Mittwoch, 17. Oktober 2018

Verbindung zwischen Antifeminismus und Rechtspopulismus

„Grab them by the pussy.“ - Diese Aussage tätigte der US-Präsident Donald Trump in einem Interview und heizte damit eine Diskussion an, die sich mit den Themen der sexuellen Belästigung sowie des Machtmissbrauches in selbigem Zusammenhang beschäftigt. Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Debatte mit dem Hashtag #MeToo, welcher Frauen dazu ermutigt, sexuelle Belästigung und Missbrauch öffentlich zu machen. Die Thematik erlangte dabei hohe Präsenz in den Medien und rief sowohl Befürworter als auch Gegner auf den Plan und schuf dabei Raum sowohl für Feminismus als auch für Antifeminismus.

Im Rahmen dieser Seminararbeit soll geklärt werden, inwiefern Antifeminismus in Verbindung mit Rechtspopulismus gesetzt werden kann. Zunächst soll erläutert werden, was unter Antifeminismus zu verstehen ist. Hierzu wird betrachtet, wie Antifeminismus entsteht, wobei es unerlässlich ist, einen Blick auf den Feminismus zu werfen, auf welchen der Antifeminismus reagiert. Um die Frage nach der Verbindung mit dem Rechtpopulismus zu beantworten, wird abschließend die AfD als rechtspopulistische Partei als Beispiel herangezogen.

Was bedeutet Feminismus?

Da das Präfix „anti-“ „gegen“ bzw. „nicht“ bedeutet, sollte im Falle des Antifeminismus zunächst geklärt werden, wogegen dieser sich richtet bzw. was er nicht ist. Somit wird im Folgenden zunächst ein Blick auf den Feminismus geworfen. Der Duden definiert Feminismus als „Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z.B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt“.

Wirft man einen Blick auf die deutsche Frauenbewegung, so ist ihre Gründerin Louise Otto-Peters (1819-1895) zu nennen. Inspiriert durch die 1848er-Revolution und deren Ideen von Freiheit, Gleichheit und Selbstständigkeit, forderte sie die Befähigung der Frauen zur Selbstständigkeit, dass sie ebenso ihre Rechte und Pflichten dem Staat gegenüber erfüllen können wie die Männer. Ein wichtiges Ziel hierbei war das Recht der Frauen auf Bildung und Arbeit. Zwar arbeitete ein Großteil der Frauen, jedoch meistens unter sehr schlechten Bedingungen und für einen sehr geringen Lohn.

Der einzige Ausbildungsberuf, der von Frauen des Bürgertums ergriffen werden konnte, war der Lehrerinnenberuf. Es gab jedoch deutlich mehr Bewerberinnen als Stellen und letztendlich war das Leben der bürgerlichen Frauen auf die Ehe und Familie fokussiert. Die Forderung nach einem Recht auf Bildung und Arbeit war also eine Forderung nach Teilhabe der Frauen am allgemeinen Arbeitsmarkt und somit auch nach Teilhabe an der Gesellschaft.

Es brauchte noch einige Jahre, ehe 1893 auch Frauen zum Abitur und sieben Jahre später ebenfalls zum Studium zugelassen wurden. 1918 kam es auch zu politischer Gleichberechtigung mit dem Frauenwahlrecht und ein Jahr später saßen die ersten Frauen in der Weimarer Nationalversammlung. Dennoch blieben Akademikerinnen eher die Ausnahme und die meisten Frauen arbeiteten weiterhin als einfache Arbeiterinnen.

Dennoch gab es weiterhin viele Regelungen, die die Freiheit der Frauen einschränkten. So konnte der Ehemann dagegen vorgehen, wenn seine Frau arbeiten wollte. Ließ er es jedoch zu, so konnte er, dank seines alleinigen Bestimmungsrechts über die ganze Familie, einschließlich seiner Frau, ihren Lohn verwalten. Eine verheiratete Frau war damit praktisch nicht selbstständig geschäftsfähig.

Doch nicht nur in beruflicher Hinsicht waren die Gesetze nicht auf der Seite der Frauen. So war es Frauen nicht möglich, gegen sexuelle Gewalt in der Ehe vorzugehen und damit sich selbst und ihren Körper zu schützen. Sie mussten sich im Falle einer Scheidung gegebenenfalls sogar in Bezug auf die Schuldfrage verantworten.

Auch aufgrund dieser Missstände kam es 1967/68 zu der Neuen Frauenbewegung. Vorwiegend Studentinnen organisierten sich und forderten eine Änderung des Privatlebens in Bezug auf die Unterdrückung der Frau. Sie zeigten auf, dass eine wahrhaftige Veränderung in den autoritären Strukturen der damaligen Zeit nur dann verwirklicht werden kann, wenn die Männer ihre patriarchalische Identität aufgeben und den Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

Seit 1994 hat sich nun der Staat mit Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes dazu verpflichtet, die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu fördern. Auch sind Frauen nun seit ca. 40 Jahren selbstständig geschäftsfähig und können mit einem eigenen Konto selbst über ihr Geld verfügen. Außerdem ist nicht nur Vergewaltigung in der Ehe strafbar, sondern auch sexuelle Belästigung. Trotz der vielen Fortschritte sind sexualisierte Gewalt gegen Frauen, Gender Pay Gap oder weibliche Altersarmut aber weiterhin ungelöste Probleme.

Es zeigt sich also, dass die Themen des Feminismus, welche in den letzten beiden Jahrhunderten relevant waren, heute zu einem großen Teil durch Frauenbewegungen gelöst wurden. Es liegen Welten zwischen den gesellschaftlichen Verhältnissen zur Zeit Louise Otto-Peters und der heutigen Gesellschaft.

