Freitag, 23. April 2021

Rechtspopulismus, Antifeminismus und Corona

In diesem Beitrag stellt Philipp Soos folgende Studie vor:

Blum, Rebekka / Rahner, Judith (2020): Antifeminismus in Deutschland in Zeiten der Corona-Pandemie; Studie Nr. 01 im Rahmen der Studienreihe der Friedrich-Ebert-Stiftung "Triumph der Frauen. Das weibliche Antlitz des Rechtspopulismus und -extremismus in ausgewählten Ländern"; http://library.fes.de/pdf-files/dialog/16899.pdf

[Zu weiteren Studien der Studienreihe zu Großbritannien, USA und Österreich gelangt man ausgehend von folgender Seite: https://www.fes.de/themenportal-gender-jugend/gender/triumph-der-frauen-ii]

Grundlegend erstarken rechte Parteien in Krisen und wenn es zu Veränderungen im gesellschaftlichen Raum kommt. Nun haben wir durch die Corona-Pandemie ein Krisenszenario und die feministischen Bewegungen sorgen für einen gesellschaftlichen Wandel, der auch in Recht und Politik für Veränderung sorgt. Ein Beispiel hierfür wäre die Debatte über die Einführung eines dritten Geschlechts. Kommt es zu solchen Umbrüchen, „halten sich manche Akteur_innen verstärkt an vermeintlich gesellschaftlichen „Wahrheiten“ wie Zweigeschlechtlichkeit fest, beziehungsweise wehren sich gegen vielfältige Lebensweisen“ (S. 3).

Auch die Corona-Pandemie wird von rechten Gruppierungen genutzt, um gegen Gleichstellung und Feminismus vorzugehen. Beatrix von Storch twitterte:

„Große Krisen schaffen auch Klarheit: Wir brauchen Krankenschwestern und keine Diversity-Berater, Naturwissenschaftler und keine Gendergaga-Experten“ (S. 4).

Auch Gauland vertritt die These, dass die Menschen sich auf Grund der Corona-Pandemie in gewohnte, sichere Strukturen zurückziehen:

„Das Virus hat auch der EU eine Lektion erteilt. Es hat der Union im Wortsinne ihre Grenzen aufgezeigt. In der Krise ziehen sich die Menschen in die soliden und vertrauten Strukturen zurück. Das ist im Kleinen die Familie, im Großen der Nationalstaat“ (S. 5).

Damit werden die mobilisierungsfähigsten Narrative mit der Corona-Pandemie verbunden.

„Das Schließen der Grenzen gegen Migration, die Sicherung und Stärkung der Nation gegenüber der verhassten Europäischen Union sowie die Familie als schützenswerte „Keimzelle“ des deutschen Volkes“ (S. 5).

Dazu kommt, dass durch die Corona-Pandemie viele Kindertagesstätten geschlossen sind und somit die Familie und in der rechten Auslegung insbesondere die Mutter sich um den Haushalt und um die Kinder kümmern muss.

Auch das "Kindeswohl" wurde häufig von Rechtspopulisten eingefordert als etwas, das angeblich durch Feminismus und Gendering in Gefahr sei. Angeführt wurden beispielsweise Bücher, die Kinder schon ab fünf Jahren aufklären, was Homosexualität ist. Da Rechtspopulisten nur für eine traditionelle Beziehung zweier Menschen sind (also Mann und Frau), greift dies ihr Gedankengut an. Durch den Begriff "Kindeswohl" machen sie sich in dieser Thematik aber greifbarer für die Mitte, sodass hier auch die Wählerschaft angesprochen wird, die nicht unbedingt rechts sein muss.

Schlussendlich kann man sagen, dass die rechten Parteien versuchen, salonfähig zu werden. Die Wählerschaft der Mitte ist entscheidend für den Wahlerfolg. Die Thematik "Familie und Frau" ist in der Corona-Krise nicht sehr gefragt als politisches Thema, bietet aber den rechten Parteien die Chance, anschlussfähig zu erscheinen und trotzdem ihre eigentliche Politik des Fremdenhasses und der anti-elitären Haltung weiterzuführen.

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