Samstag, 29. Dezember 2018

Rezension zu Herbert Auinger: Die FPÖ

Auinger, Herbert (2017), Die FPÖ. Blaupause der Neuen Rechten in Europa, Promedia.

Rezension

Autor: Moritz Gaus

In diesem Buch beschäftigt sich der Politikwissenschaftler und Hörfunkjournalist Herbert Auinger auf knapp 200 Seiten mit dem Parteiprogramm und der Weltanschauung der rechtspopulistischen Partei FPÖ (Freiheitliche Partei Österreich), einer der größten Parteien Österreichs.

In einer kurzen Einleitung erläutert Auinger das Ziel, welches er mit Schreiben des Buches erreichen will: Genaue Kritik an der Weltanschauung der neuen Rechten üben. Die öffentliche Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Parteien seien, zu seinem Missfallen, geprägt von unwahren Unterstellungen.

Samstag, 22. Dezember 2018

Rezension zu Johannes Hillje: Propaganda 4.0

Hillje, Johannes (2017), Propaganda 4.0. Wie rechte Populisten Politik machen, Dietz.

Rezension

Autorin: Ina-Marie Schnelle

In seinem 2017 veröffentlichen Buch „Propaganda 4.0“ versucht Johannes Hillje zu erörtern und zu erklären, mit welchen Kommunikationsstrategien rechte Populisten versuchen, uns zu beeinflussen, und in was für einem Verhältnis sie dabei zu verschiedenen Medien stehen. Insbesondere geht er dabei auf die AfD ein, aber auch andere europäische Parteien werden zum Vergleich herangezogen.

Johannes Hillje wurde 1985 geboren und hat an der London School of Economics einen Master in Politics and Communication und an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz einen Magister in Politikwissenschaft und Publizistik gemacht. Seitdem hat er viel Arbeitserfahrung gesammelt, indem er im Kommunikationsbereich der Vereinten Nationen in New York, oder in der heute.de-Redaktion des ZDF tätig war. Er arbeitete auch als Wahlkampfmanager der europäischen Grünen Partei bei der Europawahl 2014. Momentan ist er Politikberater in Brüssel und schreibt einen Blog namens www.RettetdieWahlen.eu.

Laut eigener Aussage lenkt das Buch den Fokus auf die Frage, „mit welchen Mitteln es dem Populismus gelingt, aus den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen politisches Kapital zu schlagen“ (S. 10). Um darauf eine Antwort zu finden, hat Hillje das Buch in drei Teile aufgeteilt. Er startet mit einem Intro, in dem er einen groben Überblick über den Inhalt des Buchs und seine wesentlichen Punkte gibt. Im ersten Teil, den er „Das Rennen nach rechts“ nennt, analysiert er, mit welchen Mitteln rechte Populisten Einfluss auf die Politik nehmen. Im zweiten Teil, „Propaganda 4.0“, geht es darum, wie rechte Populisten verschiedene Medien nutzen und in was für einem Verhältnis sie zu ihnen stehen. Im dritten und letzten Teil, „Demokratie 4.0“, werden Tipps, wie man rechtem Populismus entgegentreten kann, gegeben.

Freitag, 21. Dezember 2018

Rezension zu Everhard Holtmann: Völkische Feindbilder

Holtmann, Everhard (2018), Völkische Feindbilder. Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus in Deutschland, bpb Bonn (Online-Version).

Rezension

Autorin: Tina Kieber

Das Buch beschäftigt sich mit drei zentralen Fragen:
  1. Welche geistigen Vorläufer hat der Rechtspopulismus in Deutschland?
  2. Wie erklärt es sich, dass Rechtspopulismus ein Teil des parlamentarischen Systems von Deutschland werden konnte?
  3. Was sind gesellschaftliche Ursachen für den Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland?
Bevor Holtmann diesen Fragen nachgeht, definiert er den Begriff „Rechtspopulismus“, indem er wichtige Merkmale des Rechtspopulismus aufzählt. Als wichtigstes Merkmal des Rechtspopulismus nennt Everhard Holtmann die Spaltung eines Landes in Eliten und einfaches Volk, wobei Rechtspopulisten der Meinung sind, dass sie das „wahre Volk“ vertreten, somit also antipluralistisch sind und eine Alternative zum „Versagen der herrschenden Politik“ anbieten. Laut Holtmann begreifen Rechtspopulisten Politik also als „Freund-Feind-Verhältnis“ (S. 10).