Nun stellt sich natürlich die Frage nach dem heutigen Feminismus und den Themen, die ihn umtreiben. Der Feminismus zeigt sich heute jedoch in sehr vielfältiger Form und vertritt und diskutiert entsprechend verschiedene Standpunkte und Themen. Daher wird dieser Frage im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Formen des Feminismus nachgegangen. 

Unterschiedliche Formen des Feminismus

Da der Fokus dieser Seminararbeit nicht auf dem Feminismus, sondern auf dem Antifeminismus liegt, werden die verschiedenen Formen des Feminismus im Folgenden nur sehr oberflächlich beleuchtet. Zunächst ist festzustellen, dass sich die Feminismen sowohl in ihren Anliegen als auch den Themen, für welche sie sich einsetzen, stark unterscheiden können. Ein Thema der Feminismen wäre beispielsweise die gesellschaftliche Grundfrage über die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, welche aktuell durch die #MeToo-Debatte stark in den Medien vertreten ist.

2017 wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein bekannt. Daraufhin rief die US-Schauspielerin Alyssa Milano Frauen dazu auf, ihren Tweet mit dem Hashtag #MeToo zu kommentieren, falls sie bereits einmal Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Das Hashtag schlug große Wellen und wurde weltweit aufgegriffen. Seither meldeten sich immer mehr Opfer von sexueller Gewalt zu Wort, was dazu führte, dass das feministische Thema bezüglich der Selbstbestimmung über den eigenen Körper und der Kampf gegen sexuelle Gewalt eine große Präsenz in den Medien innehat.

Es ist vermutlich kaum möglich, sämtliche unterschiedlichen Varianten des Feminismus zu klassifizieren. Eine Möglichkeit der Unterscheidung ist es jedoch, zum einen das Verständnis von Geschlechtern zu betrachten, wie z.B. ob von einer starren Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau die Rede ist, oder ob z.B. der Einfluss der Gesellschaft zu unterschiedlichen Ausprägungen von Geschlechtern führen kann.

Ein Beispiel hierfür wären die „queeren Feminismen“, welche sexuelle und körperliche Vielfalt als Kernthema haben. Die „diskursiven Feminismen“ beschäftigen sich auch hauptsächlich mit Geschlechtern und ihren Rollen und damit, wie die Gesellschaft Bilder von Geschlechtern schafft. Hierzu gehört z.B. auch das konstruierte Bild des gewalttätigen, männlichen Migranten.

Ein anderes Unterscheidungskriterium kann auch das generelle Gesellschaftsbild der Feminismen sein. Voneinander abgrenzen lassen sich so „strukturelle Feminismen“, welche verstärkt Ungleichheit u.a. zwischen den Geschlechtern oder Klassen in der Gesellschaft thematisieren, von „institutionellen Feminismen“, die ihren Fokus eher auf Geschlechtergleichheit und pragmatische Ansätze legen, um diese Gleichheit zu fördern, wie z.B. die Frauenquote.

Es gibt also nicht nur den einen Feminismus, sondern ganz viele Feminismen, die sich jeweils mit unterschiedlichen Themen beschäftigen bzw. ihre Schwerpunkte verschieden setzen. Es müsste also eigentlich für jeden etwas dabei sein, für jeden eine Form des Feminismus, mit der er oder sie sich anfreunden kann. Doch der Feminismus scheint immer auch in der Kritik zu sein, und es werden immer wieder Stimmen laut, die sogar die Daseinsberechtigung des Feminismus infragestellen. So zum Beispiel der umstrittene Artikel der Welt-Autorin Ronja von Rönne, welchen sie 2015 unter dem Titel "Warum mich der Feminismus anekelt" veröffentlichte.

Die Autorin beschreibt mit ironischem Unterton, dass der Feminismus sich in ihren Augen selbst überflüssig gemacht hat, da zumindest sie selbst noch nie aufgrund ihres Geschlechts Benachteiligung erfahren hat. Sie berichtet über das neue Phänomen des "Netzfeminismus", welcher mehr um Aufmerksamkeit als für feministische Themen kämpft und begründet dies wieder dadurch, dass es für den Feminismus keine dringenden Probleme mehr zu lösen gibt.

Der Artikel polarisierte stark, woraus geschlossen werden kann, dass die Autorin einen wunden Punkt getroffen hat - und das sowohl bei Befürwortern als auch Gegnern des Feminismus und vielleicht auch bei denen, die sich für den Feminismus nicht interessieren und genauso genervt von ihm sind wie die Autorin. Kurz darauf distanzierte sich die Autorin jedoch wieder davon und lehnte den Axel-Springer-Preis für diesen Artikel ab, da sie nicht dem Antifeminismus Argumente liefern, sondern lediglich Kritik am Feminismus üben wollte. Es zeigt sich also, dass es einen Unterschied zwischen der Kritik am Feminismus und dem Antifeminismus gibt.

Was bedeutet Antifeminismus und was ist Kritik am Feminismus?

Die Geschichte des Antifeminismus verläuft parallel zur Geschichte des Feminismus. Denn der Beginn der Frauenbewegungen und der Forderung nach Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, rief auch die Gegner auf den Plan. Wie bereits zu Beginn erwähnt, bedeutet das Präfix „anti-“ „gegen“ oder „nicht“. Der Antifeminismus ist auch definitiv eine Bewegung gegen den Feminismus, jedoch ist nicht jeder, der am Feminismus Kritik übt, ein Antifeminist bzw. eine Antifeministin.

