Skudlarek, Jan (2019), Wahrheit und Verschwörung. Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist, Reclam.
Rezension
Autorin: Charoula Kostakopoulou
Jeder, der ein elektronisches Gerät besitzt, ab und an in sozialen Netzwerken unterwegs ist oder den Fernseher einschaltet, wird mit Begriffen wie Fake News oder Verschwörungstheorien konfrontiert. Und wir alle glauben, dass wir uns gut mit dem Thema auskennen, eben weil wir täglich davon hören. Jan Skudlareks Buch „Wahrheit und Verschwörung“ ermöglicht uns einen anderen Blickwinkel auf Geschehnisse, die wir nie hinterfragt haben, und alles belegt durch Quellen und Beispiele.
Nachdem man das Buch gelesen hat, sollte man keine Probleme damit haben, Begrifflichkeiten wie die oben genannten zu definieren oder in einer Unterhaltung korrekt zu verwenden. Das Buch beinhaltet einige Karikaturen, Screenshots von Tweets (wie z.B. des US-Präsidenten Trump) oder kleine Infokästen mit Ereignissen, die uns vielleicht noch nicht bekannt waren, aber ein Beweis für die Macht von Fake News darstellen.
Um seine These, dass es Wahrheit doch gibt, zu hinterlegen, zählt der Autor einige Verschwörungstheorien auf, zum Beispiel #klimalüge, #impfen, #derfalscheputsch. Gemeinsam haben diese Theorien, dass Menschen dahinter stehen, die voll und ganz davon überzeugt sind. Solche Theorien sind nur entstanden, um "die eigentlichen Übeltäter" zu entlarven. Übeltäter wie die Pharmaindustrie, Staatschefs, die Terroranschläge inszenieren und, und, und.
Doch wie kommt man darauf, mit so großer Überzeugung an solche Theorien zu glauben? Hier trifft man auf typisch rechtspopulistische Ideale: das Gefühl, keine Macht zu haben. Gegen die Elite antreten zu müssen. Ein niedriger Bildungsstand. Das Bedürfnis, aus der Masse herausstechen zu müssen. Und tatsächlich finden diese Menschen treue Anhänger, die ihren Befehlen folgen. Kinder werden nicht geimpft, ein Hass gegen die Regierung entsteht.
Doch woran erkennt man letztendlich, was Wahrheit und was Verschwörung ist? Skudlarek selbst bezeichnet es als „soziale Wahrheit“. Wahr ist das, was das Geschehnis am besten beschreibt. Unterstützt wird die Wahrheit durch wissenschaftliche Belege und das Vertrauen in Menschen, die in den Themengebieten als Experten gelten. Nur ist das fehlende Vertrauen an die Menschheit einer der vielen Gründe, wieso Verschwörungstheoretiker so großen Zuspruch in der Gesellschaft finden.
Für die wahren Anhänger der Verschwörung ist es zu spät. Einmal ein Extremist, wird man selten wieder neutral. Doch Jugendliche, die Generation Z, Zweifler, das sind diejenigen, die noch offen für die Wahrheit sind. Darum ist frühe Aufklärung so wichtig. In unserem Zeitalter, wo Netzwerke wie YouTube, Twitter und Instagram das Internet dominieren und man Beiträge posten kann, deren Inhalt nicht geprüft wird, muss man die Allgemeinbildung der Menschen auffrischen, ihnen erklären, wie man Wahrheit von Lügen unterscheiden kann.
Skudlareks Buch ist eine erfrischende Abwechslung zu anderen dicken, politikwissenschaftlichen Wälzern die in langen, komplizierten Sätzen versuchen, das Interesse der Menschen zu erwecken, und besonders für Neulinge in diesem Themengebiet zu empfehlen. Man bekommt einen Einblick und fängt an, bisher bekannte Fakten zu hinterfragen.
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