Donnerstag, 16. Juni 2016

Sozialpsychologische Erklärung für Rechtspopulismus

In dem bereits im vorigen Posting zitierten Beitrag "Volkes Stimme? Rechtspopulistische Überzeugungen der Mitte" (APuZ 40/2015, S. 9-16, Online-Version) von Andreas Zick und Beate Küpper versuchen sich die Autoren an einer sozialpsychologischen Erklärung für den Erfolg des Rechtspopulismus:
Der Rechtspopulismus ist nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil er geschickt an Grundmotive menschlichen Handelns anknüpft und Funktionen vorurteiliger Einstellungen erfüllt: Er liefert vermeintliches Wissen und Erklärungen für gesellschaftliche Zustände und die eigene Misere, gibt Bindung und Anerkennung in der Eigengruppe, dient der Selbstaufwertung in Abgrenzung zu und Abwertung von anderen und trägt zum Erhalt und zur Legitimierung eigener Kontrolle und Macht auf Kosten anderer bei. Er weitet sich aus und radikalisiert sich im sozialpsychologischen Prozess der Gruppenpolarisierung: Menschen in einer Gruppe, die ihre Ansichten mit anderen, die ähnliche Meinungen haben, austauschen, bestärken sich gegenseitig und neigen dazu, sich auf der Suche nach Bestätigung und Anerkennung noch zu übertreffen. Auf diese Weise radikalisieren sich auch jene, die zuvor nur relativ schwach und vage die Ansichten der anderen in der Gruppe teilten. Rechtspopulistische Einstellungen aus der Mitte werden damit "normal", sagbar und ihrerseits durch Politik und Medien auch jenseits rechtspopulistischer Akteure aufgegriffen. Dies bestärkt wiederum in Rückkopplung die Meinungen in der Mitte. (S. 15)
Dass gerade dieser Effekt der wechselseitigen Bestätigung und Radikalisierung mit den Sozialen Medien eine neue Qualität und Reichweite erhalten hat, wird in dem Beitrag nicht erwähnt, scheint aber auf der Hand zu liegen. Dahingehend argumentiert beispielsweise auch Sascha Lobo in seiner Kolumne auf Spiegel Online: "Wir schlittern in die Schreispirale".

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