Durch die vielen verschiedenen Formen ist es möglich, aus der Position einer Form des Feminismus an einer anderen Form oder deren Vorgehensweise, Argumente etc. Kritik zu üben. Die Feminismuskritik legt ihren Fokus auf konkrete Positionen, Probleme und Widersprüche und kritisiert diese. Der Antifeminismus hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass er sich offensiv gegen die Feminismen stellt und versucht, gegen die Gleichstellungspolitik vorzugehen. Außerdem vertritt er eine ausschließliche Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau, wobei diese in einem ungleichen Verhältnis hinsichtlich Wertschätzung und Arbeitsteilung stehen.

Dass der Antifeminismus als Reaktion und gepaart mit dem Feminismus auftritt, macht eine eindeutige Definition jedoch sehr schwierig. Wie bereits erwähnt, gibt es sehr viele und sehr unterschiedliche Feminismen, welche stellenweise auch im Gegensatz zueinander stehen. Dies wirft dann die berechtigte Frage auf, ob der Begriff des Antifeminismus überhaupt einheitlich definiert werden kann, wenn der Begriff Feminismus bereits eine so vielfältige Definition benötigt. Da es im Feminismus auch gegensätzliche Positionen gibt, ist es praktisch unmöglich, gegen den Feminismus als Ganzes zu sein.

Ein weiterer Definitions- und Unterscheidungsversuch von Antifeminismus und Feminismuskritik stammt von der Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp. Als weiteres Definitionsmerkmal für Antifeminismus führt sie das Ziel an, durch Argumente und Initiativen die weibliche Subjektivität zu bekämpfen. D.h. Aussagen, welche Frauen tätigen aufgrund ihrer subjektiven Erfahrung, werden als unwissenschaftlich, wenn nicht sogar als lächerlich betrachtet.

Sie schreibt von „Unfeminismus", welcher die Komponente der Feminismuskritik enthält und sich darauf auch übertragen lässt. Somit sind für sie Feminismuskritiker Menschen, die in der Diskussion um ein feministisches Thema zu einem anderen Schluss kommen als Anhänger des jeweiligen Feminismus und deshalb dagegen argumentieren.

Als weiteres, sehr subjektives, aber auch nachvollziehbares Unterscheidungsmerkmal nennt Schrupp die „Rechtfertigungsprobe“. In der Diskussion mit einem Antifeministen bzw. einer Antifeministin entsteht laut Schrupp ein Impuls, sich zu rechtfertigen für die eigenen Ansichten. Entsteht jedoch ein Gefühl, herausgefordert zu sein, so handelt es sich eher um einen Feminismuskritiker. Wenngleich dieses Unterscheidungsmerkmal nicht objektiv ist und in einer solchen Definition nicht aufgenommen werden könnte, so verdeutlicht es dennoch die Tendenz des Antifeminismus, nicht in eine Diskussion zu treten, in der die Argumente beider Seiten gleichermaßen akzeptiert und ernst genommen werden. Dies trifft besonders dann zu, wenn die Diskussion mit einer Frau geführt wird.

Auch wenn eine eindeutige Definition für Antifeminismus aus genannten Gründen schwierig ist, wird dies im Rahmen dieser Seminararbeit versucht. Um im Folgenden Aussagen als antifeministisch oder feminismuskritisch einstufen zu können, wird der Definitionsversuch der bpb-Autorin Ilse Lenz angewandt. Des Weiteren sollten die eben genannten, objektiven Überlegungen der Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp beachtet werden.

Demnach gilt eine Aussage als antifeministisch, wenn sie sich offensiv gegen grundsätzliche feministische Themen wie Gleichberechtigung der Geschlechter positioniert und die Subjektivität von Frauen bekämpft. Als feminismuskritisch sollen Aussagen eingestuft werden, die nicht die feministischen Grundgedanken, sondern konkrete Argumente oder Erscheinungsformen kritisieren und dabei eine gleichberechtigte Diskussion zulassen. Einige solcher Aussagen werden nun beleuchtet.

Auch wenn der oben erwähnte Artikel von Ronja von Rönne umstritten ist und sie sich selbst davon distanziert, so war wohl ihre Absicht, nur Kritik am Feminismus oder an einigen Feminismen zu üben, und nicht, die Kernthemen des Feminismus infragezustellen.

Ein weiteres Beispiel für Kritik an einem Feminismus und dessen Art des Auftretens liefert ein Interview mit der Kriminologin Monika Frommel, die in ihrer Arbeit immer wieder den Blick auf die feministische Perspektive lenkt. Sie kritisiert die feministische #MeToo-Kampagne. Dabei ist ihr Kritikpunkt die fehlende Diskussion zwischen den Feminismen. Sie sieht die Kampagne als sinnentleert an, da letztendlich nur wiederholt und nicht debattiert wird. Sie ist sogar der Meinung, dass die Kampagne nichts mit Feminismus zu tun hat und sich nur als solchen verkauft. Des Weiteren kritisiert sie die fehlende Unschuldsvermutung in dieser Debatte.

Wird dieses Beispiel mit den groben Merkmalen des Antifeminismus verglichen, wird schnell klar, dass Monika Frommel keine Antifeministin ist. Sie kritisiert den Feminismus nicht als Ganzes, sondern nur eine konkrete Erscheinungsform eines Feminismus. Das Kernthema der Debatte ist sexuelle Belästigung gegenüber Frauen, welches sie weder infragestellt noch offensiv dagegen argumentiert. 