Laut Holtmann sorgt Rechtspopulismus für Abgrenzung. Als Beispiel hierfür nennt er die Abschottung eines Landes von anderen Kulturen. Rechtspopulisten werden von Holtmann außerdem als sozialchauvinistisch bezeichnet, da für sie das eigene Volk an erster Stelle steht. Für Holtmann ist Rechtspopulismus „antimodern und ökonomisch rückwärtsgewandt“ (S. 10).

Als letztes Merkmal des Rechtspopulismus wird das sogenannte „Opferpathos“ (S. 13) genannt: Rechtspopulisten stellen sich immer als Opfer dar, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Sie arbeiten mit Emotionalisierung und Bedrohungen.

Am Ende seiner Definition von Rechtspopulismus betont der Autor nochmals die für ihn wichtigsten Merkmale:
  1. Eine homogene Vorstellung vom Volk
  2. Eine Rückbesinnung auf den Vorrang des „eigenen Volkes“
  3. Eine Vorliebe für plebiszitäre politische Partizipation
  4. Eine politische Kriegserklärung an die etablierten Machteliten (vgl. S. 14)

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Rezension zum Sammelband „Populismus – Gleichheit – Differenz“

Diendorfer, G.; Sandner, G.; Turek, E. (Hrsg.) (2017), Populismus – Gleichheit – Differenz. Herausforderungen für die politische Bildung, Wochenschau.

Rezension

Autorin: Vanessa Hofmaier

Das Buch „Populismus – Gleichheit – Differenz“ fasst die Inhalte der sechsten und siebten Jahrestagung der Interessengemeinschaft Politische Bildung (IGPB), welche 2015 und 2016 in Österreich stattgefunden haben, zusammen. Dabei ging es 2015 um „Populismus als Herausforderung für politische Bildung“ und 2016 um „Gleichheit und Differenz in der politischen Bildung“. Die Themen sind im Buch in Teil 1 und Teil 2 gegliedert. Dabei äußern sich verschiedene Mitglieder mit ihrem Beitrag, den sie in der Zusammenfassung als Buch veröffentlichen.

„Populismus in Westeuropa. Theoretische Einordnung und vergleichende Perspektiven“ von Frank Decker ist der Beginn des ersten Teils des Buches. Decker gibt einen Überblick über den Populismus und seine Entwicklung in Europa. Dabei teilt er die Erfolgsgeschichte der populistischen Parteien in eine Vorreiter-, Haupt- und Nachzüglerphase ein.

Dienstag, 18. Dezember 2018

Rezension zu Victor Klemperer: LTI

Klemperer, Victor (u.a. 2018), LTI. Notizbuch eines Philologen, Reclam.

Rezension

Autor: Michael Wottschel

Victor Klemperer, 1881 in Landsberg an der Warthe (Polen) geboren, war deutscher Philologe und Romanist. Bis 1935 war er als Professor an der Technischen Hochschule Dresden tätig, ehe er aufgrund seiner jüdischen Herkunft im Rahmen des Reichsbürgergesetzes aus dem Amt entlassen wurde. Dieses Gesetz schränkte die Rechte der jüdischen Bevölkerung stark ein und nahm Klemperer somit die Möglichkeit, wissenschaftlich tätig zu sein. Durch seine Frau, welche im Rahmen des Gesetzes als „arisch“ galt, gelangte Klemperer dennoch an Dokumente und Bücher, die er analysieren konnte. Sein Interesse lag hierbei hauptsächlich auf den Besonderheiten der nationalsozialistischen Sprache.

