Samstag, 17. November 2018

Protokoll zur Sitzung am 08.11.18: AfD / Front National

Protokoll von Johanna Milewski

Merkmale der AfD
  • Kritik an Eliten (= anti-elitär)
  • anti-pluralistisch
  • sehen sich als (allein legitime) Vertreter des "einzig wahren Volkes"
  • Volk wird als homogene Gruppe gesehen
  • Dualismus: „reines Volk“ vs. „korrupte Elite“
  • „korrupte Elite“ als Grund, warum die AfD nicht an der Macht ist ("Lügenpresse", Verschwörungstheorien etc.)
  • zweifacher Ausschluss: Abgrenzung sowohl „nach oben“ als auch „nach unten“ (Minderheiten)
  • Markenkern: Flüchtlingsthematik
  • Rhetorik: Framing, Ausweichen und Umlenken bei unangenehmen Themen, gelenkt wird in Richtung Markenkern, einprägsame Sprache („Messermänner" und "Kopftuchmädchen“); aber: alle Parteien spielen mit der Sprache und verwenden einfache Slogans; das allein ist noch kein Kriterium; rechtspopulistische Parteien neigen jedoch sehr stark zur Vereinfachung etc.
  • Wandlung der AfD: Anti-EU-Partei >>> Anti-Flüchtling- / Anti-Offenheit- /Anti-System-Partei
  • Flüchtlingskrise als Wind in den Segeln: Rechtsextreme zur AfD
  • Grenze nach rechts wird fließender, einige Mitglieder deshalb ausgetreten (z.B. Bernd Lucke)
  • „Rechtspopulistischer Dreibund“ (Holtmann): Neue Rechte, Pegida, AfD
  • Stadt-Land-Gefälle, West-Ost
  • stellen sich in der Opferrolle dar
  • ständige Abwehr/Verteidigung, alles ist Bedrohung
  • Angst/Verunsicherung als Nährboden
  • deshalb Flüchtlingskrise gut für AfD
  • borderline (= Partei ist nicht klar einzuordnen, immer wieder rechtsextremistische Elemente, schwer zu greifen, oszillieren zwischen Anti-Eliten und Anti-System)
Everhard Holtmann: „typisch deutsches rechtspopulistisches Krisen-Reaktions-Muster“: Verunsicherung >>> in Frage stellen der Demokratie >>> Freund-Feind-Verhältnisse (statt Ausgleich, Kompromiss) >>> Zusammenschluss nach innen zur Gefahrenabwehr

Aktuelles zur AfD:
  • AfD hat Sprachregelungen aufgestellt, welche Begriffe nicht mehr verwendet werden sollen (als leidenschaftliche Kritiker von "political correctness"!)
  • dadurch will die Partei der Beobachtung durch den Verfassungsschutz entgehen
  • Parteispendenaffäre um die Vorsitzende Alice Weidel (als leidenschaftliche Kritiker der "korrupten Eliten"!)

Front National
  • Gründung: 5. Oktober 1972
  • Gründer: Jean-Marie Le Pen (Jahrgang 1928)
  • rechtsextremes Sammelbecken, Antisemitismus
  • Beispiele für Skandale und Aussagen:
  • „Ich glaube an die Ungleichheit der Rassen.“
  • bezeichnete die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als „Detail der Geschichte“
  • griff 1997 eine sozialistische Kandidatin körperlich an
  • wurde unter der Tochter Marine 2015 aus der Partei ausgeschlossen 
Karriere von Marine Le Pen im FN:
  • 1998 Leiterin des juristischen Dienstes der FN
  • 2000 Vorsitzende der FN-Jugendorganisation
  • 2003 stellvertretende Vorsitzende des FN
  • 2011 Le Pen setzt sich gegen B. Gollnisch als Parteivorsitzende durch
  • 2012 Niederlage in der Präsidentschaftswahl gegen F. Hollande
  • 2017 21,3% für Marine Le Pen im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl, Einzug in die Stichwahl, dann deutliche Niederlage gegen Macron (66% zu 34%) 
Schwerpunkte von Marine Le Pen (seit 2011):
  • Neuausrichtung, Entdiabolisierung
  • „ökonomischer Patriotismus“
  • Ende der Männerpartei
  • systematische Erweiterung der Parteiinhalte
  • Erreichen einer breiten Gesellschaftsschicht
  • von rechtsextremer zu rechtspopulistischer Partei
  • 2018: Umbenennung in „Rassemblement National“
Statements von Le Pen:
  • will ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft
  • möchte freies, sicheres, erfolgreiches Frankreich
  • möchte aus der NATO austreten
  • eine eigene Währung für die Unabhängigkeit Frankreichs
  • anderes Wirtschaftsmodell
  • Arbeitsplätze an Franzosen
  • ausländische Mitarbeiter sollen zusätzliche Steuern zahlen
  • automatischer Familiennachzug soll verboten werden
  • Frankreich hat keinen Bedarf und keine Kapazität für Flüchtlinge
  • Verbot und Auflösung von Organisationen mit fundamentalistischen Zügen
  • Verbot von Moscheen
  • Verbot öffentlicher Fördergelder
  • Referendum über die Todesstrafe
  • mehr Gefängnisse
Wer wählt FN?
  • in den letzten Jahren stetige Steigerung in den Wahlergebnissen
  • auch viele jüngere Wähler
  • Wähler aus der Unterschicht
  • je niedriger der Bildungsstand, desto eher wurde FN gewählt
  • ebenso verhält es sich mit einem niedrigen Monatsgehalt
  • auch Wähler mit akademischen Berufen (z.B. Lehrer)
  • Beweggründe:
  • Angst um Arbeitsplätze
  • hohe Jugendarbeitslosigkeit
  • Angst der Unterschicht vor Armut
  • Angst vor Überfremdung
  • Terrorismus
  • schlechte Arbeitsbedingungen
  • man fühlt sich abgehängt (Peripherie)

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