Wie Monika Frommel bemängelt, vernachlässigt die #MeToo-Debatte die Unschuldsvermutung und beansprucht damit für ihre Argumente, dass diese der Wahrheit entsprechen. Zusätzlich scheint es eine Sache zu sein, ob eine Frau Kritik übt, eine andere, ob das ein Mann tut. Diese Erfahrung machte der Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer. Er stellt ebenfalls infrage, ob in der #MeToo-Debatte nicht die Unschuldsvermutung fehlt.

Des Weiteren bemerkte er, dass eine „Nein heißt nein“-Politik es voraussetzt, dass ein Nein gesagt wird, und gab zu bedenken, ob es Frauen nicht abspricht, in der Lage zu sein, dies zu tun und damit selbstbestimmt für sich einzustehen, wenn man Situationen, in denen keine Grenzen gesetzt wurden, als Belästigung einstuft. Der Redakteur betonte außerdem deutlich, dass er es positiv findet, wenn diese Kampagne Männern vor Augen führt, dass es Konsequenzen nach sich zieht, wenn man z.B. die eigene Position für sexuelle Gefälligkeiten ausnutzt.

Die recht heftigen Reaktionen auf seinen ersten Artikel zu der Thematik bestätigen die Kritik von Monika Frommel, dass in der #MeToo-Debatte die offene Diskussion fehlt und somit durchaus die Frage gestellt werden kann, ob diese Kampagne als feministisch gesehen wird, oder sie vielleicht doch nur diese Marke trägt.

Zu klassifizieren, ob eine Aussage antifeministisch ist oder doch eher Kritik am Feminismus übt, ist wie gesagt nicht immer eindeutig möglich. Insbesondere Aussagen, die polarisieren und nicht klar einzuordnen sind, machen dies schwierig. Betrachtet man jedoch den Hintergrund derer, die eine solche Aussage getätigt haben, oder wie sie sich selbst danach positionieren, so kann festgestellt werden, wie die Aussage einzuordnen ist. Deshalb können die vorangegangen Beispiele durchaus als Kritik am Feminismus gesehen werden. Natürlich gibt es auch Meinungen zu der #MeToo-Kampagne, welche als antifeministisch einzustufen sind. Diese kommen aber meist aus einem rechtspopulistischen Kontext, weshalb diese erst im Laufe dieser Arbeit aufgegriffen werden. 

Argumente des Antifeminismus

Zu definieren, was die Argumente des Antifeminismus sind, ist recht schwierig, da es natürlich keine Organisation gibt, welche alle Antifeministen unter ihrem Dach vereint und dabei Richtlinien vorgibt, aus welchen sich Argumente ergeben. Genau wie im Feminismus gibt es unterschiedliche Strömungen, die unterschiedliche Beweggründe und damit auch Argumente haben. Was allerdings viele Antifeministen vereinen dürfte, ist die Sorge, durch Frauen, welche nicht mehr länger unterdrückt und dadurch konkurrenzfähig sind, in den Hintergrund gedrängt zu werden.

Werden die gesellschaftlichen Gegebenheiten zu Beginn der Frauenbewegung bedacht, ist eine ganz klar privilegierte Stellung der Männer zu erkennen. Der Mann war lediglich aufgrund seines Geschlechts ein wichtigerer Teil der Gesellschaft als die Frau. Durch den Feminismus und dessen Fokussierung auf die Frau und deren Rechte und Gleichstellung fühlen sich nun einige Männer übergangen und machen den Feminismus dafür verantwortlich.

Jahrelange Privilegien der Männer werden nun z.B. durch Gleichstellungsbeauftrage für Frauen infragegestellt. Sie sehen sich durch den Feminismus so stark bedroht, dass eine Kompromisslösung, welche zu einem gleichberechtigten Zusammenleben zwischen den Geschlechtern führen könnte, für sie undenkbar erscheint.

Zwei gedankliche Konzepte lassen sich in antifeministischen Kreisen identifizieren, welche Grundlagen für ihre Argumentationen liefern. Zum einen wird der Feminismus als eine homogene Bewegung gesehen, welche mit Männerfeindlichkeit gleichgesetzt wird. Das Bild dieses einen Feminismus wird hauptsächlich durch die radikalen Strömungen des Feminismus gefärbt, wobei die vielen gemäßigten Strömungen, welche auf den Austausch mit Männern setzen, vernachlässigt werden. Es wird ein Hassbild konstruiert, welches man gut als Feind haben und bekämpfen kann.

Zum anderen wird die Vorstellung des Mannes als Opfer der „Femokratie“ konstruiert. Die „Femokratie“ beschreibt hierbei die Auffassung, dass wir in einem von Feministinnen beherrschten Land leben, welches die Rechte der Männer mit Füßen tritt. Diese Imagination bildet eine Grundlage für die Argumentation, weshalb Antifeministen die Rechte der Männer verteidigen müssen.

Hierzu beschreibt der Soziologe Michael Kimmel in seinem Buch „Angry White Men“ das Phänomen der vormals privilegierten weißen Männer in den USA, welche sich nun durch den Feminismus in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen. Eine Rezension zu dem Buch findet sich auf diesem Blog.

Kimmel beschreibt, wie die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft und die Emanzipation der Frauen dazu führt, dass besagte Männer sich um ihren privilegierten Status betrogen und dadurch entmannt fühlen. Ihre bis dahin selbstverständliche Rolle des starken Versorgers der Familie wird infragegestellt. Das macht sie zu „wütenden weißen Männern“, die ihre Wut gegen den Feminismus richten, welcher in ihren Augen für ihre Probleme verantwortlich ist.