Im Jahr 1947 veröffentlichte er dann seine Abhandlung „LTI – Notizbuch eines Philologen“, die seine Ergebnisse in 36 Kapiteln zusammenfasst. Der Titel LTI ist die Abkürzung von „Lingua Tertii Imperii“ und bedeutet übersetzt „Sprache des Dritten Reiches“. Hierbei handelt sich nicht um ein reines Sachbuch mit wissenschaftlichen Sprachanalysen. Vielmehr sind auch typische Elemente eines Tagebuchs zu finden. So wird neben der Analyse der Begriffe auch geschildert, in welchem Zusammenhang diese im Leben des Autors vorkamen.

Das Buch bietet somit einen direkten Einblick in die Lebensrealität eines jüdischen Bürgers während der Machtperiode Hitlers und zeigt die damit einhergehenden Konsequenzen auf. Klemperer erzählt beispielsweise von seiner Untersuchung und Schikanierung durch die Gestapo. Auch beschrieb er Interaktionen mit anderen Menschen, die nicht Teil des Staatsapparates waren, wodurch deutlich wird, wie das Verhältnis des Volkes zur NSDAP war. So stelle sich heraus, dass nur ein bestimmter Teil ihrer Wähler überzeugte Nationalsozialisten waren.

In einem Gespräch mit einem Studenten, der Klemperer sehr nahestand, seien folgende Aussagen des Studenten gefallen: „Sie wollen doch nichts anderes als die Sozialisten“ und „Du nimmst das viel zu ernst […] Der Judenrummel dient nur Propagandazwecken. Du wirst sehen, wenn Hitler erst am Ruder ist, dann hat er anderes zu tun, als die Juden zu schimpfen“.

Die Machtergreifung scheint auch einer falschen Einschätzung der NSDAP durch das Volk geschuldet zu sein. Das erste Wort, welches Klemperer als konkret nazistisch empfunden hatte und als erstes in die LTI aufnahm, stammt ebenfalls von besagtem Studenten. Und zwar habe dieser eine „Strafexpedition“ für vermeintliche Kommunisten veranstaltet. Mit diesem Ereignis brach der Kontakt zu dem Studenten ab, und das Wort „Strafexpedition“ war das erste Wort, das Klemperer als konkret nazistisch wahrgenommen hatte.

Ob ein Wort als nazistisch eingestuft werden kann, hängt laut Klemperer nicht von dem Wort an sich ab, sondern von der durch die Nationalsozialisten implizierten Konnotation: „Denn ein Wort oder eine bestimmte Wortfärbung oder -wertung gewinnen erst da innerhalb einer Sprache Leben, sind sie erst da wirklich existent, wo sie in den Sprachgebrauch einer Gruppe oder Allgemeinheit eingehen und sich eine Zeitlang darin behaupten“.

Die Entscheidung, eine Abkürzung als Titel seines Werkes zu verwenden, ist bereits eine sprachliche Besonderheit, denn Abkürzungen waren ein wichtiges Merkmal der NS-Sprache. So sei zum Beispiel der Begriff „Knif“, welcher für die Aussage „kommt nicht in Frage“ steht, gängig gewesen. Die Verwendung von Abkürzungen entstammt, wie viele der von den Nationalsozialisten verwendeten Begriffe, dem Bereich der Technik. Diese Entlehnung technischer Begriffe hatte zum Ziel, Kompetenz und Rationalität auszustrahlen, Vorgänge zu mechanisieren und den Feind zu entmenschlichen.

So wurde aus der totalen Machtübernahme aller politischen Bereiche die aus der Elektrotechnik stammende „Gleichschaltung“, und statt von einem Massenmord wurde von „Säubern“ sowie der „Endlösung der Judenfrage“ gesprochen. Im Gegenzug wurden die wissenschaftlichen Disziplinen jedoch auch zensiert. Die Maßeinheit für die Frequenz „Hertz“ musste aufgrund ihres jüdischen Namensgebers ersetzt werden. Theorien von jüdischen Wissenschaftlern wie Albert Einstein durften nicht länger gelehrt werden. Durch die Verwendung vieler Fachbegriffe seien zudem viele Anglizismen und andere „undeutsche“ Wörter in der LTI vertreten.

