Mittwoch, 10. April 2019

Paul Scheffer und die Geographie einer grenzenlosen Gesellschaft

Der niederländische Soziologe und Journalist Paul Scheffer von der Tilburg University wirkte beim 14. Bundeskongress Politische Bildung als Redner in der Sektion 5 mit dem Titel „Besorgt, ängstlich und wütend: emotionale Rezeptionen gesellschaftlicher Umbrüche“. Im Folgenden sollen einige seiner zentralen Thesen bezüglich rechtspopulistischer Phänomene dargestellt werden.

Scheffer plädierte während seines kurzen Vortrags dafür, in der Auseinandersetzung mit populistischen Phänomenen zunächst den geographischen Aspekt anstelle des sonst üblichen soziologischen zu betrachten. Unter „Geographie“ versteht Scheffer in erster Linie das Ausmaß von Mobilität in einer globalisierten Welt. Diese fällt für viele Menschen geringer aus, als oftmals angenommen. Er führte aus, dass auch heute noch viele Menschen ein Leben lang an dem Ort leben, an welchem sie geboren wurden.


Scheffer argumentierte, dass in vielen Bereichen die Globalisierung unser tägliches Leben nicht offensichtlich berührt. Telekommunikation, Internetkommunikation und Kommunikation über soziale Netzwerke wie Facebook spielen innerhalb von Ländergrenzen eine viel größere Rolle als über Ländergrenzen hinweg. Scheffer sprach in diesem Zusammenhang von einer „growing disconnection between the daily life of citizens and globalised bank sectors etc.“.

Wenn man Migration und Immigration über eine Langzeitperiode hinweg betrachtet, so Scheffer, lassen sich wiederkehrende Muster feststellen. Es kommt demnach immer zur Segregation zwischen „Eingewanderten“ und „Einheimischen“ sowie der Entstehung von Parallelgesellschaften, Konflikten und ablehnenden Emotionen der Mehrheitsgesellschaft gegenüber den Eingewanderten. Sofern diese Prozesse gewaltfrei bleiben, erfolgt letztlich die Anpassung und das Arrangieren mit den neuen Umständen und Mitbürgern.

Scheffer kritisierte die von Regierungen oftmals postulierte Überforderung und Machtlosigkeit als Reaktion auf Migrationsbewegungen. Klare Regulierungen und klare Antworten kreieren eine Perspektive der Aktion und kollektiven Verantwortung, so Scheffer.

Paul Scheffer beschreibt in seinem Buch „Die Eingewanderten. Toleranz in einer grenzenlosen Gesellschaft“ die Geschichte, Politik und Ursachen von Migration, wodurch eine Basis für die Analyse unserer heutigen Konflikte geschaffen wird.

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