Eine Überlegung, warum einige mit dem Feminismus nicht mitgekommen sind und sich nun dagegen positionieren, stellt eine fehlende Männerbewegung in den Vordergrund. Frauen kämpfen schon lange für ihre Rechte auf Selbstbestimmtheit, auf Arbeit, auf Schutz vor sexueller Gewalt. Männer hingegen sind in ihrer Rolle geblieben. Die Rolle der Frau hat sich gegenüber den letzten Jahrhunderten sehr stark gewandelt, während die Rolle des Mannes, welche den starken, karriere-machenden Ernährer der Familie vorsieht, gleichgeblieben ist.

Erst ganz langsam beginnt auch der Mann, seine angestammte Rolle infragezustellen und z.B. für sein „Recht auf Familie“ einzustehen. So gibt es beispielsweise seit 2007 nicht mehr nur den Mutterschaftsurlaub, sondern die Elternzeit, welche auch von Männern genommen werden kann. Vergleicht man dies jedoch mit dem Beginn der Frauenbewegungen, so kommt dies doch sehr spät.

Die Studie über verschiedene Typen von Männlichkeit von Carsten Wippermann zeigt, dass 23% zwar Geschlechterdifferenz bevorzugen, wobei der Mann der Ernährer der Familie und die Frau Mutter und Hausfrau ist, jedoch befinden sich nur wenige Antifeministen unter diesen 23%, da sie sich in diesem Familienmodell als von der Frau ausgebeutet sehen würden und keinerlei Wertschätzung für ihre Arbeit zeigen.

Weitere 63% lassen sich jeweils zur Hälfte dem Typus des „neuen Mannes“ und dem des postmodern-flexiblen Mannes zuordnen. Beide möchten nicht länger dem Stereotyp des harten, starken Mannes entsprechen und schätzen selbstbewusste, eigenständige Frauen. Der „neue Mann“ ist etwas mehr an Gleichstellung interessiert als der postmodern-flexible Mann.

Die restlichen 14% werden als Lifestyle-Macho bezeichnet. Sie wollen dem männlichen Stereotyp des überlegenen, harten Mannes entsprechen und sehen Frauen in einer ihnen untergebenen Rolle. Dieser Typ Mann bringt wohl die meisten antifeministischen Männerrechtler hervor. Wie bereits erwähnt, sehen sie ihre Männlichkeit und ihre überlegene Position durch Frauen, im speziellen Feministinnen, bedroht. Doch obwohl dieser Typ Mann, welcher durch den Antifeminismus vertreten wird, nur ein Bruchteil der Männer insgesamt ausmacht, sehen sich Antifeministen dennoch als Vertreter aller Männer.

Aus dieser Studie geht also hervor, dass - auch wenn der Antifeminismus gerne davon spricht, die Rechte aller Männer zu vertreten - er letztendlich nur die Interessen eines kleinen Bruchteils vertritt. Generell lassen sich die Argumente des Antifeminismus dahingehend zusammenfassen, dass antifeministische Männer sich in ihrer Männlichkeit bedroht sehen und sich durch Gleichberechtigungsbestrebungen für Frauen ungerecht behandelt fühlen, da sie ihre bisherigen Privilegien verlieren.

Obwohl es feministische Bewegungen schon seit über 100 Jahren gibt und sich die Rolle der Frau im Zuge dessen stark gewandelt hat, beginnt die Wandlung der Rolle des Mannes erst langsam. Dabei fühlen sich einige übergangen und damit als Opfer des Feminismus, was sie darin bestärkt, nicht eine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern anzustreben, sondern den Feminismus zu bekämpfen mit dem Ziel, ihn zu vernichten. 

Der Zusammenhang zwischen Antifeminismus und Rechtspopulismus

Nachdem Feminismus und Antifeminismus nun beschrieben und definiert wurden, sollte auch geklärt werden, was Populismus ist. Hierzu findet sich auf diesem Blog bereits ein Zitat aus dem Buch „Was ist Populismus?“ von Jan-Werner Müller. Die Kernaussage des Zitats lässt sich dahingehend zusammenfassen, dass Populisten zum einen immer gegen das „Establishment“ sind, wobei jedoch nicht jeder Kritiker der Eliten ein Populist ist.

Zum anderen behaupten Populisten „Wir sind das Volk!“ und sehen dies als Argument, weshalb sie den alleinigen Anspruch darauf besitzen, das Volk zu repräsentieren. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass alle, die nicht der Meinung der Populisten sind, nicht zum "wahren Volk" gehören und daher ihre Aussagen und Meinungen nicht zählen. Populisten sind somit auf jeden Fall antielitär und antipluralistisch.

Auch wenn eine Definition für Rechtspopulismus noch weiter spezifiziert werden könnte, so lassen sich doch bereits diese groben Definitionspunkte gut mit der Argumentation des Antifeminismus vergleichen. Nimmt man z.B. die bereits erwähnten Überlegungen der Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp zur Hand, so lassen sich Parallelen zwischen dem Antipluralismus des Populismus und der Bekämpfung der weiblichen Subjektivität durch den Antifeminismus erkennen.

Werden antifeministische Männer mit dem "wahren Volk" identifiziert, so wären die Frauen, insbesondere Feministinnen, nicht Teil dieses Volkes und damit ihre Aussagen automatisch illegitim. Dies trifft auf den Antifeminismus ebenso zu wie auch das populistische Merkmal des Anti-Elitarismus. Der Begriff der „Femokratie“ weist darauf hin, da in dieser Vorstellung das Land von Feministinnen beherrscht wird, was sie zur Elite werden lässt, die den Kontakt zum "wahren Volk" der Männer verloren hat.