Ebenfalls aus dem Amerikanischen übernommen sei „Der Fluch des Superlativs“. Dabei handelt es sich um den häufigen Gebrauch hoher Zahlen und Wörter wie „total“, um Dinge, wie zum Beispiel die militärische Stärke, größer und mächtiger wirken zu lassen. Der Unterschied zum Amerikanischen liege im mangelnden Wahrheitsgehalt der genannten Zahlen. Während Siege mit derartigen Übertreibungen künstlich glorifiziert wurden, wurden Niederlagen relativiert. So wurde nie von einer Niederlage sondern stehts von „Rückschlägen“ gesprochen. Begriffe wie „Niederlage“ oder „Rückzug“ wurden konsequent gemieden.

Die LTI sei außerdem geprägt von einer sprachlichen Armut. Bestimmte Begriffe wurden überproportional verwendet. Diese ständige Wiederholung sorgte für eine starke Verinnerlichung der Konzepte, die die Nationalsozialisten vermitteln wollten. Wörter wie „heroisch“ und „kämpferisch“ wurden stark mit nationalsozialistischen ideologischen Elementen verknüpft und oft in positiven Kontexten verwendet.

Auch bekamen Wörter eine ganz neue Konnotation. Das Wort „fanatisch“, welches vor der NS-Zeit negativ konnotiert war, gelangte während Hitlers Machtperiode zu einer positiven Konnotation. Dass das Wort nach der Niederlage wieder seine ursprüngliche Konnotation annahm, sei ein Indiz dafür, dass Sprachmuster unmittelbar mit Ideologie verknüpft sind. Der Begriff „System“ wurde in der LTI ausschließlich für die Weimarer Republik verwendet und besaß daher während dem Nationalsozialismus eine durchweg negative Konnotation.

In der geschriebenen Form der LTI wurde sehr oft das Stilmittel der ironischen Anführungszeichen verwendet, um oppositionelles Gedankengut zu verspotten. Mit dem Prozess des Gleichschaltens wurde die LTI in alle Bereiche des öffentlichen Lebens gebracht und wurde zur Volkssprache. So wurden die individuellen Sprachmuster verschiedener Gesellschaftsbereiche durch die einheitliche LTI ausgetauscht. Dies hatte eine Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie durch die Sprache zum Ziel, was laut Klemperer auch erheblich zur Indoktrination beitrug.

Die Bedeutung der Sprache bei der Vermittlung von Inhalten wird des Öfteren vom Autor betont. Diese kann nämlich auf mehrere Arten vermitteln. So unterscheidet Klemperer die inhaltliche Vermittlung des Gesagten von dem durch den Wortlaut implizierten Inhalt. Die beiden Inhalte können sich sogar widersprechen.
„Was jemand willentlich verbergen will […]: die Sprache bringt es an den Tag.“.
Im Zusammenhang mit der indoktrinativen Natur der LTI erwähnt Klemperer einen eigentlich gutmütigen Bekannten, der durch seine Karriere bei der Reichswehr all jene Charaktereigenschaften entwickelte, die die LTI ausprägen sollte. So wurde seine Individualität durch ein kollektivistisches Volksdenken ersetzt. Durch die LTI wurde die Bedeutungslosigkeit des Individuums suggeriert, da das Volk an oberster Stelle zu stehen hatte. Die Gleichschaltung der Sprache führte somit auch zur Gleichschaltung der Denkweise ihrer Nutzer.

Neben der indoktrinativen Natur der Sprache geht Klemperer auch auf die Wirkung von Symboliken ein. Der Davidstern, den "Juden" ab dem 19. September 1941 offen auf der Kleidung tragen mussten, war in vielerlei Hinsicht mit subtilen Symboliken versetzt. So sei die gewählte Farbe des Sterns eine Farbe, die „heute noch Pest und Quarantäne bedeutet und bereits im Mittelalter die Kennfarbe der Juden war, die Farbe des Neides und der ins Blut getretenen Galle, die Farbe des „zu vermeidenden Bösen“. Selbst der Aufschrieb „Jude“ ähnelt in seiner Schrift dem Hebräischen, was die Fremdartigkeit des Jüdischen verstärken sollte.

