Ein Beitrag von Katharina Lander
Populistische Bewegungen haben in den letzten Jahren in Europa und den USA einen rasanten Aufstieg erlebt. Sie alle werfen der Demokratie vor, von Eliten missbraucht zu werden und dem Volk entfremdet zu sein. Besonders die Bewegungen des rechten Spektrums sind davon geprägt, einer romantisierten vergangenen Zeit nachzutrauern und mit Furcht und Skepsis in die Zukunft zu blicken. Dieses Phänomen beschreibt Colin Crouch in seinem Buch „Postdemokratie revisited“ (Suhrkamp 2021) als nostalgischen Pessimismus und bringt damit eine interessante Spezifizierung in den Fachjargon ein.
Nach Crouch sind nostalgische Pessimisten davon überzeugt, dass die Welt ein kleiner werdender Raum ist, in dem ihnen ihr Platz schrittweise streitig gemacht wird. Hierbei mischen sich in ihren Köpfen Bilder einer "guten alten Zeit" mit einer sich rasant ändernden, aus ihrem Blickwinkel negativen und ungewissen Zukunft. Das Zusammenspiel dieser Phänomene schürt Ängste und weckt einen Instinkt des Beschützens des Ist-Zustands beziehungsweise darüber hinaus des Wiederherstellens vergangener Verhältnisse. Hierbei fühlen sich die nostalgischen Pessimisten politisch immer weniger repräsentiert.
„Da die Parteien des Mainstreams nostalgischen Regungen keinen Platz einräumen und lieber für stete Veränderung und das werben, was sie jeweils für Fortschritt halten, füllen die neuen konservativen Bewegungen eine Marktlücke, indem sie - historisch zumeist fragwürdige – Bilder einer goldenen Vergangenheit heraufbeschwören und vor einer drohenden Invasion warnen, die „unsere“ heile Welt zerstören werde.“ (Crouch, S. 136)