Es lassen sich also bereits bei dem Blick auf die Definition Gemeinsamkeiten von Populismus und Antifeminismus erkennen. Doch es gibt noch weitere konkrete Argumente, die im besonderen der Rechtspopulismus, wenn nicht sogar der Rechtsextremismus, mit dem Antifeminismus teilen, wie der Soziologe Rolf Pohl berichtet. So gehört das Bild der intakten Kleinfamilie dazu, welche sich durch den starken, heldenhaften Mann und der ihm untergebenen Mutter seiner Kinder auszeichnet. Interessant ist hierbei, dass diese idyllische Vorstellung der perfekten Kleinfamilie so eigentlich nie existierte und wenn, dann höchstens in der gesellschaftlichen Schicht des Bürgertums.

Diese Ideal-Vorstellung vertritt auch die antifeministische Autorin Birgit Kelle. Sie beklagt, dass nur finanziell gut gestellte Familien die Wahl haben, ob die Mutter zu Hause bei den Kindern bleibt und die Familie nur von dem Gehalt des Vaters lebt. Ihrer Ansicht nach drängt die Politik Frauen ins Berufsleben und die Kinder in Erziehungseinrichtungen wie Kitas. Sicherlich profitiert der Staat von zwei berufstätigen Eltern, da mit zwei Gehältern die Steuereinnahmen steigen. Außerdem ist es aus wirtschaftlicher Sicht immer besser, wenn gut ausgebildete Arbeitskräfte auch tatsächlich arbeiten.

Kelle wirft der Politik vor, Frauen keine echte Wahl zu lassen und sie zu der Berufstätigkeit zu drängen. Jedoch scheint es so, als wäre Kelle nicht für echte Wahlfreiheit, sondern lediglich für ein Drängen zu der anderen Option. Ein Familienkonzept, welches zwei berufstätige Eltern vorsieht, die aber eventuell beide reduziert arbeiten und somit beide gleichberechtigt das Familienleben gestalten, taucht in ihren Überlegungen scheinbar gar nicht auf.

Alternative Lebensformen, wie eine Adoption durch homosexuelle Paare, lehnt sie grundsätzlich ab. Auch wenn Kelle nicht vorgeworfen werden soll, eine Rechtspopulistin zu sein, so ist es ein Beispiel, welches aus einem antifeministischen Kontext kommt, welches aber auch Überschneidungspunkte mit den Idealen des Rechtspopulismus liefert.

Ob Antifeminismus häufiger gepaart mit Rechtspopulismus auftritt, lässt sich am besten überprüfen, wenn man einen Blick auf rechtspopulistische Vereinigungen wirft. Daher soll im Folgenden betrachtet werden, wie die rechtspopulistische Partei AfD zu Feminismus bzw. zum Antifeminismus steht. 

Die AfD und der Antifeminismus

Die AfD wirbt auf ihrer Website damit, die einzige Partei zu sein, die einen Politikwechsel für die Zukunft Deutschlands vollziehen wolle. Die für sie relevanten Fragen sind dabei Themen wie Asyl oder Islam, welche in Zusammenhang mit Einwanderung stehen, außerdem der Schutz der Bürger, die Zukunft von Familien sowie die EU und die EURO-Rettung.

Die Partei wurde 2013 im Zuge der europäischen Währungskrise gegründet und positionierte sich schnell kritisch gegenüber Zuwanderung, zeigte sich als antielitär und brachte eine konservative Vorstellung der Gesellschaft zum Ausdruck. Die AfD ist als rechtspopulistische Partei einzustufen. Wenn davon ausgegangen wird, dass im Zusammenhang mit Rechtspopulismus auch Antifeminismus auftaucht, so kann vermutet werden, dass die AfD hierzu einige Beispiele liefert. 

Programm der AfD zu Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung

Die AfD fordert in ihrem Kurzprogramm unter dem Punkt „Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung“ auf Seite 21/22 u.a. Dinge, die dem Rechtspopulismus zugeordnet werden können, wie beispielsweise die Forderung nach „Erhalt des eigenen Staatsvolks“. Die Formulierung „eigenes Staatsvolk“ weist schon darauf hin, dass mit diesem Staatsvolk nicht alle Bürger der Bundesrepublik gemeint sein können, da sonst auf diese Formulierung hätte verzichtet werden können.

Es gibt also einige, die zu diesem Volk dazugehören, und andere, die dies nicht tun. Dass etwas für den Erhalt dieses Volkes getan werden soll, kann so interpretiert werden, dass es etwas Besonderes, vielleicht sogar etwas Besseres ist. Es erinnert sehr stark an das Element des Rechtspopulismus, welches ein „wahres Volk“ konstruiert, zu dem einige, aber bei weitem nicht alle gehören.
Einer gezielten Politik für Männer und Väter, hat sich bislang keine Partei angenommen. Bei vielen getrennt lebenden Paaren leiden viele Väter unter den familienrechtlichen Bestimmungen und wünschen sich beispielsweise mehr Umgang mit ihren Kindern haben zu können.“
Zunächst ist zu erwähnen, dass bei einer Trennung oder Scheidung die Eltern grundsätzlich das gemeinsame Sorgerecht behalten. In Bezug auf uneheliche Väter wurde 2013 das Sorgerecht reformiert. Es sieht zwar weiterhin vor, dass uneheliche Väter aktiv werden und das Sorgerecht beantragen müssen, jedoch haben sie als leiblicher Vater nach Beantragung auf jeden Fall einen Anspruch auf Sorgerecht, und keine Mutter kann dem Vater dieses willkürlich entziehen.

