Samstag, 3. November 2018

Protokoll zur Länderstudie Deutschland / AfD

Protokoll von Tobias Warth

Zusammenfassung der Pflichtlektüre (Everhard Holtmann: Völkische Feindbilder, S. 65-93) durch Dr. Ragnar Müller:

Rechtspopulistischer Dreibund
  • AfD: Neugegründete Protestpartei
  • Pegida: Empörung der Straße
  • Neue Rechte: Intellektuelle Vordenker
  • gemeinsamer Nenner: "Volk"
Ursachen
  • Sorgen vor den Folgen ungebremster Zuwanderung und durch Terror zunehmende Islamophobie verschaffen dem (völkischen) Nationalismus Auftrieb
  • Vertrauensverlust in etablierte Parteien/Politiker und damit verbunden Protest(wählerInnen)
  • Zukunftspessimismus (ökonomisch und kulturell), Verunsicherung (dieser Faktor markiert am eindeutigsten die Parteipräferenz für die AfD: „alles geht den Bach runter“)
Rechtspopulistisches Krisen-Reaktions-Muster
  • typisch deutsch
  • Gefühl der Verunsicherung führt zu schleichender Demontage des Demokratieverständnisses (Politik und Politiker machtlos, egoistisch etc.)
  • Freund-Feind-Schema statt Interessenausgleich durch Aushandeln und Kompromiss („wir hier unten“ gegen „die da oben“)
  • Angst um innere Sicherheit und vor Überfremdung (Muslime)
  • „Lösung“: Rückbesinnung auf das Volk (deutsche Abstammung und Lebensart); nationaler Zusammenschluss nach innen zur Gefahrenabwehr
Entwicklung der AfD -  von einer rationalen zu einer rechtspopulistischen Protestpartei

2013: von marktliberalen Ökonomen (um Bernd Lucke) als Anti-Euro-Partei gegründet (rationale Protestpartei); aber: Von Anfang an auch nationalkonservativer Flügel und Richtungsstreit sowie populistische Rhetorik

2015: Richtungsstreit eskaliert, rechter Flügel um Frauke Petry und ostdeutsche Landesverbände setzt sich durch; damit Wandel von einer rationalen zu einer rechtspopulistischen Protestpartei; damit verbunden ideologische Umorientierung: Vom Neoliberalismus zum Sozialstaats-Chauvinismus (Sozialstaat nur für die "wahren Deutschen") - nach Spaltung: Absturz in Umfragen auf < 5%

„Flüchtlingskrise“ als idealer Nährboden (Bedrohungsgefühle, Überfremdungsängste) "rettet die AfD: Zuwanderung und Flüchtlinge als neuer „Markenkern“; immer weitere Verschiebung nach rechts(extrem)

2016: Grundsatzprogramm: „Sammelsurium“ (Holtmann)
  • Radikaler Anti-Liberalismus mit völkisch-nationalem Grundton
  • unzählige Bedrohungen: „nicht enden wollender Aufruf zur Gefahrenabwehr“
  • bedroht seien: Volk, Nationalstaat, Bargeld, Waffenschein, Familie, deutsche Sprache, Musik und Literatur, deutsche Grenzen, traditionelle Ehe, ungeborenes Leben, Gesundheitssystem, Tierschutz, altes Saatgut 
Strategiepapier: „Doppellektüre“ - 5 Zielgruppen:
  • Bürgerinnen und Bürger, die weitere Euro-Rettungspakete ablehnen
  • Bürgerliche Wähler „mit liberal-konservativer Wertorientierung“
  • Protestwähler
  • Nichtwähler, „die unter den Altparteien nirgendwo ein akzeptables Angebot finden“
  • Bürger mit unterdurchschnittlichem Einkommen („kleine Leute“)
2017: Weitere Radikalisierung auf Parteitag: Weidel und Gauland statt Petry; fließende Grenzen nach rechtsaußen, immer wieder Anklänge an Rechtsextremismus (Höcke); Fazit Holtmann: „programmatisch zwischen aggressiv-völkischen Parolen und biedermeierlicher Deutschtümelei hin und her schwankende Partei“ (S. 91)

AfD-Wahlergebnisse:
Rollenspiel: Fragen an Alice Weidel und Alexander Gauland - Erkenntnisse aus dem Plenum:
  • Fragen wurden nicht direkt beantwortet
  • wechseln von Themen ohne wirklich Fakten zu nennen
  • rhetorisch „um den Finger wickeln“: „Wischi Waschi“
  • es war keine Diskussion möglich, wie das mit anderen Politikern vielleicht der Fall gewesen wäre
  • Altlasten der regierenden Parteien werden hauptsächlich aufgegriffen
  • Sachebene wurde auf emotionale Ebene umgemünzt
  • Ausweichen als Strategie
  • Inszenierung der Opferrolle: stets Verteidigungshaltung
  • Übertreibung und Unsachlichkeit

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen