Samstag, 6. Januar 2018

Rezension zu John B. Judis: The Populist Explosion

Judis, John B. (2016), The Populist Explosion. How the Great Recession Transformed American and European Politics, Columbia Global Reports.

Rezension

Autorin: Allison McGuire

Der Autor dieses Buches, John B. Judis (geboren 1940), schreibt schon seit 1969 diverse Bücher und Artikel über die amerikanische Politik, welche in verschiedenen Zeitschriften etc. erschienen sind. Er arbeitet zurzeit als Redakteur einer politischen Website, die mit dem Motto „Kommentare zu politischen Ereignissen aus einer linkspolitischen Sichtweise“ beworben wird. Judis‘ Analysen bleiben trotz seiner Sympathien zum Linksliberalismus neutral.

In diesem Buch wird versucht, die Hauptfrage, welche schon im Untertitel des Buches genannt wird, wie die Weltwirtschaftskrise die politische Situation in den USA und in Europa beeinflusst und verändert hat, zu beantworten. Dieses Buch wurde vor der Präsidentschaftswahl der USA im Jahr 2016 veröffentlicht. Man kann ihm daher nicht übelnehmen, dass er mit seiner Prognose, wer die Wahl gewinnen wird, falsch gelegen hat.

Zu Beginn des Buches definiert Judis erst einmal, was Populismus bedeutet. Er legt sich mit Hilfe des Historikers Michael Kazin schließlich fest und schreibt:
„Leftwing populism is dyadic. Rightwing populism is triadic.”
Obwohl dieses Buch ein sehr kurzes Werk ist, stellt Judis eine nützliche Zusammenfassung der Geschichte des amerikanischen Populismus vor. Er geht ein auf die Wurzeln des Populismus in den USA, welche sich in der „People’s Party“ aus den 1890er Jahren befinden, und auf die verschiedenen bunten politischen Charaktere wie Huey Long, George Wallace, Ross Perot und Pat Buchanan.

Für Judis machte unter anderem die Reaktion der Konservativen auf die Wahl Obamas den Weg frei für einen konservativen Populisten. Die Tea Party, aber auch „Occupy Wall Street“ setzten Obama ziemlich früh in seiner Amtszeit unter Druck.

Im europäischen Bereich spricht er über das Ende des Wirtschaftsbooms in den 70er Jahren, einer der Hauptauslöser für den Aufstieg vieler rechter Parteien in Europa, die Entstehung der Europäischen Union, die Eurokrise und die verschiedenen Entwicklungen in den europäischen Ländern Griechenland, Spanien, Dänemark, Österreich, Großbritannien und Frankreich.

Die nördlichen europäischen Länder sind durch die Einwanderer, die sich dank der EU frei im europäischen Raum bewegen dürfen, bedrängt und haben sich nach rechts bewegt, wie es am Beispiel Großbritanniens und der Brexit-Wahl deutlich wurde. Die britische rechtspopulistische Partei UKIP spielte eine große Rolle und wurde durch dieselbe Art von Wähler unterstützt wie Donald Trump.

Aber die südlichen europäischen Länder leiden unter wirtschaftlichen Krisen, die mit jener Krise der USA in den 1930er Jahren vergleichbar ist. Diese Länder bewegen sich eher zum Linkspopulismus, also gegen die EU-Eliten.

Dieses Buch gibt einen sehr neutralen Aufschluss darüber, wieso die politische Lage gerade so ist, wie sie ist. Es ist ein sehr interessantes, sachliches Buch über die wirtschaftliche und politische Entwicklung der USA und Europa. Wer also wirklich verstehen will, wieso wir in Europa „plötzlich“ so viele starke populistische Parteien haben, aber auch wissen will, wie Donald Trump an die Macht kam, sollte dieses Buch lesen.

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