Letztendlich gilt der Grundsatz, dass ein alleiniges Sorgerecht einer der beiden Elternteile das letzte Mittel bleiben und davor eher versucht werden sollte, Teilbereiche auf einen Elternteil zu übertragen und dennoch weiterhin ein gemeinsames Sorgerecht beizubehalten. Daher ist die Behauptung, dass Väter unter den familienrechtlichen Bestimmungen leiden, so nicht haltbar, da das BGB generell für ein gemeinsames Sorgerecht plädiert und es damit schwer ist, ein Elternteil tatsächlich aus der Erziehungsverantwortung zu drängen.

Zuvor hält die AfD in ihrem Programm fest, dass sie nur Alleinerziehende unterstützen möchte, die den anderen Elternteil nicht aus ihrer erzieherischen Verantwortung verdrängen. Letztendlich weisen beide Abschnitte darauf hin, dass von einem System ausgegangen wird, welches Väter gezielt vernachlässigt oder sogar benachteiligt. Es erinnert wieder stark an die Vorstellung einer „Femokratie“, welche von männerfeindlichen Feministinnen beherrscht wird, die nur das Wohl der Frauen und nicht das der Männer im Blick haben. Wie vorab schon erwähnt, passt diese Vorstellung sowohl zu den Merkmalen des Antifeminismus als auch denen des Rechtspopulismus.
Die Gender-Ideologie marginalisiert naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern und stellt geschlechtliche Identität in Frage. Sie will die klassische Familie als Lebensmodell und Rollenbild abschaffen. Damit steht sie in klarem Widerspruch zum Grundgesetz, das die (klassisch verstandene) Ehe und Familie als staatstragendes Institut schützt, weil nur dieses das Staatsvolk als Träger der Souveränität hervorbringen kann.“
Wird die bereits erwähnte Studie von Carsten Wippermann bedacht, und wie unterschiedlich Männer ihre geschlechtliche Identität definieren, so kann die Annahme von naturgegebenen Geschlechterunterschieden als antifeministisch angesehen werden. Es wird hierbei angenommen, dass Geschlechter und ihre Merkmale rein biologischer Natur sind. Doch wie in der Studie verdeutlicht wird, können viele Menschen des gleichen Geschlechts dieses und dessen Merkmale sehr unterschiedlich, stellenweise auch gegensätzlich, definieren. Es zeigt sich hier, dass Antifeminismus nicht nur Frauen diskriminiert, sondern auch Männer, die nicht dem vom Antifeminismus vorgegebenen Männerbild entsprechen.

Der Schutz der klassischen Familie vor alternativen Lebensmodellen erinnert hierbei an das bereits zitierte Interview mit der antifeministischen Autorin Birgit Kelle. Eine gute Familie besteht damit aus einem Elternteil, das am Leben in der Außenwelt teilnimmt, während das andere Elternteil zum Wohle des Kindes darauf verzichtet. Außerdem soll die klassische Familie geschützt werden, während alle anderen Familienmodelle wohl nicht als schützenswert gelten. Es ergibt sich somit erneut eine rechtspopulistische Unterscheidung zwischen einer richtigen bzw. besseren und einer falschen Lebensform. 

Betrachtung antifeministischer Äußerungen 

Doch nicht nur das Wahlprogramm der AfD offenbart einige antifeministische Aussagen. Im Folgenden soll es um die Betrachtung von Äußerungen gehen, welche von Mitgliedern der AfD getätigt wurden und antifeministische Merkmale enthalten.

Der Kampf gegen Migration ist eines der großen Themen der AfD. Problematisch sind generell eher Migranten und Migrantinnen als Einheimische. So überrascht es nicht, dass in der Diskussion um die bereits erwähnte #MeToo-Debatte mit zweierlei Maß gemessen wird. So twitterte Beatrix von Storch von 
„barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“
,während André Poggenburg fragt,
„ob es keine wirklichen Probleme gibt“.
Zunächst ist festzustellen, dass die Aussage von Herr Poggenburg eindeutig als antifeministisch einzustufen ist, da sie nicht nur eine feministische Aktion oder Argumentation kritisiert, sondern ein Kernthema des Feminismus als unwichtig abstempelt. In Kombination mit dem zeitnah erschienenen Tweet von Beatrix von Storch ist interessant zu sehen, dass es wohl einen Unterschied bedeutet, welche Nationalität oder Religion derjenige hat, welcher für die sexuelle Belästigung verantwortlich ist. Der Unterschied scheint sogar so gravierend zu sein, dass die Spannweite von barbarisch zu unwichtig reicht.

Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative für Deutschland, hatte das Thema Frauen und Feminismus für sich entdeckt und 2014 eine Facebook-Aktion gestartet, wobei junge AfD-Anhänger Bilder mit Plakaten posteten, welche Sprüche zeigten wie
„Ich bin kein Feminist, weil eine Mutter genauso wertvoll ist wie eine Vorstandschefin!“
oder
„Ich bin kein Feminist, weil Familie wichtiger ist als Karriere und ich den Genderwahn stoppen will“.
Wie in den Kommentaren jedoch klargestellt wurde, ist die Familie nicht für den Mann, welcher das Plakat hochhielt, wichtiger, sondern hat für Frauen wichtiger zu sein, da sie ja sowieso weniger verdienen als Männer. Diese Aussage ist besonders interessant, da die Aktion eigentlich verdeutlichen soll, dass der Feminismus sein Ziel der Gleichberechtigung erreicht hat und deswegen doch einfach mal Ruhe geben soll.

