. Sie stellen bewusst einen Gegensatz zur „herrschenden Öffentlichkeit“ dar und wollen so die Wahrnehmung zu vermeintlich unterdrückten Themen und Problemen zugänglich machen.
Zudem wird der Begriff aber auch benutzt, wenn es sich um Medien handelt, die bewusst Ausgewogenheit in ihrer Berichterstattung ablehnen. Auch rechtsextreme Gruppen nutzen im Internet soziale Medien für eine „verzerrte“, „alternative“ Darstellung, um ihre Botschaften in den Diskurs einzubringen mit dem Ziel, Radikalisierungsprozesse anzustoßen.
Online, so Rieger, können Veränderungen beobachtet werden, diese entstehen durch die neue Vielfalt öffentlicher Teilhabe. Als Teil des partizipativen Journalismus werden auch Akteure wie Blogger verstanden. Es gibt mittlerweile unzählige Foren, Blogs, virtuelle Archive oder Mailinglisten, in denen ein Diskurs stattfindet. Gerade diese neue Form der Öffentlichkeit nutzen rechte Parteien wie die AfD oder aber auch rechtsextreme Gruppen wie die Identitäre Bewegung in Deutschland, um sich online als „Alternative“ darzustellen und sich dann vehement gegen die „Leitmedien“ zu wenden, denen sie wiederum eine einseitige und verzerrte Themendarstellung unterstellen, um so Misstrauen zu schüren.
Durch gezielte Nutzung der Unsicherheit und Angst der Menschen stärken rechtspopulistische und rechtsextreme politische Akteure ihre Weltanschauungen. Gerade im Internet werden dann Parolen, Botschaften und Aufrufe verbreitet und so unzensiert einem breiten Massenpublikum zugänglich gemacht.
Dazu kommt, dass sich Menschen dann oft in sogenannten „Echokammern“ wiederfinden. Diese Idee geht darauf zurück, dass Menschen tendenziell lieber mit Menschen kommunizieren, die ähnliche Einstellungen oder politische Meinungen haben. Irgendwann findet sich so, sagt Rieger, der Mensch in einer homogenen Echokammer wieder; so kommt es zu einem „Teufelskreis“, in welchem sich die politische Einstellung dann noch mehr in das Extreme wenden kann.
Als weitere Strategie werden laut Rieger sogenannte „Hassreden“ verwendet. Dies ist ein sprachlicher Ausdruck von Hass gegen eine Person oder Gruppe. Rieger nennt hierfür vier verschiedene Gründe, um Hassreden im Internet zu verbreiten. Erstens, um andere auszugrenzen. Zweitens, um andere einzuschüchtern. Drittens, um Macht zu demonstrieren, und viertens, natürlich auch aus Spaß und Nervenkitzel.
Rieger bestätigt hier, dass mehr als die Hälfte der Deutschen (67%) angibt, Erfahrungen mit „Hasskommentaren“ gemacht zu haben. Dazu kommt, dass ca. 42% der deutschen Journalist/-innen angibt, persönlich angegriffen worden zu sein.
Auch der Bericht der Online Civil Courage Initiative berichtet, dass Online-Hass zu gesellschaftlicher Polarisierung und extremistischer Radikalisierung führen kann. Diesem Zusammenhang liegt zugrunde, dass Radikalisierungs- und Polarisierungsprozesse häufig mit einer fortlaufenden Einstellungsänderung beginnen.
Hassreden lösen bei den Opfern vor allem negative emotionale Reaktionen aus und fördern damit Vorurteile und Aggressionen. Eine politische Polarisierung kann somit damit einhergehen, dass die unterschiedlichen Gruppen sich immer mehr voneinander entfernen, nicht mehr miteinander in Austausch treten und ihre „Wir gegen die“- Mentalität verstärken.
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