Ausdrücke wie „zackig“ oder „auf Zack sein“ standen in Verbindung mit der Swastika oder den Runen. Die Verwendung von Runen sollte eine Verbindung zum „Urdeutschen“ herstellen. Die Symboliken sollten eine ähnliche Assoziationsstärke auslösen, wie es das christliche Kreuz oder der Davidstern taten und diese ideologisch ersetzen. So war es auch allen SA-Offizieren nicht gestattet, Mitglieder in der Kirche zu sein. Der Nationalsozialismus beanspruchte somit für sich selbst einen religiösen Status. Der religiöse Charakter und die daraus folgende Glorifizierung von Märtyrern hatte den Sinn, die Aufopferungsbereitschaft und den „Kampfgeist“ der Soldaten zu stärken. Hitler nahm dabei gewissermaßen die Rolle eines religiösen Oberhaupts ein. Auch benutzte die LTI religiöses Vokabular:
„Der Nazismus wurde von Millionen als Evangelium hingenommen, weil er sich der Sprache des Evangeliums bediente.“
Man sprach neben „dem Volk“ auch oft von „der Gefolgschaft“. Dass Hitlers Reden, trotz ihrer aufgehetzten und unmelodischen Natur, gut beim Volk ankamen, sieht Klemperer dem Umstand geschuldet, dass sie „dem vom ersten Weltkrieg geschwächten und seelisch zerrütteten deutschen Volkskörper“ in ihrer Wut und Verzweiflung gleichen und damit Repräsentationspunkte bieten würden. Als Beweggründe für den Krieg wird seitens Hitlers die Selbstverteidigung angegeben. Krieg würde man nicht gegen Länder führen, sondern allgemein gegen die Juden. Dies wird in der LTI als „Der Jüdische Krieg“ bezeichnet.

Auch der Sport spielte eine wichtige Rolle in der LTI. Da Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg der Wehrdienst innerhalb der Bevölkerung nicht gestattet war, tarnte man die Militarisierung unter dem Deckmantel der „körperlichen Ertüchtigung“. So wurden während des Krieges auch Begriffe, die aus dem Sport kamen, für kriegerische Aktionen verwendet, so beispielsweise der Ausdruck „auf Sieg kämpfen“.

Selbst auf die Namensgebung von Neugeborenen hatte die LTI ihren Einfluss. So wurden Namen aus dem Alten Testament wie beispielsweise Sara und Lea beim Standesamt für als „arisch“ geltende Kinder verboten. Diese sollten vorzugsweise germanische beziehungsweise nordische Namen wie Dieter, Detlef, Magrit oder Ingrid tragen. Jüdischen Bürgern hingegen wurden die zusätzlichen Namen Sara beziehungsweise Israel aufgezwungen.

Ortsnamen wurden ebenfalls „angedeutscht“, denn aus historischen Gründen gab es viele ursprünglich slawische Orte auf dem Gebiet des deutschen Reiches. Das Wort „Europa“ wurde nur im geographischen Sinne verwendet, da von der Wehrmacht erobertes Land als Deutsches Reich bezeichnet wurde. Der Begriff „Festung Europa“ wurde verwendet, um das „Europa“ der Nationalsozialisten von der Sowjetunion und dem Vereinigten Königreich abzugrenzen.

Die Lektüre des Buches verlangt einiges an Wissen über die französische Literatur von dem Leser, da Klemperer des Öfteren auf diese anspielt. Neben dem sprachwissenschaftlichen Aspekt, welcher das Buch zu einem der wichtigsten Werke der Sprachanalyse des NS-Regimes macht, bietet der dokumentarische Aspekt einen zusätzlichen Anreiz zur Lektüre. Die zunehmende Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung wird aus erster Hand wiedergegeben und bietet einen umfassenden Einblick in die Lebensrealität während der NS-Zeit.

Die Bedeutung des Werkes wird an der konstanten Relevanz und Aktualität seit seinem Erscheinen 1947 deutlich. So lassen sich anhand des Buches Parallelen zwischen der Rhetorik des Nationalsozialismus und der moderner Populisten analysieren und aufzeigen. Daher ist Victor Klemperers Abhandlung „LTI – Notizbuch eines Philologen“ auch heute noch unersetzlich.

Informationen zu Victor Klemperer: https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Klemperer (abgerufen am 17.12.2018)