Die Tatsache, dass eine Frau sowieso weniger verdient und die Familie nur für die Frau wichtiger sein sollte als die Karriere, beschreibt genau die Problematik, gegen welche der Feminismus schon so lange kämpft. Es scheint unter den Jungen Alternativen wohl einige Männer zu geben, welche sich von dem wandelnden Bild des Mannes und der arbeitenden Frauen in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen.

„Deutsche Frau! Halte dein Blut rein“, postete die AfD-Abgeordnete Franziska Lorenz-Hoffmann. Dieser Post kann in Zusammenhang mit dem Blog des Identitären Martin Sellner gesehen werden, welcher sich 2016 mit der „Identitären Frauenfrage“ auseinandersetze. Er kommt zu dem Schluss, dass Frauen durch Bilder von leidenden Kindern z.B. in Kriegsgebieten emotional erpressbar sind. Die weiblichen Triebe verleiten sie dazu, einer von ihm genannten, „Masseneinwanderung“ zuzustimmen.

Sellner erdreistet sich zwar nicht, das Frauenwahlrecht allgemein infragezustellen, jedoch wird darauf verwiesen, dass die weibliche Emotionalität nichts in der Politik zu suchen hätte. Letztendlich wird die Frau als ein von Gefühlen fremdgesteuertes Wesen angesehen, das nicht in der Lage sei, rationale Entscheidungen zu treffen bzw. weitreichende Folgen zu erkennen. Dies entspricht ziemlich genau dem von Antje Schrupp beschriebenen Erkennungsmerkmal für eine antifeministische Aussage.

Die subjektive Einschätzung von Frauen wird hier als nicht zurechnungsfähig beschrieben und damit von vorneherein nicht ernstgenommen. Die Aussage von Lorenz-Hoffmann unterstellt der Frau sozusagen, dass sie darauf hingewiesen werden muss, das aus rechtspopulistischer Sicht Richtige zu tun, da sie keine eigenständige Entscheidung treffen kann. Da die Entscheidung, eine Beziehung mit einem nicht-deutschen Mann einzugehen, auf emotionaler Erpressbarkeit beruht und nicht auf ihrer selbstbestimmten Entscheidung. 

Fazit

Abschließend soll die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Antifeminismus und Rechtspopulismus im Rahmen dieser Seminararbeit beantwortet werden. 

Zunächst wurde ein Blick auf den Feminismus und den daraus entstehenden Antifeminismus geworfen, wobei sich zeigte, dass es nicht den einen Feminismus, sondern ganz viele sehr unterschiedliche, manchmal sogar gegensätzliche Feminismen gibt. Daraus ergibt sich, dass es auch nicht den einen Antifeminismus mit einheitlichen Argumentationen gibt.

Dennoch konnten Gemeinsamkeiten, welche wohl die meisten Antifeministen und Antifeministinnen teilen, herausgearbeitet werden. So soll hier der Begriff der „Femokratie“ abschließend noch einmal Erwähnung finden. Er beschreibt die Auffassung, dass Feministinnen und Feministen den Mann in eine Opferrolle drängen und ihn seiner Rechte berauben. Diese geraubten Rechte sind jedoch meist vormalige Privilegien, welche zuvor die Rechte der Frau beschränkt haben.

Auch wurde festgestellt, dass sich zwar die Rolle der Frau im letzten Jahrhundert stark gewandelt hat, die Rolle des Mannes sich jedoch erst allmählich beginnt zu wandeln. Aufgrund dessen gibt es einige, die bei diesem Wandel nicht mitkommen und sich in ihrer Männlichkeit verletzt fühlen. Früher gehörten sie zu der Gruppe der Privilegierten und nun zu der der Abgehängten. Für jemanden, der diese Erfahrung macht, ist die Vorstellung, zum „wahren Volk“ zu gehören, natürlich verlockend und hier beginnt die Überschneidung von Antifeminismus und Rechtspopulismus.

Wie sich gezeigt hat, gibt es einige argumentative Überschneidungspunkte zwischen dem Antifeminismus und dem Rechtspopulismus, beispielsweise auch in Bezug auf den Begriff der „Femokratie“, welcher sich mit der antielitären Einstellung des Rechtspopulismus vergleichen lässt.

Ein weiterer gemeinsamer Punkt ist die Vorstellung von einer guten Familie. Hier bevorzugen beide das klassische Familienmodell, wobei der Vater der Ernährer und die Frau die ihm untergebene Hausfrau und Mutter ist. Bereits die Familienkonstellation, wenn sie nicht freiwillig gewählt ist, sondern als Ideal vorgegeben wird, kann als antifeministisch angesehen werden. Die Aufgabenteilung verläuft nicht gleichberechtigt und der eine Aufgabenbereich wird als wichtiger bzw. überlegen angesehen. Da dies auch als das bevorzugte Familienmodell in rechtspopulistischen Kreisen gilt, kann in diesem Punkt sicherlich eine Verbindung zwischen Antifeminismus und Rechtspopulismus gezogen werden.

Abschließend soll erneut darauf hingewiesen werden, dass nicht jegliche Kritik am Feminismus als Antifeminismus verstanden werden kann. Außerdem gibt es wie im Feminismus auch im Antifeminismus unterschiedliche Strömungen, die sich verschiedene Schwerpunkte gesetzt haben. Es ist sicherlich auch möglich, ein Rechtspopulist, jedoch kein Antifeminist zu sein. Dennoch kann festgestellt werden, dass gerade Themen wie Familie, Gender oder Gleichberechtigung der Geschlechter von Antifeministinnen und Antifeministen ähnlich gesehen werden wie von Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten. Daher lässt sich zumindest in diesen Themenfeldern eine klare Verbindung zwischen Antifeminismus und Rechtspopulismus erkennen. 

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