Freitag, 23. April 2021

Frauen und Rechtspopulismus in Europa

In diesem Beitrag stellt Philipp Soos folgenden Text vor: 

Elies, Stefanie / Gutsche, Elisa (2018): FES-Publikation "Triumph der Frauen? The Female Face of the Far and Populist Right in Europe"; Gender-Blog der Friedrich-Ebert Stiftung: https://www.fes.de/internationaler-frauentag-2018/gender-blog/beitrag-lesen/triumph-der-frauen-the-female-face-of-the-far-and-populist-right-in-europ/ 

[Dieser Text bildet das Vorwort der FES-Publikation, die hier im Volltext als pdf-Dokument zur Verfügung steht: http://library.fes.de/pdf-files/dialog/14630.pdf]

Denkt man an rechte Parteien wie die AfD oder die PiS-Partei aus Polen, so hatte man das Gefühl, dass sie das alte Frauenbild befürworten: Die Frau, die kocht und putzt und damit die Klischees der klassischen Hausfrau erfüllt. Nun scheint sich das Bild zu wandeln. Mehr Frauen in Führungspositionen der Parteien und damit verbunden aktiver Wahlkampf für weibliche Stimmen prägen das Bild der rechtspopulistischen Parteien.

So kommt es, dass immer mehr Frauen rechts wählen - und das, obwohl diese Darstellung von rechtspopulistischen Parteien nur vordergründig ist. Sie vertreten meist weiterhin ihre regressiven Vorstellungen einer „traditionellen Familien- und Geschlechterordnung (…) mit Forderungen nach weiteren Einschnitten reproduktiver Rechte von Frauen“. Am Beispiel der PiS-Partei wird es sogar sehr deutlich, wie rechtspopulistische Parteien zu Frauen und Frauenrechten stehen. Dort werden demokratische Grund- und Bürgerinnenrechte der Frauen nach und nach eingeschränkt, seitdem die Partei in der Regierung sitzt.

Wie kommt es aber nun dazu, dass immer mehr Frauen rechts wählen? Diese Frage stellen sich Dr. Stefanie Elies und Elisa Gutsche und haben einen sehr interessanten Beitrag in ihren Gender-Blog der Friedrich Ebert Stiftung veröffentlicht. In diesem Blog werden Fragen rund um "Frau und Rechts" durch eine sehr interessante Studienreihe mit dem Titel "Triumph der Frauen" anhand von Länderstudien erörtert.

Fakt ist, dass es einen Wandel bei den Frauen gibt. Gab es in den letzten Wahlperioden immer eine Tendenz nach links, so tendieren Frauen mittlerweile (auch) nach rechts. Demnach sollte man vom typischen Rechts-Wähler (weißer Arbeiter) Abstand nehmen und das ganze Gebilde differenzierter betrachten.

Es ist weitgehend bekannt, dass Rechtspopulisten als Hauptthemen "den Islam" und die "Überfremdung" haben. Also ist es auch nicht wirklich verwunderlich, wenn es beim Thema "Frau" auch wieder mit Muslimen zu tun hat. Die rechtspopulistischen Parteien inszenieren sich als Beschützer der Frauenrechte. Hierbei ist aber nicht unbedingt die Frau gemeint, sondern die weiße Frau, die vor den "frauenfeindlichen Immigranten" (und vorwiegend muslimischen Immigranten) geschützt werden muss.

Bis hierhin geht der Schutz der Frau. Geht es aber um häusliche und sexualisierte Gewalt von weißen Tätern, wird dies zumeist als "Gender-Gaga" abgetan und mit dem Begriff "ausufernder Staat" abgeblockt. Im Rechtspopulismus soll das kulturell homogene Staatsvolk erhalten bleiben. Zu diesem Gedankengut gehört nun mal das klassische Familienbild, in der die Frau als Mutter und Hausfrau fungiert.

Innerhalb der rechtspopulistischen Parteien könnte man quasi von einem verkehrten Bild sprechen. Immer mehr Frauen werden als Gesicht der Parteien wahrgenommen. Prominenteste Beispiele in Deutschland wären Frauke Petry und Alice Weidel. Wahrscheinlich ist einer der Gründe für diese Front-Row-Frauenpower der, dass sich die rechten Parteien ein größeres Feld an WählerInnen erhoffen. Ihr Image wird „freundlicher“ und offener und bietet dadurch auch Menschen in der Mitte die Möglichkeit, über eine Wahl rechter Parteien nachzudenken.

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